Die Überlinger Schwedenprozession bleibt, nahezu unverändert, eine katholische Veranstaltung. Zumindest in diesem Jahr, bevor im Sommer die Diskussion in eine neue Runde gehen könnte.

Zweimal jährlich ziehen Gläubige durch die Stadt, beten und singen und danken dem Himmel für alles Gute, das der Stadt widerfährt. Können das nur die Katholiken? Mitnichten, weshalb der Wunsch in Teilen der Bevölkerung bestand, die Schwedenprozession ökumenisch zu gestalten. Daraus wird vorerst aber nichts.

Tradition seit dem Jahr 1634

Jeweils am zweiten Mai-Sonntag und am zweiten Juli-Sonntag erfüllen die Überlinger ein Gelübde, das der Magistrat der Stadt, also der politische Teil Überlingens, im Jahr 1634 abgelegt hat, nachdem es protestantischen Truppen nicht gelungen war, die Stadt einzunehmen.

Die Schwedenmadonna wurde im 17. Jahrhundert von der Freien Reichsstadt Überlingen in Auftrag gegeben.
Die Schwedenmadonna wurde im 17. Jahrhundert von der Freien Reichsstadt Überlingen in Auftrag gegeben. | Bild: Hilser, Stefan

Der frühere katholische Pfarrer Karl-Heinz Berger vertrat 2017 die Auffassung, das mittlerweile die Zeit gekommen sei, alte Vorstellungen über Bord zu werfen und die Protestanten mit an den Altar zu rufen. Nach Zustimmung durch den Gemeinderat erhielt die evangelische Dekanin Regine Klusmann die Einladung, einen der Altäre am Prozessionsweg selbst zu gestalten.

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Die evangelische Pfarrerin und Dekanin Regine Klusmann freute sich mit dem Münsterpfarrer Karl-Heinz Berger 2017 über den Einzug der Ökumene in die städtische Tradition. | Bild: Hanspeter Walter

Sogar die Freikirchen standen am Altar

In der Corona-Zeit wurden sogar die Pastoren und Pfarrer der Freikirche Lindenwiese, der Neuapostolischen Kirche und der Methodistischen Gemeinde an den Altar gerufen. Das führte innerhalb der katholischen Gemeinde zu Aufruhr. Laut dem katholischen Pfarrer Bernd Walter fürchteten manche, „dass jetzt alles den Bach runtergeht“. Veränderungen müssten „behutsam“ angegangen werden, empfand auch Dekanin Regine Klusmann, weshalb die beiden Geistlichen sich 2022 auf eine „ökumenische Pause“ verständigten.

Ökumene am Altar, von links: Pastor Daniel Plessing (Freikirche Lindenwiese), Stadtpfarrer Bernd Walter, sowie Karl-Heinz Hübner ...
Ökumene am Altar, von links: Pastor Daniel Plessing (Freikirche Lindenwiese), Stadtpfarrer Bernd Walter, sowie Karl-Heinz Hübner (Neuapstolische Kirche). Das Bild entstand auf der Hofstatt anlässlich der Schwedenprozession 2020. | Bild: Hilser, Stefan

Einladung zum Runden Tisch

In der Folge lud die Vorsitzende des katholischen Pfarrgemeinderats, Christine Gäng, zu einem Runden Tisch ein. An ihm nahmen Gemeinderäte und Stadtverwaltung teil, Vertreter der ACK (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen), zu der neben den beiden großen Kirchen die Freikirchen zählen. Außerdem saßen am Runden Tisch alle an den Prozessionen beteiligten Gruppen: Das sind Kolpingsfamilie, Münsterchor, Pfadfinder, Trachtenbund, Schwerttanzkompanie und Stadtkapelle.

Die Schwerttanzkompanie hat ihren Auftritt im Rahmen der Schwedenprozession im Juli. Im Bild der erste Platzmeister Eric Hueber beim ...
Die Schwerttanzkompanie hat ihren Auftritt im Rahmen der Schwedenprozession im Juli. Im Bild der erste Platzmeister Eric Hueber beim Maidlintanz mit Katja Federle. | Bild: Kleinstück, Holger

Was wurde am Runden Tisch beschlossen?

Im Ergebnis bleibt fast alles beim Alten. Vor allem bleibt es eine nach katholischem Ritus gefeierte Marienprozession. Beginn ist jeweils um 8 Uhr mit einer katholischen Messe. Den Segen mit der Monstranz erteilt der katholische Pfarrer an allen Altären entlang des Prozessionsweges. Eine eigene protestantische Station gibt es nicht mehr. Vorerst sollen auch die traditionellen Texte beibehalten werden.

Die Schwedenprozession gründet auf dem Glauben, dass die Muttergottes Überlingen unter ihren besonderen Schutz gestellt habe.
Die Schwedenprozession gründet auf dem Glauben, dass die Muttergottes Überlingen unter ihren besonderen Schutz gestellt habe. | Bild: Hilser, Stefan

Was ist aber denn nun neu?

Die Fürbitten in der Messe und die Lesungen an den Altären tragen künftig die Mitglieder von Stadtrat, Schwerttanzkompanie, evangelische Kirche, katholische Kirche und Trachtenbund vor. Die Seelsorger der ACK reihen sich direkt hinter der Monstranz beim Oberbürgermeister ein. Laut einer Medienmitteilung beschloss die Runde außerdem, im Juli nach der zweiten Schwedenprozession sich zu einer Manöverkritik zu treffen. Dann könnte die Debatte fortgesetzt werden.

Wie wird das Ergebnis kommentiert?

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