Normalerweise spielen am Schmotzigen Donnerstag alle mit: Der Oberbürgermeister, die Narreneltern, und meistens auch das Wetter. Rathauserstürmung, OB-Absetzung, das wäre der normale Lauf der Dinge.

Das Spiel mit OB Jan Zeitler fand in diesem Jahr nicht statt. Narrenvater Thomas Pross begründete: „Des Verordnungsdickicht isch zu dicht, da verliersch de Durchblick samt der Sicht.“ Bekanntlich gab es im vergangenen Jahr Missstimmungen zwischen Zunftstube und Rathaus wegen konträrer Auslegungen der Coronaverordnung. Pross: „Im Rathus herrschen immer no andere Zeite, die dunt vielleicht Strafzettele für uns Narre vorbereite“.

Statt OB-Absetzung luden die Narren nun Dekanin Regine Klusmann sowie die Pfarrer Kai Tilgner und Bernd Walter zum Empfang hinters Rathaus, auf den Münsterplatz. Pross bat darum, den Zweig eines Narrenbaums zu segnen: „Des wär für uns ein Fingerzeig. Ihr seit doch Fachleut uf dem Gebiet, dass es mol wieder e räte Fasnet git.“

Stadtpfarrer Bernd Walter erteilte allem Trübsinn eine Absage: „Denn im Kreis der Miesepeter, mit ihrem Motzen und Gezeter, wird schon nach recht kurzer Dauer, selbst der süßeste Honig sauer.“
Pfarrer Kai Tilgner heftete den Narreneltern einen Orden in Fischform ans Revers, als Zeichen aller Menschenfischer, zu denen durchaus auch die Narren zählen.
Dekanin Regine Klusmann ließ einen segenhaften Konfettiregen niedergehen. Es solle niemand den Glauben daran verlieren, dass es auch wieder eine bessere Fastnacht gibt. Ihr Segensgebet galt auch dem Frieden, „ganz besonders heut und hier“. Und Ihr Segen war verbunden mit dem Dank an die Narreneltern, die nach 16 Jahren ihr Amt abgeben.
Wolfgang Lechler war sichtlich gerührt, als Klusmann Konfetti warf und dazu sprach: „Segen für Dich in allen Farben dieser Welt. Wie Konfetti soll er Dich umhüllen, um Dich herumwirbeln, denn Du bist wunderbar mit all Deinen Farben und Formen.“