Auch wenn Public Viewing schnell an die öffentliche Übertragung sportlicher Großereignisse denken lässt, ist der Anlass diesmal politischer Natur: Die Restaurants in der Greth zeigen die SÜDKURIER-Podiumsdiskussion aus dem Kursaal. Im Allegretto wird sie auf dem Fernseher zwischen Bar und Pizzaofen gezeigt und auf der Leinwand im großen Gastraum. Auch im Geschoss darüber liegenden Restaurant Arena soll die Debatte ausgestrahlt werden.
Unter den Augen eines früheren Bürgermeisters
Dort sitzt Frank Amann, früherer Bürgermeister von Heiligenberg, mit drei weiteren Herren. „Im Kursaal wollten wir keinen Platz wegnehmen“, sagt er. Und im Lokal könne er die SÜDKURIER-Podiumsdiskussion (hier zum Nachschauen) obendrein mit einem geselligen Essen verbinden. Er sei selbst schon Teil einer solchen Debatte gewesen. „Für den Amtsinhaber ist es schwieriger als für die Herausforderer“, schildert er, „der hat mehr zu verlieren.“ Die technischen Umstände sorgen jedoch dafür, dass Amann und seiner Begleitung die Übertragung nicht auf dem Fernseher, sondern auf dem Handy verfolgen.
Akustik erschwert Entscheidungshilfe
Auch im Allegretto gibt es anfangs technische Probleme. Die Übertragung beginnt mit etwa 20 Minuten Verspätung. „Lauter“, ruft einer der Gäste. Vielleicht ein Viertel der etwa 80 Gäste wendet sich der Übertragung zu. In der Mitte des Raums sitzt eine Gruppe von vier Personen. Alle blicken auf die Leinwand. Einer von ihnen ist Karl-Heinz Schwugier. Er erzählt, sie hätten es nicht rechtzeitig in den Kursaal geschafft, also hätten sie sich ins Allegretto gesetzt. „Ich habe mir eine Entscheidungshilfe gewünscht, aber das ist wegen der Akustik sehr schwer“, sagt der Überlinger. Die Säle im Kino oder im Augustinum seien geeigneter, findet er.

Regina Bürk bemängelt: „Es ist eine tolle Veranstaltung, aber so geht die Live-Atmosphäre verloren“. Mit zunehmendem Verlauf der Podiumsdiskussion leert sich der Raum. Wer kommt, kommt für Pizza, nicht für Politik. Für Adi Kreft ist es in der Pizzeria gemütlicher als im Kursaal. „Es ist hier viel schöner als dort“, sagt er und greift nach einer Muschel auf dem Teller vor sich. Ihn interessiert, wie sich sein Wahlfavorit schlägt, dabei ist er gar kein Überlingen mehr. Auch bei der offiziellen Kandidatenvorstellung war er schon. Aber der Stadt noch sehr verbunden, wie er sagt.

„Gerade viele junge Leute interessiert es einfach nicht und so kriegen sie es wenigstens mit“, sagt die 30-jährige Fieona Pungg. Trotz der kritischen Stimmen würde es Veranstalter und Lokalinhaber Pino Arena wieder tun. Er stößt sich nicht daran, dass die Übertragung manche Gäste gestört habe. Arena sagt: „Das ist wie beim Fußball.“