Auch nach der Ausgabe eines weiteren Kontingents an Saisonkarten reißt die Kritik am Westbad nicht völlig ab. Betriebsleiter Peter Koop wirbt für seine Situation, stößt aber nicht bei allen auf Verständnis. Koop: „Bei allen Entscheidungen haben wir versucht, unter Einhaltung der strengen Auflagen der Corona-Verordnung unseren Gästen trotzdem eine hohe Aufenthaltsqualität zu bieten und auch Stammgästen so weit wie möglich entgegenzukommen – aber auch das hat in dieser besonderen Zeit eben Grenzen.“

Nicht 50, sondern 80 Restkarten

Nach dem überraschenden Verkauf von 250 Saisonkarten vergangene Woche gab das Westbad am Montagmorgen weitere 50 Karten aus. Und nochmal weitere 30, weil der Andrang so groß war. Kirsten Stüble aus Überlingen etwa stand als eine der ersten bereits um 7.15 Uhr an der Kasse, beziehungsweise schickte ihren Mann, den sie später ablöste. Koop: „Keine Frage, der Andrang war groß und wir haben unser Kartenkontingent nun endgültig erschöpft. Wir wollten heute nach Möglichkeit alle Gäste zufriedenstellen, und haben daher noch weitere 30 Saisonkarten, insgesamt also 80 Stück, aus unserer letzten Reserve verkauft.“

Nach 47 Minuten hieß es: Ausverkauft!

Um genau 9.47 Uhr seien alle Tickets verkauft gewesen, berichtet Koop. Wer sich erst um 9.30 Uhr oder noch später anstellte, ging leer aus. Die maximale Besucherzahl liegt bei 750 Gästen gleichzeitig, die Inhaber der Saisonkarten haben einen garantierten Platz. Alle anderen müssen sich Einzeltickets vorab sichern, das macht den Eintritt unsicher und teurer. Daran entzündete sich in den vergangenen Tagen Kritik, die allerdings auch gestern nicht ganz abriss.

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Erich Ruh startet Unterschriftenaktion

Badegast Erich Ruh zählte zwar zu denen, die ein Ticket ergattern konnten. Hinter das Vorgehen macht der Gemeinderatskandidat von LBU/Grüne allerdings Fragezeichen: Das Verfahren, bei dem sich die Badegäste am Montagmorgen im Regen in eine Schlange stellen mussten, halte er für „unwürdig“, abgesehen davon, dass davon nur die profitieren, die auch die nötige Zeit hatten, also nicht bei der Arbeit, in der Schule, oder im Urlaub waren.

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Unbestreitbar sei zwar, dass in Corona-Zeiten vieles anders läuft. „Das aber so zu regeln, dass nur einzelne Bürger in den Genuss einer Saisonkarte kommen, zeugt von wenig Interesse, diesen außerordentlichen Umständen Rechnung zu tragen.“ Ruh initiierte in der Warteschlange spontan eine Unterschriftenaktion, der sich 30 Personen namentlich anschlossen. Sie protestierten gegen die Art und Weise des Verkaufs und forderten „eine Neuorganisation des Eintritts“.

Erich Ruh steht in der Schlange am Strandbad West, um noch eine der begehrten Saisonkarten zu ergattern.
Erich Ruh steht in der Schlange am Strandbad West, um noch eine der begehrten Saisonkarten zu ergattern. | Bild: Hilser, Stefan

Erich Ruh übt Kritik am abgesperrten LGS-Gelände, man enthalte den Badenden die Villengärten vor. Angesichts einer möglicherweise steigenden Zahl an Urlaubern am Bodensee und der erwarteten Enge sehe er „bei den Verantwortlichen wenig Engagement und Ideen, das sommerliche Baden im Bodensee uns, den Überlingern, und den Gästen zu ermöglichen“. Sein Vorschlag lautet, den Besuch im Westbad zeitlich zu staffeln, so dass an heißen Tagen im Wechsel mehr als 750 Gäste das Bad betreten können.

Koop: In einem Strandbad nicht gewünscht

Diese Idee ist Peter Koop nicht neu. „In einem ersten Konzept war eine Begrenzung der Besuchszeit durchaus vorgesehen, aber nach reiflicher Überlegung haben wir davon Abstand genommen.“ Koop kommentierte: „Was sich möglicherweise in einem Freibad in einer größeren Stadt einfacher realisieren lässt, beispielsweise eine Begrenzung des Besuchs von 9 bis 14 Uhr, um nach einer Grundreinigung ab 15 Uhr andere Badegäste ins Freibad zu lassen, lässt sich hier vor Ort nicht so einfach umsetzen. Im Gegenteil: Dies würde zu einer geringeren Aufenthaltsqualität für Stammgäste als auch Touristen führen, und wäre in einem Strandbad mit wesentlich längeren Aufenthalten sicher nicht gewünscht.“