Über Jahre zerkratzte er Autos und demolierte Schlösser. Jetzt steht ein weit schwerwiegenderer Vorwurf im Raum: Der 46-Jährige soll versucht haben, ein Wohnhaus in Brand zu setzen. Laut Polizei handelt es sich bei ihm um denselben Mann, der schon weit über 100 Sachbeschädigungen in Überlingen zu verantworten hat.
Am frühen Morgen des 25. Januar soll der 46-Jährige absichtlich Feuer in einem Wohnhaus in der Christophstraße gelegt haben. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft schüttete er eine brennbare Flüssigkeit auf eine Holztreppe und zündete sie an. Nur durch Zufall kam es nicht zu einer Katastrophe – das Feuer erlosch nach einiger Zeit von selbst. Der Mann konnte zunächst unerkannt fliehen, doch die Ermittler identifizierten ihn anhand von Videoaufnahmen. Am darauffolgenden Tag wurde er in seiner Wohnung festgenommen.
Was war zuvor passiert?
Was diesen Fall so brisant macht: Der Verdächtige ist polizeibekannt. Schon 2020 wurde er wegen einer Serie von 59 Sachbeschädigungen an Autos vor Gericht gestellt. Damals hinterließ er das Wort „Hans“ auf Motorhauben, weshalb auch die Ermittlungsgruppe der Polizei diesen Namen übernahm.
Damals gestand „Hans“ die Taten, wurde jedoch als schuldunfähig eingestuft. Ein psychiatrisches Gutachten diagnostizierte ihm eine paranoide Schizophrenie. Anstatt ins Gefängnis zu gehen, kam er auf Bewährung frei – unter der Auflage, eine ambulante Therapie zu beginnen.

Rund ein Jahr nach seiner ersten Serie schlug „Hans“ wieder zu: Zwischen Januar 2022 und März 2023 zerkratzte er erneut Autos und machte zahlreiche Schlösser mit Flüssigkleber unbrauchbar. Über 100 Fälle wurden ihm zugerechnet und der Gesamtschaden lag bei einer Viertelmillion Euro. Nach seiner Festnahme kam er vorübergehend in die Psychiatrie.
Eine Verurteilung gab es auch in diesem Fall nicht, denn der damals 45-Jährige galt als einsichts- oder schuldunfähig. Laut Gutachten hielt er sich für ein Opfer von Folter und Verfolgung. Der psychiatrische Sachverständige prognostizierte vor Gericht, dass der Mann ohne Therapie wieder straffällig werden könnte.
Mann wird nicht eingewiesen
Dennoch entschied das Gericht, ihn nicht dauerhaft in einer psychiatrischen Klinik unterzubringen. Der Grund: Die rechtlichen Voraussetzungen waren nicht erfüllt. Das Gericht sah zwar seine Schuld als erwiesen an, aber es fehlte eine akute Gefahr für die Allgemeinheit, die eine zwangsweise Einweisung gerechtfertigt hätte.
Momentan sitzt der Verdächtige in der Justizvollzugsanstalt Konstanz. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung. Ob er diesmal dauerhaft in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird, ist unklar. „Der weitere Gang der Ermittlungen bleibt abzuwarten“, erklärt Staatsanwältin Nathalie Werth.