Damit die Fasnet und das damit verbundene Brauchtum im zweiten Coronajahr nicht gänzlich von der Bildfläche verschwindet, organisiert der SÜDKURIER auch 2022 wieder einen närrischen Video-Wettbewerb. Zahlreiche Zünfte und Vereine aus der Region haben teilgenommen und ein Video eingereicht – mit dabei sind auch einige Narrenvereine aus dem Bodenseekreis. Wir haben mit fünf Vereinen über ihre Teilnahme und das Video gesprochen.
Gardemädchen tanzen durch Hagnau
Zu den Narrengruppen, die beim Wettbewerb dabei sind, gehört auch die Garde des Hagnauer Narrenvereins Eule. Sie geben in ihrem Video einen einstudierten Showtanz zum Besten. Den wollten sie eigentlich an den Saalveranstaltungen während der Fasnet aufführen, die coronabedingt nun alle abgesagt wurden.
„Anfang des Jahres haben wir den Tanz einstudiert und regelmäßig geprobt“, erzählt Olivia Erbgut, Leiterin der Garde-Gruppe. Damit die Choreografie und die zahlreichen Proben nicht ganz umsonst waren, entschieden sich die elf Frauen aus Hagnau, aus ihrem Tanz ein Video zusammenzuschneiden.

Etwa fünf Stunden habe der Dreh gedauert. „Wir haben einmal am Landungssteg getanzt und einmal an der Wilhelmshöhe. Beides sind bekannte Orte in Hagnau, so wollten wir unsere Verbundenheit zur Gemeinde zeigen“, erklärt Erbgut. Nun heißt es für die Tänzerinnen: In den Sozialen Medien für ihr Video werben.
„Natürlich versuchen wir, so viel Reichweite zu bekommen, wie irgendwie möglich“, sagt Olivia Erbgut und schmunzelt. Sollte die Garde-Gruppe beim Wettbewerb gewinnen, soll das Preisgeld in zwei neue Häser investiert werden. Bleibt dann noch etwas übrig, steht ein gemeinsamer Ausflug auf dem Programm.
Fanfarenzug Meersburg präsentiert Allerlei-Tanz
Auch der Fanfarenzug aus dem Nachbarort Meersburg hat ein Video beim SÜDKURIER-Wettbewerb eingereicht. Anders als die Garde-Gruppe aus Hagnau haben die Mitglieder des Fanfarenzugs kein neues Video aufgenommen, sondern haben auf ihr Repertoire aus den vergangenen Jahren zurückgegriffen.

„Im Video ist einer unserer Auftritte beim Allerlei zu sehen“, erzählt Max Mayer, Vorsitzender des Fanfarenzugs. Mit der Teilnahme am Wettbewerb wollen die Musiker zeigen, dass ihnen die Fasnet fehlt – und die damit verbundene Geselligkeit. „Wir alle vermissen die Fasnet schweren Herzens und sind traurig, dass die Veranstaltungen nun ein zweites Jahr in Folge nicht stattfinden können“, sagt Mayer.

Die Mitglieder des Meersburger Fanfarenzugs hoffen, dass zahlreiche Freunde beim Video-Wettbewerb für sie abstimmen. „Sollten wir gewinnen, werden wir das Geld in die Jugend investieren“, berichtet Mayer. „Gerade bei den Auftritten sind immer so viele Kinder und Jugendliche dabei, die gar kein Instrument spielen. Denen wollen wir etwas zurückgeben.“
Seniorentanz im Daisendorfer Rathaus
„Wir haben es lange vor uns hergeschoben und am Ende dann doch ein Video eingereicht“, erzählt Marion Kaja und lacht. Sie ist Zunftmeisterin der Daisendorfer Narrenzunft Sumpfgeister. Gemeinsam mit den weiteren Vorstandsmitgliedern führte Kaja während der Fasnet 2019 einen „Seniorentanz“ auf, wie sie ihn selbst nennt.

Dieser Tanz ist nun zum Inhalt für das Wettbewerbsvideo geworden. „Wir hatten uns damals alle als Senioren verkleidet, mit Rollator und Perücken“, blickt die Zunftmeisterin zurück. „Es sah wirklich witzig aus.“ Mit dem Video und der Teilnahme am SÜDKURIER-Wettbewerb möchte Marion Kaja einen Beitrag zur Fasnet im Dorf leisten.
„Uns ist es wichtig, das Brauchtum zu erhalten. Auch und gerade weil wir mit 70 Mitgliedern nur eine kleine Narrenzunft sind“, sagt sie. Wenn das Video der Sumpfgeister beim Wettbewerb genügend Stimmen erhält und es für einen Preis reicht, würde das Geld in ein gemeinsames Hüttenwochenende investiert – „um die Kameradschaft im Verein wieder zu aktivieren“.
Virtueller Hemdglonker der Nußdorfer Schnecken
Auch die Narrengesellschaft Schnecken Nußdorf hat ein Video an den SÜDKURIER geschickt. Es zeigt Ausschnitte von Hemdglonkerumzügen aus den vergangenen Jahren sowie zahlreiche Bilder von Zunftmitgliedern im weißen Gewand.

„Normalerweise findet unser Hemdglonker am Mittwoch vor dem Schmotzigen Donnerstag statt. Weil wir dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge keinen Nachtumzug organisieren können, haben wir ein Video aus Erinnerungen zusammengeschnitten“, erzählt Zunftmeister Ralf Kretz.

Er lobt das Engagement der Narrenvereine in der Region, viele seien beim SÜDKURIER-Wettbewerb dabei. „Jeder Verein, der etwas für das Brauchtum macht, hat bei dem Wettbewerb eine Stimme verdient“, findet Kretz. „Gerade in der Coronazeit, wenn es schwieriger ist, die Fasnet zu erleben, kann man mit solchen Aktionen trotzdem ein Zeichen setzen.“
Mühlhofener Narrensamen beweist Schauspieltalent
Mit einem etwas anderen Video ist der Narrenverein Mühlhofen beim Wettbewerb dabei. Der kurze Film zeigt den Narrensamen des Vereins: Kinder, die in der Grundschule ihre Schauspielkünste zum Besten geben. „Wir haben es von Anfang an sehr befürwortet, dass die Kinder etwas auf die Beine stellen wollen“, sagt Narrenvater Thomas Schinn, der gemeinsam mit Narrenmutter Christian Rothmund für den Nachwuchs im Verein zuständig ist.

Schinn sei stolz auf das Schauspieltalent der Nachwuchsnarren und meint: „Das Video kann sich wirklich sehen lassen.“ Normalerweise würden die etwa 50 Kinder und Jugendlichen des Narrenvereins bei der Narrenparade ihr Talent für die Bühne unter Beweis stellen – dieses Jahr sei man coronabedingt auf das Videoformat ausgewichen.

Narrenvater Thomas Schinn würde sich für die Kinder freuen, wenn sie mit dem Video einen Preis gewinnen. „Das Geld würde der Jugend zugutekommen, einen Teil davon würden wir außerdem in den Kinderball investieren, wenn er dann mal wieder stattfinden kann“, sagt er.