Von Enten und Schwänen über Möwen und Blässhühner bis hin zu Kormoranen und Reihern: Am Bodensee tummeln sich zahlreiche Arten von Wasservögeln. Um den Winterbestand zu erfassen, sind von September bis April Experten vom Naturschutzbund unterwegs.
Einer dieser Experten ist Frank Portala aus Überlingen. Einmal im Monat zählt er im Winterhalbjahr die Vögel am Bodenseeufer zwischen Sipplingen und Nußdorf. Der SÜDKURIER hat ihn auf seiner Tour begleitet.
Beginn um 9 Uhr morgens
Die Kirchturmglocke in Sipplingen läutet. Es ist 9 Uhr, Sonntagvormittag. Die Sonne scheint bereits durch die Wolkendecke. Manch ein Hundebesitzer ist um diese Zeit bereits am Bodenseeufer unterwegs, vereinzelt laufen Jogger vorbei. Sonst bleibt es ruhig. Vogelexperte Frank Portala freut sich auf die nächsten Stunden. „Die Sicht ist optimal für die Zählung, das Wetter ist prima“, sagt er.
Von Sipplingen aus geht es mit dem Fahrrad bis nach Nußdorf. Auf dem Weg erfasst Portala sämtliche Wasservögel, die er erblicken kann. Zu seiner Ausrüstung gehören ein Fernglas, ein Diktiergerät und ein Spektiv. Letzteres wird auf einem Stativ befestigt und kommt dann zum Einsatz, wenn der Experte die Vögel mit dem Fernglas nicht mehr deutlich erkennen kann. „Mit dem Spektiv kann ich die Tiere noch näher heranholen“, erklärt Portala.

Auf dem Weg am Ufer des Bodensees entlang bleibt der Experte immer wieder stehen, richtet seinen Blick auf das Wasser und spricht in sein Diktiergerät: „39 Stockenten, zwei Höckerschwäne, Schnatterente zwei, Gebirgsstelze zwei. Alles Stück Süßenmühle.“
Süßenmühle ist der erste von drei Abschnitten, auf denen Frank Portala die Vögel zählt. Die anderen beiden Bereiche heißen Überlingen und Nußdorf. „Während ich für diese Abschnitte verantwortlich bin, gibt es noch ganz viele andere Menschen, die um den Bodensee herum am selben Vormittag zählen“, erklärt Portala. Die Daten werden auf einer Internetseite gesammelt, auf der sie jederzeit einzusehen sind.
Seit 30 Jahren bei der Vogelzählung dabei
Mittlerweile erkennt Portala die verschiedenen Vogelarten, die am Bodensee zuhause sind. Immerhin ist der Überlinger schon seit 30 Jahren regelmäßig bei den Zählungen dabei. „Es ist für mich ein schönes Hobby und ein guter Ausgleich zum Alltag“, sagt Portala. „Nach so vielen Jahren kennt man die Gewohnheiten der Vögel und sieht auch Veränderungen. Das ist wirklich toll.“

Die größten Veränderungen, die der Experte in den vergangenen Jahrzehnten beobachtet hat, seien die Folgen des Klimawandels. So habe sich beispielsweise der Zeitraum, in dem die Vögel am Bodensee überwintern, verschoben. „Die Tiere kommen später zu uns, manche kommen sogar gar nicht“, erzählt der 57-Jährige.

Etwas mehr als 20 Vogelarten gesichtet
Am Ende der Februar-Zählung ist Frank Portala zufrieden. Er blickt vom Ufer unterhalb der Birnau in Richtung Überlingen. Die Zählung sei „durchschnittlich“ ausgefallen, etwas mehr als 20 verschiedene Vogelarten konnte Portala beobachten. „Die meisten Vögel, die ich gezählt habe, waren Enten – Stockenten und Reiherenten. Aber auch viele Lachmöwen waren unterwegs und ein seltenes Teichhuhn“, bilanziert der Experte.
Für ihn stehen diesen Winter noch zwei Zählungen auf dem Programm, eine im März und eine im April. Danach bleibt der Überlinger aber nicht untätig. „Im Sommer bin ich in Überlingen unterwegs und zähle Vögel abseits des Ufers“, sagt Portala und lächelt. „Das ist auch eine schöne Beschäftigung.“