Die Gerechten kommen in den Himmel, die Sünder fahren in die Hölle: So stellten sich die Christen des frühen 18. Jahrhunderts ihre Zukunft nach dem Tod vor. Jakob Carl Stauder fasste in ölhaltigen Farben, wie man sich das vorzustellen hatte. Das 80 Quadratmeter große und über dem Chorbogen im Nikolausmünster prangende Gemälde entstand im Jahr 1722. Es ist schwer sanierungsbedürftig.
Die Restauratoren Karin und Raymond Bunz aus Owingen-Billafingen sind 2021 vom Münsterbauverein damit beauftragt worden, das Stauder-Gemälde zu untersuchen und einen denkmalpflegerischen Plan zu entwickeln. Sie arbeiteten von einer elektrischen Hebebühne aus. Die Restaurierung selbst wird von einem Gerüst aus gemeistert.
Seit Januar liegt ein Zuschussbescheid des Bundes über 365.000 Euro vor. Bewilligungsbescheide der Erzdiözese Freiburg, der Diözesanen Erzbischof-Hermann-Stiftung, des Landes Baden-Württemberg, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz lagen schon länger vor, ebenso Zuschusszusagen des Münsterbauvereins und eines privaten Sponsors, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Gerüst wiegt 15 Tonnen
Der Aufbau des Gerüsts stellt den ersten größeren Kostenkomplex dar. Mitarbeiter der Firma Quadrex aus Sipplingen sind derzeit damit beschäftigt, die Teile zusammenzubauen. Wie Quadrex-Geschäftsführer Darius Postweiler mitteilte, ist das Gerüst 18 Meter hoch, das entspricht neun Etagen. Es wiegt 15 Tonnen und besteht aus 211 Teilen.
Gerüst für Kathedrale in Georgien
Die Herausforderung, so Postweiler, liege darin, das Gerüst so an den Chorraum anzupassen, dass er weiterhin verwendet werden kann. Die Restaurierung des Gemäldes ist in seinen Augen „ein klasse Projekt“, und er freue sich, zum Gelingen beitragen zu dürfen. Die Firma rüstet eigenen Angaben zufolge jährlich mehrere Kirchen von innen und außen ein. Postweiler: „Momentan sind wir in der Planung für die Einrüstung einer Kathedrale in Georgien.“
Als Vorarbeiter betreut Basri Peci den Aufbau. Er weist darauf hin, dass ihre Hauptaufgabe darin bestehe, nur ja keine sakralen Kunstwerke zu beschädigen. Alle Einzelteile des Gerüsts seien neu oder neuwertig und keinesfalls von Schmutz überzogen, der sonst von den Einzelteilen bröckeln könnte.
Der Aufbau des Gerüsts nimmt fast zwei Arbeitswochen in Anspruch. Wie die Pfarrei mitteilte, sei das Münster in dieser Zeit nur eingeschränkt geöffnet, teils gar nicht. Für die Dauer der Sanierungsarbeiten von rund einem Jahr ist der Blick auf den Chorraum eingeschränkt. Aber das sind die Besucher bereits gewohnt, nachdem für die Sanierung der Chorfenster und zum Schutz des Hochaltars von Jörg Zürn große Teile des Chorraums mit einer Holzverschalung eingehaust worden sind. Diese Arbeiten dauerten von September 2018 bis Juni 2019.