Überlingen hat gewählt: Nach einem nervenaufreibenden Kopf-an-Kopf-Rennen setzte sich Amtsinhaber Jan Zeitler mit 50,6 Prozent gegen Herausforderer Martin Hahn durch. Ein Erfolg, der mit nur 111 Stimmen Vorsprung denkbar knapp ausfiel.
Zahlen zur Wahlbeteiligung
18.401 Bürgerinnen und Bürger waren am Sonntag berechtigt, ein neues Stadtoberhaupt zu wählen. Nicht einmal die Hälfte hat davon Gebrauch gemacht, nur 9164 Überlinger haben eine Stimme abgegeben. Das macht eine Wahlbeteiligung von 49,8 Prozent – rund drei Prozentpunkte weniger als beim ersten Wahlgang im November (53,05 Prozent).
Die geringe Wahlbeteiligung sorgte beim Publikum im Theatersaal des Salem-College für Empörung. Und trotzdem liegt sie über dem Landesdurchschnitt: Laut Statistischem Landesamt lag diese bei baden-württembergischen Bürgermeisterwahlen im Betrachtungszeitraum 2010 bis 2017 bei 44,4 Prozent. Bei Städten mit gleicher Einwohnerzahl wie Überlingen liegt die durchschnittliche Wahlbeteiligung lediglich bei 39 Prozent.
Untypisch ist jedoch, dass die Beteiligung bei einer Stichwahl zurückgeht. Denn statistisch gesehen, gehen beim zweiten Wahlgang mehr Menschen zur Urne, wie Lukas Rudolph, Juniorprofessor für politisches Verhalten an der Universität Konstanz, gegenüber dem SÜDKURIER erklärt hatte. „Man kann bei der zweiten Runde, den Stichwahlen, von einer höheren Wahlbeteiligung ausgehen“, so Rudolph. Es zeige sich ein Anstieg von im Schnitt vier Prozentpunkten. In Überlingen hingegen war der Trend rückläufig.

Jan Zeitlers stärkster Rückhalt
Mit 50,6 Prozent aller Stimmen tritt Jan Zeitler weitere acht Jahre im Rathaus an. 2016 hatte der Amtsinhaber bei der Stichwahl mit 50,1 Prozent ein ähnliches Ergebnis eingefahren – damals allerdings im Neuwahl-System mit drei Kandidaten.
Am vergangenen Sonntag überzeugte Zeitler mit 69,5 Prozent vor allem die Wähler im Teilort Hödingen. Das deckt sich mit dem Ergebnis des ersten Wahlgangs, in dem er dort mit 48,92 Prozent am stärksten abschnitt. Auf Platz zwei liegt Nesselwangen mit 67,6 Prozent. In Deisendorf stimmten 65 Prozent für den Amtsinhaber. Auch in den Wahlbezirken der Kernstadt konnte er punkten, insbesondere im Bereich Überlingen Ost, wo er 55,8 Prozent erreichte.
Martin Hahn punktet in Bambergen
Martin Hahn, der im ersten Wahlgang noch mit 40,39 Prozent vor Jan Zeitler (36,6 Prozent) lag, erzielte sein bestes Ergebnis bei der Stichwahl in Bambergen mit 56 Prozent der Stimmen. Auch im Kurgebiet (55 Prozent) und St. Leonhard (53,5 Prozent) konnte er überzeugen. Besonders auffällig war die hohe Unterstützung durch Briefwähler: In neun von zehn Briefwahlbezirken lag Hahn deutlich vor Zeitler.
Im Vergleich zum ersten Wahlgang veränderten sich jedoch die Schwerpunkte seiner Hochburgen. Während er im November im Kurgebiet mit 46,39 Prozent seinen besten Wert erzielte, verdrängte diesmal Bambergen das Kurgebiet vom ersten Platz (Briefwahlbezirke ausgenommen). Hahn schnitt auch in seinem Wohnort Bonndorf mit 52,2 Prozent etwas schwächer ab als im November (55,4 Prozent). Die Unterstützung für Hahn im Kurgebiet könnte mit der Verkehrsdebatte zusammenhängen: Viele Anwohner dort hatten auf Entlastung durch den Herausforderer gehofft.
Wo ist die Wahlbeteiligung am höchsten?
Die Wahlbeteiligung war in den Teilorten erneut höher als in der Kernstadt. Spitzenreiter war Bambergen mit 46,4 Prozent, gefolgt von Nesselwangen mit 44,6 Prozent. Im Vergleich zum ersten Wahlgang war auch hier ein Rückgang zu verzeichnen: In Bambergen lag die Beteiligung im November noch bei 52,6 Prozent, in Nesselwangen bei 48,7 Prozent.
Am anderen Ende der Skala befand sich die Altstadt, wo lediglich 17,8 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgaben. Auch in der Lippertsreuter Straße (22,2 Prozent) und am Schättlisberg (22,4 Prozent) war die Wahlbeteiligung vergleichsweise niedrig.