Darf sich Überlingen im künftigen Stadtquartier auf dem ehemaligen Kramer-Areal einen Hauch der österreichischen Wohlfühlmetropole Wien versprechen? Zumindest kommt der Siegerentwurf des Stadtplanungsbüros Studio Urbanek aus der österreichischen Hauptstadt, die 2023 bereits zum vierten Mal seit 2018 zur „lebenswertesten Stadt“ gekürt worden war. Dabei punktete Wien insbesondere mit einem reichhaltigen Kulturangebot, seiner guten Infrastruktur und hoher Sicherheit.

Fachjury tagte hinter verschlossenen Türen
Insgesamt 23 namhafte Büros aus ganz Deutschland, der Schweiz, aus Österreich und den Niederlanden hatten im Sommer ihre Entwürfe in anonymisierter Form vorgelegt. Hinter verschlossenen Türen waren Anfang Juli zunächst von der Fachjury neun Planungsvorschläge mit dem Auftrag ausgewählt worden, diese zu konkretisieren und zu verfeinern. Direkt mit den Büros auseinandersetzen konnten sich anschließend auch 30 Bürgerinnen und Bürger, die ebenfalls Anregungen und Ideen einbringen konnten.
Preisgericht tagte am Ende noch zwei Stunden lang
Über den Ergebnissen brütete das Preisgericht am vergangenen Donnerstag, 16. November, von 9 bis 21 Uhr, ehe nach mehreren Ausscheidungsrunden der Siegerentwurf feststand. Die Jury setzte sich aus insgesamt elf Fachpreisrichtern und zehn Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Überlingen sowie der Wacker Neuson Group, den Eigentümern des Areals, zusammen. Unterstützt wurden sie von unabhängigen Experten sowie zwei Vertretern der Bürgerschaft.
Entwurfsmodelle ab Dienstag für Bürger öffentlich ausgestellt
„Der Beitrag des Stadtplanungsbüros Studio Urbanek aus Wien soll nun anschließend in die formelle Bauleitplanung überführt werden, so dass auf dem ehemaligen Werksareal in Überlingen nun ein qualitativ hochwertiges Quartier entstehen kann“, erklärte die Wacker Neuson Group in einer Pressemitteilung. „Mit dem Preisgericht hat ein Realisierungswettbewerb sein Ende gefunden, den wir als Stadt Überlingen in allen Phasen eng begleitet haben“, zeigte sich Oberbürgermeister Jan Zeitler einen Tag danach an den Modellen höchst zufrieden, die ab Dienstag, 21. November, für interessierte Bürgerinnen und Bürger ausgestellt werden. Er sei nun „zuversichtlich und voller Vorfreude, dass wir den geschichtsträchtigen Überlinger Ort Kramer-Areal als eigenständiges, nachhaltiges und qualitativ hochwertiges Quartier schon bald mit neuem Leben füllen werden,“ sagte Zeitler.
Weshalb das Studio Urbanek überzeugte
„Das Stadtplanungsbüro Studio Urbanek aus Wien hat das gesamte Preisgericht am Ende überzeugt, indem sie es schaffen, auf erstaunlich selbstverständliche Weise ein enormes Raumprogramm auf dem Grundstück zu realisieren“, wird Markus Müller, Vorsitzender des Preisgerichts und Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, nach der Entscheidung zitiert. „Es war eine großartige, anspruchsvolle Aufgabe, die bei der Bearbeitung unglaubliche Freude gemacht hat“, kommentierte Katharina Urbanek, Inhaberin des Wiener Siegerbüros, über das Ergebnis des Realisierungswettbewerbs und den eigenen Erfolg, nachdem sie von der Jury noch am Abend verständigt worden war.
Was der Entwurf noch vorsieht
Der Entwurf sieht auf der künftig städtischen Fläche entlang der Nußdorfer Straße insgesamt 156 Wohnungen vor. Rund 500 Wohnungen könnte der Vorhabenträger erstellen, die nach den Vorstellungen der Wiener Planer für Singles wie Familien geeignet sein sollen. Ein Hotel mit sieben Geschossen ist ebenfalls vorgesehen. Erhalten bleiben soll die zentrale Kramerhalle, deren Kopf zu einem Quartierszentrum, der Rest zu einem offenen, aber überdachten Hallengarten werden könnte. In einem angrenzenden neuen Atelierhaus könnte die „lokale Kulturszene“ einen Platz finden.
Eine besondere Aufenthaltsqualität verspricht sich das Studio Urbanek von einer intensiven Durchgrünung und der ausschließlichen Unterbringung der Autos in Tiefgaragen. Oberirdische Parkplätze sind nicht vorgesehen. „Wir wollen hier Leben haben“, betont Oberbürgermeister Jan Zeitler und freut sich auf „Wiener Spirit“.