Tel Aviv, Rotterdam, Liverpool, Malmö – in diesen Städten fand in den vergangenen Jahren unter anderem der Eurovision Song Contest (ESC) statt. Dieses Jahr entschied der nonbinäre Schweizer Nemo den ESC in Malmö für sich, entsprechend findet der Wettbewerb 2025 in der Schweiz statt. Wie die Organisatoren nun bekannt gaben, wird das Finale des Contests am 17. Mai in der Basler St.-Jakobs-Halle stattfinden, mit den Halbfinal-Shows am 13. und 15. Mai.

Damit ist der ESC so nah wie noch nie an der Bodenseeregion. Die Strecke nach Basel ist unter anderem mit einem Nahverkehrszug ohne Umstieg aus Friedrichshafen, Salem, Radolfzell und Singen zu erreichen.

Nemo aus der Schweiz nach dem Gewinn im Finale des Eurovision Song Contest (ESC) 2024.
Nemo aus der Schweiz nach dem Gewinn im Finale des Eurovision Song Contest (ESC) 2024. | Bild: Antti Aimo-Koivisto/dpa

In den vergangenen zehn Jahren hat Deutschland fast immer den letzten oder vorletzten Platz belegt. Dieses Jahr erreichte Isaak mit seinem Lied „Always on the run“ Platz 12, Michael Schulte chaffte es 2018 auf den vierten Platz.

Auf die Musik und die Stimmung kommt es an

Doch was sagen die Menschen am Bodensee, wenn der ESC so nah wie noch nie zu uns kommt? Am Bahnhof Überlingen steht Gisela Nill aus Uhldingen-Mühlhofen. Sie kennt den ESC und weiß, dass er nächstes Jahr in der Schweiz stattfindet. In der Gastgeberstadt Basel war Nill noch nicht. „Das steht noch aus“, sagt sie. „Mir geht es vor allem um die Musik und die guten Stimmen“, sagt Nill. Inzwischen sei „viel Entertainment“ dazugekommen, erklärt sie. Den Sieger aus der Schweiz, Nemo, findet Nill „auch nicht schlecht“. Dieses Jahr hat Gisela Nill über den Contest „nur auszugsweise“ mitbekommen, doch früher habe sie den Wettbewerb mit ihren Kindern verfolgt. „Ich bin ja schon über 60, und ich schaue den Wettbewerb, wenn ich Zeit habe“, sagt sie abschließend.

Gisela Nill kommt aus Uhldingen-Mühlhofen. Für sie geht es beim ESC „vor allem um die Musik und die guten Stimmen“.
Gisela Nill kommt aus Uhldingen-Mühlhofen. Für sie geht es beim ESC „vor allem um die Musik und die guten Stimmen“. | Bild: Natan Pawluczuk

Positiver Effekt auf die Region

Am selben Ort treffen wir Cora Bergmeier aus Owingen. Auch sie kennt den ESC und weiß, dass er nächstes Jahr in Basel stattfindet. „Habe ich im SÜDKURIER gelesen“, erzählt Bergmeier. Sie schaut den Wettbewerb „sehr gerne“ an. „Ich habe immer Lieblingssongs und einmal habe ich mir schon eine CD gekauft vom Eurovision Song Contest“, sagt sie. Den diesjährigen Sieger Nemo aus der Schweiz findet Bergmeier „ein bisschen komisch“. „Dieses Jahr hat es mir nicht so gut gefallen, vielleicht wird es jetzt besser in Basel“, sagt die Owingerin. Bergmeier überlegt sich „durchaus“ den Wettbewerb live in Basel zu verfolgen, „wenn es so in der Nähe ist“. Die Owingerin sieht auch einen Vorteil vom ESC für unsere Region: „Ich denke schon, dass es einen positiven Effekt auf die Region haben wird“, sagt sie. Auf den nächstjährigen Contest freue sie sich auch deshalb, weil sie, wenn der ESC jedes Jahr im Mai stattfindet, auch immer Geburtstag hat.

Bild 3: Eurovision Song Contest 2025 in Basel: Was sagen die Menschen am Bodensee?
Bild: Natan Pawluczuk

Wenig Interesse am ESC

Patrick Stadie kommt aus Konstanz und arbeitet in Überlingen. „Der ESC interessiert mich nicht“, sagt er über den Song Contest. Das Musikgenre beim ESC spreche Stadie „eher nicht so“ an. Auf die Frage, welches Musikgenre oder welchen Künstler Deutschland zum ESC senden sollte, antwortet Stadie: „Wenn es eine Band wäre, die ich kenne.“ Stadie nennt dabei Herbert Grönemeyer und die Toten Hosen. Zu Grönemeyer sagt der Konstanzer jedoch: „Der wird wohl eher nicht für den ESC auftreten.“ Auch, wenn der Song Contest nächstes Jahr in Basel stattfinden wird, werde Stadie sich nicht für den Wettbewerb interessieren. „Es ist reiner Zufall, dass es mehr oder weniger um die Ecke ist“, sagt er.

Bild 4: Eurovision Song Contest 2025 in Basel: Was sagen die Menschen am Bodensee?
Bild: Natan Pawluczuk

Lucas Naß und Viktorija Maier sind unterschiedlicher Meinung. Maier wohnt in Singen, Naß hingegen komme aus Sindbach in Niederbayern. Auf die Fragen, ob die beiden den ESC kennen, schüttelt Maier den Kopf, Naß hingegen nickt mit einem Lächeln im Gesicht. „Ich habe den kompletten ESC durchgeschaut, Halbfinale und Finale“, sagt Lucas Naß. Der ESC-Sieger Nemo habe einen „guten Auftritt“ hingelegt. Naß sei überrascht, dass am Ende Basel den ESC 2025 ausrichten wird. „Aus Deutschland kann man da easy hinkommen“, sagt er. Viktorija Maier überlege sich nicht den Wettbewerb zu besuchen, bei Lucas Naß „kommt es darauf an, welche Lieder jetzt kommen“.

„Die Kontroverse mit der Niederlande hat auch einiges ausgemacht“, fügt Naß hinzu. Damit meint er die Disqualifizierung des niederländischen Rappers Joost Klein beim diesjährigen ESC in Malmö. Der Niederländer wurde, „nachdem er sich gegen ein weibliches Mitglied des Produktionsteams bedrohlich verhalten hatte“, vom großen Finale des ESC ausgeschlossen, wie die Europäische Rundfunkunion (EBU) informierte. Die Ermittlungen von der schwedischen Staatsanwaltschaft gegen Joost Klein wurden mittlerweile eingestellt. Die Entscheidung, Klein zu disqualifizieren, gilt unter den Fans als kontrovers. „Das macht natürlich auch viel vom Eurovision Song Contest kaputt“, meint Lucas Naß.

Das könnte Sie auch interessieren

Mehr Interesse durch die Nähe zum Austragungsort

Inès Renard aus Paris interessiert sich nicht für den Wettbewerb. Die Pariserin habe eine ehemalige Austauschpartnerin in Friedrichshafen besucht. „Ich kenne es, aber ich schaue es nicht oft an“, antwortet Renard auf die Frage, ob sie den ESC kennt. „Normalerweise“ höre sie sich keine ESC-Songs, nur wenn es „auf Instagram bekannt ist“, schildert die Urlauberin. Sie habe nicht vor, Basel während des ESC zu besuchen. „Ich kenne nicht viele Menschen, die dieses Eurovision-Ding mögen“, sagt sie.

„Das ist doch, wo jedes Land ein Lied sendet“, sagt Maria Gayem aus Singen über den ESC. Gayem spaziert mit ihren Freunden und Bekannten durch die Innenstadt. „Ich weiß nicht, wen Deutschland zum ESC sendet“, sagt Gayem jedoch. Auf die Frage, ob sie den Wettbewerb näher verfolgen würden, wenn er 2025 in der Schweiz stattfindet, antwortet Gayem und ihre Freunde einstimmig: „Ja“.