An eine Tradition von über 400 Jahren hat die Narrenzunft Überlingen am Samstag zum siebten Mal angeknüpft: fuhr zum Küchlinholen auf der Insel Mainau. In Erinnerung an den seit Mittelalter bis in die frühe Neuzeit vom Überlinger Magistrat gepflegten Heischebrauch ruderten ein Dutzend Narrenräte von Überlingen aus über den See auf die Insel.
Im Jahr 2008 hatten sich Überlingens Narreneltern in Abstimmung mit dem Narrenrat dazu entschlossen, die Tradition der Küchlinfahrt auf die Mainau nach 406¦Jahren wieder aufleben zu lassen. Seither setzten die Narren in den Jahren 2009, 2011, 2013, 2016, 2019 und 2023 über den See.
Zehn Ruderer an den Riemen
Zum Einsatz kam der offene weiße Marinekutter „Julius“ des Vereins für pädagogisches Segeln in Wallhausen. Zehn Narren griffen zu den Rudern. Aus Sicherheitsgründen wurden sie von der Wasserschutzpolizei Überlingen, einem Boot der DLRG mit drei Mitgliedern sowie Rainer Seige mit einem weiteren Boot begleitet. Nach knapp zweistündiger Hinfahrt empfing die Hofnarrenzunft Mainauer Paradiesvögel die Überlinger Besucher an Land. Unterhalb der Zunftstube tauschten Narren symbolträchtige Gastgeschenke aus.
Flüssige Gastgeschenke werden ausgetauscht
Zunftmeister Kai Lehmann von den Paradiesvögeln freute sich, dass die Tradition erhalten wird. Er überreichte der Überlinger Narrenmutter Stefan Mayer einen großen Geschenkkorb, unter anderem voll geräucherter Würste, auf der Mainau gewonnenem Honig, Zitronen und Orangen aus dem Palmenhaus und etwas geschmacklich verstärktem Eierlikör. „Für zwei Jahre tät‘ das auf jeden Fall jetzt reichen“, freute sich Kai Lehmann in Anbetracht dessen, dass die Küchlinfahrten in etwa zweijährigem Rhythmus weiterhin stattfinden sollen.

Ganz ohne leere Hände waren die Überlinger nicht gekommen, hatten ein Ruder mit Hochprozentigem gefüllt. „Jetzt habt ihr zwei Jahre Zeit, das leer zu kriegen“, sagte Narrenvater Achim Friesenhagen unter dem Gelächter der Paradiesvögel. „Na gut, ihr ruft einfach an, wenn ihr‘s leer habt“, fügte er an. Und Narrenmutter Stefan Mayer überreichte Mainaus Zunftmeister den silbernen Stern, der eigentlich nur Überlinger Gesellen und Narrenräten zusteht.
Narrensamen freut sich über die frischen Küchle

Frisch gestärkt traten die Räte die Rückfahrt an, allerdings teilweise mit Unterstützung der Wasserschutzpolizei. Große Freude herrschte dann bei der Ankunft in Überlingen in Höhe der Seeschulen. Nachdem das Bürgerliche Artilleriekorps mit seiner Kanone drei Mal Salut gefeuert hatte, verteilten die Narren rund 600 frisch gebackene Fasnetsküchle an den Narrensamen. Aber auch die erwachsenen Begleiter durften beherzt zugreifen.