Von ihren bisherigen Ausflügen in der Bodenseeregion ist die Urlauberin schon sehr begeistert. Der aktuelle Ausflug in die karolingische Klosterstadt rangierte von Anfang an auf ihrer Wunschliste ganz oben. Genial findet die Geschichtsinteressierte, dass im Rohrdorfer Forst bei Meßkirch der berühmte Sankt Galler Klosterplan so umgesetzt wird, wie ihn die Mönche des Klosters Reichenau im 9. Jahrhundert erstellt hatten. Entstehen soll nach und nach eine Klosterstadt mit rund 50 Gebäuden. Und das alles in Handarbeit.
Initiator von Campus Galli stammt aus der Heimatstadt von Katharina Gouders
Dass der Initiator des auf 40 Jahre angelegten Bauprojekts, Bert M. Geurten, aus ihrer Heimatstadt stammt, freut die Aachenerin ganz besonders. Schon beim Start des Rundgangs sucht sie seinen Namen unter den Spender- und Förderersteinen auf dem Boden. Bei einer ersten Führung erfährt die Seniorin, dass alle Bauarbeiten unter mittelalterlichen Bedingungen stattfinden.
Serie und Tipp
An den einzelnen Arbeitsstationen kann sie sich selbst davon überzeugen. „Es dauert ganz schön lange, bis der Schmied einen Nagel fertig hat“, staunt Gouders. Alles scheint ihr „entschleunigt.“ Kein Wunder, hört sie doch, dass die hier arbeitenden Handwerker, Studenten und Langzeitarbeitslosen ganz ohne Strom und modernes Gerät auskommen.
Was im Töpferofen an Gefäßen gebrannt wird, benutzen die Arbeiter beispielsweise zum Transportieren, ebenso die vom Korbflechter hergestellten Körbe. Aus Bast oder Disteln werden Seile von Hand gedreht. Bei Drechslerarbeiten entstehen auf einer Wippbogen-Drechselbank Stiele für Werkzeuge.

Passonierte Gärtnerin besucht auch Heilkräuter- und Obstgarten
„Ich komme mir wirklich so vor, als wäre ich im Mittelalter“, sagt Gouders. Lachend schaut sie den in Leinenkleider gewandeten Mitarbeitern zu, die gerade versuchen, eine Ziegenherde im Zaum zu halten. Die passionierte Gärtnerin wirft auch einen Blick in den Heilkräuter- und Obstgarten der Anlage. Wie sie nachliest, deckt sich das Pflanzenangebot weitgehend mit dem des Reichenauer Mönchs Walahfried Strabo. Sein im Jahr 827 verfasstes Lehrgedicht, der 44-versige Hortulus, hatte die Urlaubstesterin bei ihrem Abstecher auf die Reichenau begeistert.
Zum Mittagessen Eintopf und Wurst nach klösterlichem Rezept
Nach so viel Eindrücken braucht Gouders eine Pause. Auf dem Marktplatz von Campus Galli lässt sie sich Eintopf und Wurst nach klösterlichem Rezept schmecken. „Kaffee gab es bei den Karolingern leider noch keinen.“ Gouders Blick fällt auf die Holzkirche gegenüber. Anstelle des Kirchleins soll später einmal eine Abteikirche von 70 Metern Länge entstehen. Dorthin zieht es sie noch, bevor es weitergeht in die historische Altstadt Meßkirchs.
Besuch im „Badischen Geniewinkel„ und in der Schlossanlage
Am Ortseingang von Meßkirch liest Gouders, dass die historische Kleinstadt den Beinamen „Badischer Geniewinkel“ trägt. Warum das so ist, wird ihr bei einem Altstadtbummel klar: Eine Reihe von bedeutenden Menschen entstammt der über 1000-jährigen Stadt. So erblickten hier neben dem Philosophen Martin Heidegger unter anderem der Komponist Conradin Kreutzer oder der Religionsphilosoph Bernhard Welte das Licht der Welt. Den Altstadtbereich findet Gouders nicht nur der Genies wegen sehenswert. Auch die Schlossanlage mit Hofgarten nach französischem Vorbild oder das 1899 erbaute Rathaus mit rot-brauner Fassade gefallen ihr. Schön, dass es ganz in der Nähe leckeren Kuchen vom Konditor und endlich auch Kaffee gibt.