Wem es zu verdanken ist, dass es dieses Jahr doch wieder ein Sommertheater gibt, daran ließ Harald Lenksi, Vorsitzender des Fördervereins, vom ersten Moment dieser Pressekonferenz an keine Zweifel: Zuvorderst begrüßte er Walter Sorms, Rengo-Landwirt und Stadtrat der Fraktion LBU/Grüne. Da der Kapuziner wegen der sich verzögernden Umbauarbeiten weiterhin nicht zur Verfügung steht, wurde der Verein bei der Suche nach einer Alternative auf dem biologisch-dynamischen Rengoldshauser Hof vor den Toren der Stadt fündig. Lenski: „Wir machen „Sommertheater am Kuhstall“ auf dem Hofgut Rengoldshausen.“

Gemeinsam bringen sie das diesjährige Sommertheater auf die Bühne (von links) und stellten sich vor dem Logo mit Kuhhörnern dem ...
Gemeinsam bringen sie das diesjährige Sommertheater auf die Bühne (von links) und stellten sich vor dem Logo mit Kuhhörnern dem Fotografen: Armin Hahn vom Hauptsponsor Volksbank, Fördervereinsvorsitzender Harald Lenski, Organisator Simeon Bläsi, Brigitte Mergenthaler-Walter (Verein), OB Jan Zeitler, Bärbel Schobinger (Verein), Walter Sorms vom Rengoldshauser Hof und Oswald Burger (Verein). | Bild: Martin Baur

Mystery von Shakespeare und Kafka mit Humor

Wie schon in der Saison 2022 besteht das Programm aus fertigen Produktionen, die mit einer Ausnahme jeweils nur an einem Abend gespielt werden. Programmverantwortlich sind Mitglieder des Vereins um Kulturförderer Oswald Burger zusammen mit Kulturmanager Simeon Bläsi. Ihnen gelang es laut Lenski, ein „anspruchsvolles und abwechslungsreiches Theater“ auf die Beine zu stellen: Die sechs Stücke seien allesamt unterhaltsam und dennoch anspruchsvoll. Neben flotten Komödien dürfe Shakespeare nicht fehlen, so Lenski. Wobei die Bearbeitung von dessen „Der Sturm“ Mystery ins Sommertheater bringt. „Aus gegebenen Anlass seines 100. Todestages bekommt Franz Kafka die Gelegenheit, zu beweisen, dass er durchaus Humor hatte.“

Aus dem Stadttheater Konstanz kommen Katrin Huke, Rudolf Hartmann und Ingo Biermann mit der Produktion „Sommernacht“.
Aus dem Stadttheater Konstanz kommen Katrin Huke, Rudolf Hartmann und Ingo Biermann mit der Produktion „Sommernacht“. | Bild: Sommertheater Förderverein

Das Sommertheater am Kuhstall

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Stadt beteiligt sich wieder mit 30.000 Euro

„Ein außergewöhnliches Experiment“, nannte Oberbürgermeister Jan Zeitler dieses Sommertheater am Kuhstall im Hofgut Rengoldshausen. „Das hat was Innovatives und das wirklich witzige Logo, das finde ich richtig klasse.“ Der aus früheren Jahren bekannte beschriftete rote Punkt bekam dieses Jahr zwei Kuhhörner aufgesetzt. Die Unterstützung der Stadt beträgt wieder 30.000 Euro. Das Sommertheater Überlingen hatte 2003 als Kooperation mit der Stadt Konstanz und dem dortigen Stadttheater begonnen – nachdem es aus Meersburg nach 18 Jahren vertrieben worden war.

Hier, im Humushaus des Hofguts Rengoldshausen, spielt das Sommertheater 2024. Der Name Humushaus erklärt sich durch den unter dem ...
Hier, im Humushaus des Hofguts Rengoldshausen, spielt das Sommertheater 2024. Der Name Humushaus erklärt sich durch den unter dem Hallenneubau liegenden Kuppelkeller, in dem Gräser, Kräuter und andere Pflanzenstoffe zu biologisch-dynamischem Dünger fermentiert werden. | Bild: Martin Baur

Bis 2017 hatte das Stadttheater die Federführung, erinnerte OB Zeitler an die „wechselvolle Geschichte des Sommertheaters“. 2018 gab es eine Kooperation mit den Festspielen Wangen und 2021, in der Corona-Pandemie, erteilte der Gemeinderat Simeon Bläsi mit seiner Kulturfirma „Bühne“ den Auftrag. Und nun führe der Förderverein das Projekt „mit viel Leidenschaft weiter“, dankte der OB für das „außergewöhnlich reiche und vielfältige Programm“. Wenn Verein und Bläsi „nicht dieses besondere Engagement an den Tag legen würden, wäre das nicht möglich – das Sommertheater lebt vom Ehrenamt“. Zeitler dankte auch den Hauptsponsoren, der Volksbank, der Klinik Buchinger/Wilhelmi und dem Stadtwerk am See.

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Keine Aussage dazu, wann der Kapuziner fertig ist

Für das „letzte reguläre Sommertheater“ 2022, so Zeitler, sei nochmals der Kapuziner kurzfristig geöffnet worden. Immerhin 14 Veranstaltungen an 24 Tagen gab es, früher hatte das Stadttheater den Kapuziner einen Monat bespielt, fast täglich. Antworten auf die vom Verein und Kulturveranstaltern regelmäßig gestellte Frage, wann das Baudenkmal endlich wieder zur Verfügung stehe, gab Zeitler keine Antwort. „Dieses Objekt beschäftigt mich jede Woche aufs Neue“, sagte er. Und dass der Denkmalschutz die Sanierung kompliziere, „aber wir hoffen, dass es am Ende gut wird“. Auf den fragenden Einwurf „wohl nicht vor 2027“ aus der Runde antwortete Zeitler nicht.

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Schwierige Suche nach Spielstätte

Dass es doch noch Sommertheater gibt, hing über Monate am seidenen Faden. Brigitte Mergentaler-Walter schilderte die aufreibende Suche nach einem Spielort. Die Suche begann im Herbst nach der Hauptversammlung des Vereins. Die Kunstakademie war ausgebucht, ebenso der Pfarrsaal. Diverse Hallen wurden besichtigt. Für eine Open-Air-Lösung im Museumsgarten fehlten Tribünen. Auch die Kinos Cinegreth und Kammer/Tivoli kamen nicht infrage. Ein Zelt vor dem Kapuziner hätte alles vorhandene Geld verschlungen, für die Aufführungen wäre dann keines mehr in der Kasse gewesen. Die Verhandlungen mit den Stadtwerken Konstanz über eine Bodenseefähre seien kooperativ gewesen. Und sie wäre bezahlbar gewesen, „aber wir fanden keinen Liegeplatz vor Überlingen, der für zehn Tage zur Verfügung gestanden hätte“, erklärte Mergenthaler-Walter. Der Kursaal spiele nie eine Rolle? Die Antwort Mergenthaler-Walters ist eindeutig: „Nicht frei, viel zu teuer, zu groß.“

Unter der Spielstätte liegt der Kuppelkeller, in dem Biodünger fermentiert wird (von links): Walter Sorms, Harald Lenski, Brigitte ...
Unter der Spielstätte liegt der Kuppelkeller, in dem Biodünger fermentiert wird (von links): Walter Sorms, Harald Lenski, Brigitte Mergenthaler-Walter und Armin Hahn. | Bild: Baur, Martin

„Die Frustration stieg und da kam Walter Sorms ins Gespräch, mit seinem Humushaus“, danke Mergenthaler-Walter. „Das Hofgut Rengoldshausen war unsere Rettung und das können wir uns auch finanziell leisten.“ Demeterbauer Walter Sorms erwiderte: „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass so was Besonderes wie das Sommertheater mal nach Rengoldshausen kommt, aber wer weiß, was daraus wird, ich bin sehr zuversichtlich, dass die Menschen auch hierher finden werden.“