Betriebsleiter Peter Koop formulierte es sogar schriftlich: Ab dem 25. Juni beginne der Verkauf von Jahreskarten für das Westbad. Die Inhaber dieser Saisonkarten bekämen einen für sie reservierten Platz im Bad, dessen Besucherzahl coronabedingt auf 750 beschränkt werden muss.
Koop telefonierte am 24. Juni nachmittags noch mit dem SÜDKURIER und bekundete seine Freude darüber, dass er mit dem Verkauf der Jahreskarten den verärgerten Kunden entgegenkommen könne – insbesondere den Stammkunden gegenüber, die keine Lust oder auch keine Möglichkeit für eine Online-Reservierung von Tagestickets haben. Kein Wort davon, dass das von ihm zunächst gesteckte Kontingent an 250 Jahrestickets bereits ausverkauft war, oder zumindest so gut wie ausverkauft. Das bringt ihm, von einer guten Absicht beflügelt, nun zusätzlichen Ärger ein.
Am Donnerstag schon alles weg
Denn am anvisierten Verkaufsstart, Donnerstagmorgen, waren im Westbad keine Saisonkarten mehr erhältlich. Die Badegäste, die am Donnerstag an der Eingangskasse nachfragten, gingen leer aus und wurden wieder weg geschickt oder an Betriebsleiter Koop in der Therme verwiesen, wo sie ihn nicht erreicht hätten:
Gleich lautend machten mehrere SÜDKURIER-Leserinnen und Leser ihrem Ärger in der Redaktion Luft. Darunter Helga Nick, Pascal Sutter und Stephan Mangold. Darunter war niemand, der Krawall machen wollte, aber Leute, die ihrer Enttäuschung Ausdruck verliehen. Josef Zeiler mailte an den SÜDKURIER: „Wenn es, wie in einem Leserbrief artikuliert wurde, ein Skandal ist, dass man in das Westbad nur nach vorheriger Reservierung gelangt, so ist es ein noch größerer Skandal, dass der im SÜDKURIER für Donnerstag angekündigte Verkauf der 250 Saisonkarten just an diesem Tag nicht stattfinden konnte, weil – man halte sich fest- alle 250 Karten bereits am Vortag verkauft wurden.“
Was ist geschehen?
Peter Koop entschuldigte sich am Donnerstagmittag beim Telefonat mit der SÜDKURIER-Redaktion. Er habe es am Mittwoch versäumt mitzuteilen, dass der Kartenverkauf schon am Dienstag begann. Man habe auf den zum Online-Ticketing geäußerten Unmut nach einer Lösung gesucht und diese schneller gefunden als angenommen. Die Druckerei habe die Saisonkarten schneller geliefert als gedacht, und da habe man halt denen die Karten ausgehändigt, „die sich beschwert haben“ – Koop sagte nicht, die sich „am lautesten“ beschwerten, meinte es aber vermutlich so. „Wir verkaufen schon seit drei Tagen. Wir haben das eher gemacht, um die Leute zufrieden zu stellen.“ Er sagte, dass er davon ausgegangen sei, dass es sich dabei vorwiegend um Stammgäste handelte, die nun das Privileg genießen, eine der begehrten Karten zu besitzen.

Die Saisonkarten gab oder gibt es übrigens für 25 Euro statt für 45 Euro wie in einer normalen Mai-bis-Mitte-September-Saison. Dass der Run auf die 250 Tickets so groß sein würde, das habe ihn überrascht, sagte Koop. Denn im vergangenen Jahr habe das Westbad nur 234 Saisonkarten verkauft. Nun wolle er der großen Nachfrage insofern entgegen kommen, als dass er ein weiteres Kontingent von „50 bis 70 Saisonkarten„ auflegt. Für die dann 320 ausgegebenen Karten müsse er einen Puffer von bis zu 200 Plätzen freihalten. Mehr sei nicht mehr darstellbar und organisierbar, bat Koop um Verständnis. Denn schließlich gebe es Grenzen, die aus der Corona-Verordnung abgeleitet sind. An diese habe er sich zu halten. Wie groß der Druck auf ihn und das Bad ist, zeigt die Zahl von „über 2000 Gästen“ – hier handelt es sich um die Zahl an Badegästen, die an Sommertagen in normalen Jahren in das Bad strömen.