Zu acht sitzen sie im Sportlerheim des SV Hödingen und erzählen von ihrem Verein. Bis auf zwei tragen alle das rote Trikot. Dieses Jahr feiern die Fußballer das 50-jährige Bestehen ihres Vereins. Karl-Heinz Schwarzwälder ist von Anfang an mit dabei. „Bis 1969 habe ich in Owingen Fußball gespielt“, erzählt Schwarzwälder. Beim letzten Punktespiel zog er sich eine schwere Verletzung am Bein zu. Den Hacken hätten sie ihm abgeschlagen, sagt Schwarzwälder. Eine Pause wurde nötig und der Blick richtete sich nach Hödingen.
„Wir haben ja genügend Leute“ lautete das Argument für eine eigene Mannschaft. Unter dem TuS Hödingen entstand Anfang der 1970er eine Fußballabteilung. Großen Respekt zollen die Fußballer dem Turn- und Sportverein noch heute. Damals war man sich bezüglich verschiedener Themen jedoch nicht einig und die Abteilung löste sich wieder auf. Im März 1972 fand schließlich die Gründungsversammlung für den SV Hödingen statt.

Fußballgeschichte in Hödingen beginnt 1930
Laut Vorsitzendem Ralf Scharbach waren 89 Personen dabei, als der Verein aus der Taufe gehoben wurde. Fußball wurde aber schon ab 1930 in Hödingen gespielt. Zu jenem Zeitpunkt nannte sich das Deutsche Jugendkraft Hödingen, abgekürzt DJK. 1948 wurde mit Genehmigung der Militärregierung erstmals ein SV Hödingen gegründet. Scharbach berichtet von 23 Gründungsmitgliedern. „Sie hatten nicht mal Trikots.“ Notfallmäßig wurden welche vom SV Ludwigshafen ausgeliehen, um in Sulgen in der Schweiz kicken zu können. Zu den Verbandsspielen reisten die Spieler mit Laster oder Traktor und Anhänger an. Dieser Verein löste sich 1957 wieder auf. Erst am 3. März 1972 sollte die Wiedergeburt folgen.
In der allerersten Mannschaft war unter anderem Karl-Heinz Schwarzwälder dabei. „Wir und noch zwei, drei Nesselwanger kriegen doch locker elf Spieler für eine Mannschaft zusammen“, ruft sich Schwarzwälder die Gedanken von damals in Erinnerung. Mit dem Süddeutschen Fußballverband wurde alles Nötige geklärt. Das erste Spiel? Eventuell gegen Ittendorf. Genau weiß Schwarzwälder das nach fünf Jahrzehnten nicht mehr.
Erstes Turnier gewinnt die Mannschaft direkt
Das erste Fußballturnier im Juli 1972 entschied die Mannschaft gleich für sich. „Man hat gesehen, dass die motiviert sind“, sagt Ralf Scharbach und lacht. Das Markgraf-von-Baden-Turnier, das es heute nicht mehr gibt, habe man drei Mal hintereinander gewonnen, fügt Schwarzwälder hinzu. 1974 folgte der Aufstieg in die B-Klasse und 1975 wurde der Sportplatz eingeweiht. Schriftführer Lothar Auer zufolge wurde die erste Partie auf dem Platz gegen Immenstaad ausgetragen. Auer, der 1972 eine der 89 Personen bei der Gründungsversammlung war, erzählt von viel Regen. Das Spiel hat es quasi weggeregnet. Mehrfach wurde man Überlinger Stadtmeister.

Sportler lassen Volksmärsche wieder aufleben
Zwei weitere Standbeine zum Fußball baute sich der Verein auf. Die Sportler veranstalteten Volksmärsche. Mangels Teilnehmern gaben sie die Hödinger Volksmärsche jedoch wieder auf. Beim Jubiläumstag 50 Jahre Sportverein Hödingen am Sonntag, 26. Juni, lassen sie diese aufleben. Ab 9 Uhr geht es los. Die Strecken sind auf fünf, zehn und 20 Kilometer abgesteckt. Letzte Startmöglichkeit ist um 13 Uhr. Beisitzer Clemens Mayer erklärt: „Es kann jeder egal wann und mit wem starten.“ Die Streckenlänge suchen sich die Teilnehmer selbst aus – vom Spazieren bis Joggen ist alles möglich. Nur der Startzeitraum von 9 bis 13 Uhr ist vorgegeben. Auf den Strecken sammeln die Läufer Stempel und erhalten am Ende eine Medaille, kündigt Ralf Scharbach an. Diese liegen schon bereit.
Das Standbein, das über die Zeit blieb, ist die Alteisensammlung. „Die Container stehen auf dem Sportplatz. Wir bekommen Alteisengeld“, erläutert Clemens Mayer. Die erste Sammlung fand 1973 statt und brachte 12.000 D-Mark. Damit habe der Verein die erste Flutlichtanlage angeschafft, sagt Ralf Scharbach. „Sie steht heute noch auf dem hinteren Platz.“ 2019 wurde eine neue Flutlichtanlage aufgestellt. Die Stadt Überlingen half finanziell, der Verein übernahm das Organisatorische. Bei der Teilnahme am Promenadenfest in Überlingen wechseln sich die Hödinger Vereine ab und auch von einem 1.-Mai-Hock wird berichtet.
Clubheim ist eine ehemalige Postannahmestelle
Ein Clubheim gab es in den Anfangsjahren nicht. Sitzungen fanden in der Ortsverwaltung und im alten Schulhaus statt. Ein ehemaliger Kiosk vom Überlinger Landungsplatz wurde schließlich zum Mini-Clubheim, erzählt Lothar Auer. Der Kiosk dient noch am Rand des Sportplatzes als Lager. Bei dem Clubheim, in dem die acht Männer jetzt zum Gespräch zusammensitzen, handelt es sich um eine Baracke der Deutschen Post. Ralf Scharbach weiß, dass sie 1994 angeschafft wurde. Helmut Rienäcker war von 1988 bis 1995 Vorsitzender und fädelte den Kauf für 200 D-Mark ein. „Das war früher eine Postannahmestelle oben an den Überlinger Schulen“, fügt Clemens Mayer hinzu. In Eigenleistung setzten die Sportler die Holzbauteile an neuem Standort zu ihrem Vereinsheim zusammen.

Ab Ende der 2000er Jahre wurde, ebenfalls in Eigenleistung, an das Häuschen angebaut. Die Fußballer bekamen Umkleiden und Duschen, damit sie nicht mehr extra zum Duschen in die Grundschule Hödingen mussten. 2012 wurde der Anbau in Betrieb genommen. Die Fußballer erinnern sich an viele Samstage, die sie zum Arbeiten an den Sportplatz kamen – und an „spontane Partys im Rohbau“, sagt Kassier Matthias Veit. Alle, die an diesem Freitag mit am Tisch sitzen, schmunzeln.
Im Jahr 1988 wurde die erste A-Jugend-Mannschaft gegründet. Martin Keßler, heute Ortsvorsteher, war der erste Trainer. Auf 1989 datiert die AH (Alte Herren)-Mannschaft. Weitere Mannschaften und Spielgemeinschaften (SG) mit Bonndorf und Sipplingen sowie teils Ludwigshafen reihen sich an die Aufzählung an. Nicht immer stehen genügend Spieler zur Verfügung und die Sportvereine in der Region müssen sich etwas einfallen lassen. In der Regel entscheiden sie sich für die Zusammenarbeit, um den Sportbetrieb aufrechtzuerhalten.
SG erspielt sich Aufstieg in die Kreisliga A
Einer der jüngsten Erfolge? Die erste Mannschaft beziehungsweise die SG Sipplingen/Hödingen/Bonndorf steigt von der Kreisliga B in die Kreisliga A auf. „Es sind immer mal so Wellen“, sagt Ralf Scharbach, in denen alle Mannschaften besetzt sind, dann wieder nicht. Viel hat den Sportvereinen die Corona-Pandemie genommen. Jugendleiter Reiner Niedermann sagt: „Wir haben immer Vorrunden gespielt und die Rückrunden sind ausgefallen.“ Coronabedingt waren einige Einschränkungen hinzunehmen, manche kehrten dem Fußballsport den Rücken. Umso stolzer ist der SV Hödingen auf seine Jugendarbeit. Der stellvertretende Vorsitzende und Jugendtrainer Bernd Eisenberg zählt Erfolge und Veranstaltungen auf. Am Sonntag stehen so auch die Jungen im Mittelpunkt. Ab 13.15 Uhr finden Spiele der Jugendmannschaften statt.