Ein Blick in das Magazin „Myself“ verrät alles: In der Redaktion mögen vielleicht Spezialisten für schicke Frisuren und hübsche Mode sitzen. Von Wohlbefinden am Bodensee haben sie keine Ahnung. Worüber berichten sie sonst so? Wie man nach einer durchzechten Nacht in Windeseile seine Schönheit aufpoliert: Schwellungen minimieren, Make-up auftragen, so lauten die Tipps.
Vermutlich wurde Friedrichshafen ähnlich aufgehübscht, als das Magazin den Häflern eine Art Lebkuchenherz mit schnell verblassenden Liebesschwüren umhängte. Sonnenstunden und Wassertemperatur wurden als Kriterien angelegt. Jedenfalls hat die Jury bei der Kür Friedrichshafens zur schönsten See-Stadt viel Make-up aufgetragen und dabei eines übersehen: Überlingen! Hier fünf Gründe, gedacht als eine Liebeserklärung.
Die längste Uferpromenade
Nicht nur die schönste, sondern auch die längste Uferpromenade liegt vor Überlingen. Zwischen Goldbacher Kapelle im Westen und Strandbad Ost liegen vier Kilometer Fußweg, auf denen man einen unverstellten Blick auf den Bodensee genießt. 40 Kilometer See, eine Linie bis zur Rheinmündung, das wirkt wie ein Ozean. Historische Handelshäuser, Parks und Gärten, über Kopfsteinpflaster oder an natürlichem Ufer flanieren, Kaffee trinken und Steinchen hüpfen lassen – oder zwischendurch schnell mal ins Wasser tauchen: Diese Abwechslung und Fülle ist einzigartig am Bodensee.
Die schönsten Bäder
Westbad, Ostbad, Strandbad Nußdorf, Therme: Das sind vier Bäder mit ganz unterschiedlichem Charakter. Oasen der Ruhe, Remmidemmi für Jugendliche, Sicherheit für Kleinkinder, Wellnesstempel – für jeden Geschmack gibt es das passende Bad. Und wer keinen Eintritt zahlen möchte, der findet entlang des Überlinger Ufers viele Badestellen, an denen man schlick-, algen- und mückenfrei ins Wasser kommt. Denn das große Plus hier ist die Geologie, das steile Ufer, das rasch in die Tiefe fällt und beim Schwimmen Beinfreiheit beschert.
Die paradiesischsten Gärten
Überlingen war schon vor der Landesgartenschau eine Gartenstadt, ist mit neuen Parks und Gärten jetzt aber noch grüner geworden. 1875 wurde der unter Denkmalschutz stehende Stadtgarten angelegt, alte Baumbestände und Rosenlauben entzückten jedes frisch verliebte Paar – und nicht nur die. Ein Pfad verbindet die Grünflächen zu einem grünen Band, über das jeder staunt, der zuvor bei einem Besuch auf der Mainau gemeint hatte, er sei dort schon im Paradies angekommen.
Die tiefste Stadtschlucht
Andere Städte haben vielleicht die schöneren Hochhausschluchten. Die historische Stadt Überlingen, die mit ihrer Altstadt für sich genommen einen ersten Platz verdient, hat einen richtigen Canyon, mitten in der Stadt. Wie das? Er wurde im Mittelalter von Menschenhand geschaffen und schützte die Reichsstadt vor Angriffen mit Kanonen. Man gewinnt in den Stadtgräben den Eindruck, als hätte hier ein Fluss sein Bett tief in den Fels gegraben – was für ein Kontrast zwischen Natur und Stadt.
Die erholsamste Destination
Kuren, Kneippen, Fasten: Überlingen ist DIE Adresse für die Schönen und Reichen dieser Welt, und eben nicht Friedrichshafen. In den Überlinger Kur- und Fastenkliniken lassen sich Promis aus Hollywood eine neue Fitness und gutes Aussehen verpassen, und geben in den Boutiquen und Restaurants noch ganz nebenbei ordentlich viel Geld aus. Damit schließt sich der Kreis: Es ist verwunderlich, dass die Jury das übersehen konnte.