Von einer Erstürmung der Überlinger Schulen kann nicht die Rede sein. Eher von einem vornehmen Anklopfen. Die Bestimmungen der Coronaverordnung verboten es den Narren, Brezeln auszuteilen und mit lautem Schellen die Schüler aus den Klassenzimmern zu fegen.

Der Schmotzige Donnerstag war somit auch in Coronajahr zwei ein anderer. Doch gar nichts zu machen, wie im letzten Jahr, das kam für die scheidenden Narreneltern Wolfgang Lechler und Thomas Pross nicht infrage.

Ihnen ist es wichtig, der nachwachsenden Generation so viel an närrischem Brauchtum nahezubringen, wie in diesen Zeiten möglich. Gerade jetzt, im letzten Jahr ihrer Amtszeit, bevor Narrenmutter Wolfgang Lechler und Narrenvater Thomas Pross ihr Amt abgeben.
Auf ihrer Abschiedstour fuhren sie erstmals mit der Pferdekutsche auf die Schülhöfe, was vor allem bei den Schülerinnen Eindruck machte. „Die Pferde sind die Attraktion“, stellte Thomas Pross erfreut fest.

Wie an einer Perlenkette wurden zuerst die Schülerinnen und Schüler der Wiestorschule und der Franz-Sales-Wocheler-Schule vom Unterricht befreit, sodann fuhr die Kutsche mit den Narreneltern beim Gymnasium und bei der Realschule vor.

Statt einen Brezelsegen auszuteilen, reichten die Narreneltern ganze Tüten voller Gutsele. In Klassenportionen vorbereitet, durfte jeweils eine Lehrkraft oder eine Schülerin, ein Schüler, die Tüte für den Rest der Klasse in Empfang nehmen – um sie coronakonform zu schlecken.
Die Narreneltern und ihr Gefolge aus Narrenräten leuchteten in der Vorfrühlingssonne. Der Spielmanns- und Fanfarenzug blies den Narrenmarsch, Lechler und Pross tanzten einen Walzer auf dem Schulhof, die beiden Pferde Nenzi und Nina stieben lautstark durch die Nase, bevor ihre Hufe auf dem Pflaster klapperten.
Narrenrat Frido Mandausch gab die neue Schulordnung vor. Diesmal ging sein Rufen nicht im allgemeinen Juhu des Schmotzigen Donnerstag unter. Am Gymnasium reichte ihm Rektor Hans Weber das Mikrophon im Sekretariat, worauf Mandausch in allen Klassenzimmern zu vernehmen war: „Verboten wird der Unterricht, Schulschwänzen ist ab sofort die Pflicht.“ Und: „Wer seine Hausaufgaben macht, wird mit Schulverweis bestraft.“ Das ließen sich die jungen Leute nicht zwei Mal sagen.

Vielleicht ging alles ein bisschen gesitteter zu. Doch auch so kann eine glückseelige Fastnacht funktionieren und Brauchtum vermittelt werden. Davon jedenfalls waren die Narreneltern am Ende ihrer Tour überzeugt. Eine Lehrerin an der Franz-Sales-Wocheler-Schule sagte: „So schön war‘s noch nie.“