Der Termin stand schon länger fest, denn eigentlich hätten sich die NVHB-Zünfte am vergangenen Sonntag in Owingen treffen wollen. Eine große Veranstaltung mit hunderten Hästrägern und noch mehr Schaulustigen hätte es werden sollen. Doch große Treffen sind aktuell undenkbar – jedenfalls die realen. Darum wichen die Narren auf eine virtuelle Plattform aus.
Diesmal steht die Kommunikationstechnik den Narren im Weg
Sonntag, Punkt 14 Uhr, sollte das Owinger Narrentreffen virtuell beginnen. Das tat es dann doch nicht. Diesmal stand nicht das Coronavirus, sondern die Kommunikationstechnik den Narren im Weg. Die Server brachen zusammen. Wenn sich die Narren ins virtuelle Geschehen einklicken wollten, bekamen sie statt farbenfroher Hästräger frustrierende Fehlermeldungen: „Service Unavailable“ oder „Internal Service Error“. Erste Erkenntnis hierzu vom NVHB-Präsidenten Hespeler: „Mit so viel Zuspruch haben wir nicht gerechnet.“ Ein Schelm, wem dabei der Ausspruch vom „Opfer des Erfolgs“ einfällt. „Schließlich ist es das erste Mal, dass wir sowas machen“, argumentierte Hespeler.

Nicht virtuell, sondern ganz real agierten Daniel Faschian und sein Team in der Technik im Hintergrund des Narrentages. Sie wurden schier von Teilnehmern überrannt; die Narren standen im Datenstau. Erst als sich einige von der Internetseite abwandten und die Daten schneller fließen konnten, hatten Faschian und sein Team ab 15.30 Uhr wieder die Möglichkeit, den geplanten Pfad einzuschlagen. Schließlich sollten die Narren im Häs coronakonform daheim feiern und die Fotos von ihrer Feier dem technischen Team per WhatsApp schicken.
838 WhatsApp-Nachrichten mit jeweils drei bis vier Fotos
„838 WhatsApp-Nachrichten mit jeweils drei bis vier Fotos haben wir bekommen“, konnte der Narrenpräsident nach Ende des Narrentages bilanzieren. Bis Sonntagabend waren 26 000 Besucher auf der Narrentag-Internetseite des NVHB. „Überwältigt“ war das Wort, das Hespeler in seinem euphorischen Fazit am häufigsten verwendete. „Wahnsinn“ mit einem langgezogenen „a“, „das hätten wir nie gedacht, noch nie hatten wir so viele Gäste an einem Narrentag. Alle Zünfte haben mitgemacht.“ Die Maxime sei gewesen, drei Stunden gemeinsam Spaß zu haben.
Es gab jedoch auch kritische Stimmen zum virtuellen Narrentag, wie von Dieter Kelm, Zunftmeister der Mimmenhausener Goldkäfer. „Das Fastnachtliche funktioniert nur live. Im Virtuellen wirkt es bemüht und erreicht nicht die Mehrheit“, meinte Kelm im Vorfeld der Veranstaltung. Das reale Beisammensein sei wichtig für die Narren. Im Nachgang nahm er aber einige Kritikpunkte zurück, denn dann hatte auch er wieder Zugriff auf die Narrentagsseite im Internet. Er habe damit gerechnet, dass nur die Zunftmeister Grüße senden. Kelm erkannte jedoch an, dass „von allen Gruppen aus allen Orten Beiträge kamen“. Doch er bleibe seiner Kritik. „Wir sollten das Feiern ein Jahr gänzlich ausfallen lassen.“ Umso hungriger wären die Narren dann 2022: „Ich glaube, nächstes Jahr werden wir viel wilder feiern.“
Die Narrenvereinigung
1958 kam bei einem Narrentreffen die Idee einer Narrenvereinigung auf. Am 16. Februar 1959 trafen sich in Wahlwies die Initiatoren erneut und konkretisierten ihre Pläne. Am 19. April 1959 wurde im Gasthaus Mohren in Volkertshausen schließlich die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee von 24 Gründungsmitgliedern aus der Taufe gehoben. Aktuell gehören 120 Narrenzünfte der NVHB an, verteilt auf sechs Landschaften.
Am Sonntag, 31. Januar von 14 bis 17 Uhr soll das abgesagte Präsenz-Narrentreffen in Hoppetenzell als zweiter virtueller NVHB-Narrentag stattfinden.
www.narrenvereinigung-hegau-bodensee.de