Unaufgeregt, aber zielstrebig versuchten sich die Überlinger Narren am Dreikönigstag in schwierigen Zeiten ein Stück Normalität auf dem Weg in die Fastnacht zurückzuerobern. Im Vorjahr war die Fastnacht vollständig der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen und auch dieses Jahr können viele Veranstaltungen nicht wie gewohnt stattfinden.
Dennoch hatten viele guter Dinge ihre Karbatsche ausgepackt und waren zum traditionellen Einschnellen in die Innenstadt gekommen. Auch zahlreiche Zaungäste wollten das Spektakel miterleben, als Punkt 12 Uhr der erste Knall unterhalb des Münsters ertönte.
Die gewohnte Unbekümmertheit wollte angesichts der Omikron-Gefahr allerdings nicht so recht aufkommen. Während auch eine halbe Stunde später oben auf dem Münsterplatz Kinder noch intensiv ihre Karbatsche schwangen, war es unter der Treppe schon wieder ruhiger geworden.
Trotz des beschwörenden Starts kann die Überlinger Fastnacht allerdings auch in diesem Jahr maximal eine halbe Sache werden. Denn Narrenkonzert und Frauenkaffee müssen auch 2022 eine Fiktion bleiben. „Wir waren ja schon in den Startlöchern und hatten mit der Planung begonnen“, sagt Jens-Peter Fräntzki, der Chef des Narrenkonzerts.

Narrenkonzert und Frauenkaffee sind abgesagt
Doch bereits kurz vor Weihnachten habe man sich im Team darauf verständigt, das närrische Saalevent ein weiteres Mal abzusagen, „schweren Herzens“, wie Fräntzki betont. Zuvor habe man sich allerdings mit Beate Braun, der Leiterin des Frauenkaffees, ausgetauscht und ins Benehmen gesetzt. „Wir waren uns schnell einig, dass wir das nicht riskieren können, und beide Veranstaltungen gemeinsam absagen.“
Dass die geplante 50-Prozent-Saal-Belegung einen finanziellen Aderlass dargestellt hätte, war bei der Entscheidung noch die kleinere Sorge gewesen. Noch gravierender war für die Organisatoren die Aussicht, dass in einem ausgedünnten Publikum kaum Stimmung aufkommen kann.

Die größten Bedenken sahen sie allerdings zum einen in der Verantwortung für die Besucher und für das eigene Team. Zwar hatten sie ohnehin eine aufwendige 2G-plus-Regelung vorgesehen, doch allein wenn eine oder zwei der 40 Schlüsselpositionen auf der Bühne oder in der Technik wegen einer Erkrankung ausgefallen wäre, hätte die ganze Veranstaltung „auf wackligen Beinen gestanden“, wie Fräntzki betont.
Schmotziger Dunnschtig als nächster Termin
Nun steht der Schmotzige Dunnschtig als nächster Termin im Fahrplan der Narrenzunft. Wie man mit der Straßenfastnacht umgehen will, ist unter anderem Thema bei der nächsten Vorstandssitzung am kommenden Montag.
Ungeachtet dessen kam beim gewohnten Auftakt am Dreikönigstag etwas Freude auf unter dem Knall der Karbatschen in der Münsterstraße und auf der Hofstatt. Sowohl Aktive als auch Zaungäste waren in deutlich größerer Zahl gekommen als noch im Vorjahr, als es zu Konflikten mit dem Ordnungsamt gekommen war.
Wie sich denn die Stadt auf das Einschnellen vorbereite, hatte deshalb Stadtrat Benedikt Kitt (LBU/Grüne) in der letzten Sitzung vor Weihnachten Oberbürgermeister Jan Zeitler gefragt. Es sei ja keine offizielle Veranstaltung, erklärte Zeitler. Daher könne die Stadt auch keine Auflagen oder Vorgaben machen. Es gelte eben die offizielle Corona-Verordnung, an der sich die Teilnehmenden zu orientieren hätten. Allerdings waren dem Anschein nach weder Polizeibeamte noch Vertreter des Ordnungsamtes vor Ort.
Unter den vielleicht 200 Menschen in der Münsterstraße und auf der Hofstatt trugen manche Masken, viele allerdings auch nicht. Wobei der eine oder andere selbst beim Schnellen mit der Karbatsche einen Mundschutz trug.
Auf die Livemusik der Dampfkapelle mussten aktive und passive Besucher auch in diesem Jahr verzichten. Kein wirklicher Ersatz konnten die närrischen Klänge sein, die aus den Lautsprechern des „Galgenhölzle“ durch die offenen Fenster hinaus auf die Straße drangen. Wer in den Pub hinein wollte, musste am Eingang seinen Impfnachweis vorzeigen.

Die offizielle Spitze der Narrenzunft trat am Dreikönigstag nicht in Erscheinung. Einige Narrenräte waren allerdings unter den Zuschauern auszumachen – teilweise ganz in zivil, teilweise mit spärlichen Insignien der Fastnacht.