Es tut sich wieder was am Katharinenfelsen bei Goldbach. Die Waldrappe sind aus ihrem Winterquartier zurück am Bodensee. Zumindest ein Teil. „Zoppo hat in diesem Jahr den Auftakt gemacht und ist als erster Waldrapp in dieser Saison in Überlingen angekommen“, berichtet Anne-Gabriela Schmalstieg, die die Überlinger Kolonie betreut. Zoppo gehört zur ersten Generation, die 2017 in Hödingen aufgezogen und für die menschengeführte Migration in die Toskana trainiert wurde. Schon mehrfach machte der Vogel den Auftakt bei den Rückkehrern.

Aufgereiht sitzen die Waldrappe in der Felsnische. Auf Futtersuche unternehmen sie auch Ausflüge ins Umland.
Aufgereiht sitzen die Waldrappe in der Felsnische. Auf Futtersuche unternehmen sie auch Ausflüge ins Umland. | Bild: Harald Böttger

„Anschließend kam das Männchen Calzino dazu, was für das Projekt sehr besonders ist, da dieser hier in Überlingen geschlüpft ist und demnach zur sogenannten F1-Generation gehört. Er ist nun drei Jahre alt und somit geschlechtsreif“, fügt Schmalstieg hinzu. Eventuell wird Calzino aber noch keinen Nachwuchs bekommen. „Leider haben wir in diesem Jahr nur sehr wenige Weibchen da. Demnach vermute ich, dass er leer ausgehen wird“, begründet die Bird Managerin.

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Die adulten Waldrappe zeichnen sich unter anderem durch den Federkranz an ihrem kahlen Kopf aus.
Die adulten Waldrappe zeichnen sich unter anderem durch den Federkranz an ihrem kahlen Kopf aus. | Bild: Michael Boos

Vermutlich nicht so viele Nester wie 2024

Insgesamt besteht die Gruppe der Rückkehrer mittlerweile aus neun Waldrappen und ein paar seien noch unterwegs. „Leider sind vergangenes Jahr ja ein paar Weibchen gestorben (Rupert, Limoncello), daher werden es vermutlich nicht so viele Nester wie im letzten Jahr sein“, mutmaßt Schmalstieg, macht aber gleichzeitig Mut: Es sei noch früh in der Saison. Mit Zoppo und Calzino tummeln sich Obelix, Urmel, Mowgli, Bernardo, Ciop sowie Marcello und Vincino in der Felsnische. Bei Marcello und Vincino handelt es sich um Weibchen.

Um die Waldrappe zum Brüten zu animieren, wurden 2024 zwei Attrappen mit Nest installiert. Sie sitzen weiterhin mit den echten ...
Um die Waldrappe zum Brüten zu animieren, wurden 2024 zwei Attrappen mit Nest installiert. Sie sitzen weiterhin mit den echten Waldrappen in der Nische. | Bild: Harald Böttger

„Ich vermute, dass spätestens im Mai die Eier gelegt werden, je nachdem, wie schnell die Brutpaare sich nun zusammenfinden und ihren Platz in der Felsnische einnehmen“, erklärt Schmalstieg, die selbst als Ziehmutter Waldrappe heranzog und mehrere Migrationen in die Toskana begleitete. Ab der Ei-Ablage dauere es dann 28 Tage, bis das erste Küken schlüpfe. „Alle ein bis zwei Tage wird jeweils ein Ei gelegt, in der Regel werden es drei bis vier Eier, und demnach schlüpfen die Küken auch im Abstand von ein bis zwei Tagen“, führt Schmalstieg aus.

Anne-Gabriela Schmalstieg, Bird Managerin
Anne-Gabriela Schmalstieg, Bird Managerin | Bild: Hanspeter Walter

Was die Vögel in der Zwischenzeit anstellen? Fotograf Harald Böttger beobachtete über die App Animal Tracker, dass die Waldrappe zwischen dem Katharinenfelsen und den Futterwiesen unterhalb von Leustetten pendeln. „Wer einen Blick auf die seltenen Vögel werfen möchte, hat zwischen 14 und 16 Uhr gute Chancen. In diesem Zeitraum sind sie meist am Felsen zu beobachten. Am besten vom Radweg aus“, berichtet Böttger. Am Mittwoch, 9. April, sind Böttger und ein weiteres Mitglied des Überlinger Fotoclubs ab 16 Uhr vor Ort, um Tipps zur Naturfotografie zu geben. Achtung: Für Autos gibt es dort keine Parkmöglichkeiten.

Von Weitem sind die Vögel nur schwer in der Felsnische mit dem bloßen Auge erkennbar.
Von Weitem sind die Vögel nur schwer in der Felsnische mit dem bloßen Auge erkennbar. | Bild: Harald Böttger

Das Waldrappteam freut sich über Unterstützer, weist aber auch stets darauf hin, wie sensibel die Vögel sind. Im Frühjahr 2024 wurde wiederholt eine Drohne an der Felsnische gesichtet, in der die Tiere brüten. Anne-Gabriela Schmalstieg erstattete Anzeige. Einerseits bestand die Sorge, dass die Vögel die Nische aufgrund der Störung wieder verlassen. Andererseits ist das Fliegen über Naturschutzgebieten wie dem Katharinenfelsen verboten. Besser also mit der passenden Fotoausrüstung vom Fahrradweg aus beobachten, was die Natur dort Besonderes zu bieten hat. Immerhin galt der Vogel seit dem 17. Jahrhundert am Bodensee als ausgestorben.