Sieben Bürger, darunter zwei Stadträte, nahmen am Auftaktworkshop des Fußverkehrs-Checks im Kursaal teil. Baubürgermeister Matthias Längin erläuterte, warum die Stadt Überlingen sich für die Teilnahme an der Initiative des Landes beworben hat: „Überlingen hat viele fußläufige und historische Verbindungen, gerade die historischen sind selten barrierefrei.“ Außerdem sei das Zufußgehen die natürlichste Form der Fortbewegung, die oft auch die kürzesten Wege ermögliche.

Der Fußverkehrs-Check wurde vom Verkehrsministerium in Stuttgart ausgeschrieben. Überlingen gehört zu den 15 ausgewählten Kommunen, die nun die Situation des Fußverkehrs vor Ort mit Unterstützung durch das Fachbüro Planersocietät unter die Lupe nehmen können.

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„Zufußgehen ist das bislang vergessene Verkehrsmittel“, begann Moderator Lukas Schröder-Schilling von der Planersocietät. Der Experte aus Dortmund wird den Prozess in Überlingen begleiten. Die Beteiligung der Bürger soll eine wichtige Rolle bei der Analyse und Suche nach Lösungen einnehmen. Schröder-Schilling erläuterte kurz die Vorgehensweise: Der Auftaktworkshop diente dazu, mögliche Schwachstellen zu lokalisieren. Weiter sind zwei Begehungen – ebenfalls gemeinsam mit Bürgern – vorgesehen, die Ergebnisse werden anschließend in einem Abschlussworkshop sowie im Gemeinderat vorgestellt.

Beim Auftaktworkshop wurden die Teilnehmer zunächst zum Plan mit der Überschrift „Untersuchungsraum Kernstadt und ihr Umfeld“ gebeten. Hier konnte jeder Erfahrungen und Kritikpunkte anbringen. Ein Bewohner der Jakob-Kessenring-Straße lenkte den Blick gleich auf ein Dauerthema der Verkehrsplaner: Die Bürgersteige hier seien zu klein, der Verkehr zu stark und damit die Gefahrenlage hoch, von der Aufenthaltsqualität ganz zu schweigen. Gelobt wurden dagegen die neue Gestaltung der Hafenstraße und die Ruhe in der Christophstraße währende der Landesgartenschau (LGS).

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Den LGS-Zeitraum bezeichnete Schröder-Schilling als „interessante Verkehrsschau“ und fragte, ob das so bleiben solle. „Wir brauchen hier nicht mehr Verkehr. Wir haben ja jetzt beides erlebt“, sagte ein Anwohner. Matthias Längin ergänzte, dass für solche Veränderungen die Hürden hoch seien und die übergeordneten Behörden bisweilen bremsen würden.

Sowohl die Situation an der Burgberg- als auch die an der Wiestorschule wurde von den Teilnehmern als gefährlich eingestuft. Nicht gut kam der gesamte Bereich um den Bahnhof weg. Mangelnde Barrierefreiheit durch unzureichend abgesenkte Bordsteine im ganzen Stadtgebiet mahnte eine Bürgerin an. In der Owinger Straße fehlten die Bürgersteige ganz, so die Teilnehmer weiter, und die Sankt-Ulrich-Straße diene dem Durchgangsverkehr. Als solche wäre sie auch einst erschlossen worden, brachte Längin in Erinnerung.

Die Beiträge der Teilnehmer wurden auf Karten gesammelt. Vorschläge, die bereits per Mail eingegangen waren, sollen ebenso ...
Die Beiträge der Teilnehmer wurden auf Karten gesammelt. Vorschläge, die bereits per Mail eingegangen waren, sollen ebenso berücksichtigt werden. | Bild: Sabine Busse

Fördergelder im Bereich Hochbild- und Lippertsreuter Straße

Auf einer zweiten Tafel ging es um den Bereich Hochbild- und Lippertsreuter Straße. Hier moderierte Stadtplaner Thomas Kölschbach das Gespräch. Er wies darauf hin, dass dieser Bereich als Sanierungsgebiet eingestuft ist. „Hier bekämen wir Fördergelder im Gegensatz zur Innenstadt“, so Kölschbach. Die Runde war sich einig, dass das Entree der Stadt unattraktiv, unübersichtlich und für Fußgänger irritierend sei. Wenn viele Schüler unterwegs seien, komme es nicht selten zu gefährlichen Situationen. Angesprochen wurden auch einige Alternativen in Form von parallel zur Lippertsreuter Straße verlaufenden Wegen und Straßen. Als Ziel wurde ein durchgehender und entsprechend ausgeschilderter Fußweg benannt.

Die Beiträge der Bürger wurden alle auf Karten notiert. Die Organisatoren des Fußverkehrs-Checks werden jetzt die passenden Straßen für die Begehungen auswählen.