Alles hat ein Ende, doch Höhepunkte hat die Überlinger Fastnacht viele, die mit dem großen Sonntagsumzug quasi auf die Zielgerade eingebogen ist. Nahezu 90 Minuten währte das ebenso farbige wie lebendige Spektakel, das von der Überlingen Narrenkapelle und den Hänsele turbulent eröffnet wurde und das die Nußdorfer Schnecken in standesgemäß gemächlichem Tempo zu einem glücklichen Ende brachten.
Dazwischen lag ein kurzweiliges Defilee von Mäschgerle und Musikgruppen aus Stadt, Land und Umgebung. Zahlreiche Zuschauer hatten die Plempersperre korrekt überwunden und genossen den Trubel vielfach als kreativ geschminkte Zaungäste, die Brezeln und Bonbons gerne entgegennahmen. Zwischendurch belohnten Sonnenstrahlen die Anstrengungen der Narren und hielten fast bis zum Ende des Umzugs durch.
Groß und klein freute sich auch, wenn sie von den schnurrenden Hänsele quasi gehänselt wurden. Die Narreneltern kamen nicht hoch zu Ross daher, sondern skandierten von der Kutsche ihr „Horig, horig...“, in das das Publikum gerne einstimmte und mit dem geschlungenen Laugengebäck belohnt wurde.
Für ordentliche Lärm sorgten nicht nur die knallenden Karbatschen, sondern auch die Sipplinger Kriesenrätscher mit ihrem ohrenbetäubenden Sound, der manchen gerne auf einen Kirschbaum flüchten hätte lassen. Sie hatten allerdings auch ihre Musikkapelle mit einem harmonischeren Klang mitgebracht. Die Badisch Pipes and Drums schließlich bewiesen einmal mehr ihre melodische Flexibilität, als sie den Überlinger Narrenmarsch auf dem Dudelsack spielten. Choreografisch meisterhaft präsentierte sich der Musikverein Harmonie Lippertsreute, der mit seinen Blasintrumenten auch im Gegenstromprinzip nicht aus dem Takt kam.

Kurz vor dem Umzug hatten sich ein großer Teil der Überlinger Löwen zu einem Gruppenbild vor dem selbst ernannten Löwenbrunnen eingefunden, um ihre Rudelstärke unter Beweis zu stellen. Selbst ein drei Monate altes Jungtier präsentierte sich erstmals den Kameras. Später folgten die roten Raubkatzen mit ihrem blonden Mähnenmeer den Hänsele auf dem Fuß. Auch alte Wieber und Altwieberiche genossen den Zuspruch des Publikums und bedankten sich mit Süßem und kleinen Getränken.
Weiter im Aufwind scheinen auch die Hexen zu sein. Der starken Owinger Maskenzunft versuchten die heimischen Rengo-Hexen mit Respekt einflößenden Masken und mächtigen Besen Paroli zu bieten. Alte Bekannte sind die Nellenburger Waldhexen, die sich seit jeher gerne im Überlinger Umzug präsentieren. Zahm daher kamen dagegen die Disendorfer Katzendopenschliefer mit ihrem „Miau“.
Kreativität bewiesen auch viele freie Gruppen, die die Zuschauer zum Lachen brachten. Eine ganze Herde von Black Bulls versprachen Flügel und ganz neue Flugerfahrungen. Skiläufer auf Rädern erprobten ihr Programm gegen eine schneearme Zukunft und rasten die Franziskanerstraße downhill. Mehr auf Meditation setzte die Yoga-Board-Schule, die Entspannung auf dem Wasser verhieß.
Die Zimmermannsgilde indessen schnappte sich am liebsten junge Zuschauerinnen, um sie mit Sägemehl einzustäuben. Ja, einsamer Rufer war mit seinem Werbetross zur Suche eines OB-Kandidaten unterwegs. Inwieweit er fündig wurde, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.