Rund 400 000 Kilowattstunden elektrische Energie soll sie umweltfreundlich erzeugen, die im Dezember 2013 in Betrieb genommene Wasserkraftanlage Spek im Ortsteil Mühlhofen. Aufgrund mehrerer Probleme, vor allem wegen überschrittener Lärmgrenzen, war das aber bisher nicht möglich: So wurden im Vorjahr knapp 331 000 Kilowattstunden erzeugt.

Doch die Probleme sind mittlerweile passé. „Nach knapp fünf Jahren stehen wir jetzt da, wo wir schon nach einem Jahr hätten stehen wollen“, teilte Harald Löhle, Vorstandsmitglied der die Anlage betreibenden Bürger-Energiegenossenschaft Uhldingen-Mühlhofen (BEG), anlässlich eines Besuchs des Bundestagabgeordneten Lothar Riebsamen mit.
Im Herbst 2000 wurde Wehr durch Hochwasser beschädigt
Wie Löhle weiter erläuterte, war das Wehr im Herbst 2000 durch ein Hochwasser schwer beschädigt und aus diesem Grund stillgelegt worden. Im Jahr 2012 konnte die EnBW Regional AG mit dem Eigentümer des Wasserkraftwerks, Familie Spek, einen Pachtvertrag unterzeichnen, womit die Reaktivierung der Anlage in die Wege geleitet wurde.

Um die Bürger mit einzubeziehen, war im Februar 2013 die BEG anlässlich der geplanten Wiederinbetriebnahme gegründet worden: 187 Bürger hatten 1702 Anteile im Wert von 425 500 Euro gezeichnet. Mittlerweile tragen 223 Mitglieder insgesamt 530 500 Euro.
Insgesamt 600.000 Euro investiert
„Wir haben jetzt noch eine riesengroße Liste von Bürgern, die mitmachen wollen“, so Löhle. Für 565 000 Euro wurde Anfang 2014 die Anlage von der EnBW übernommen. Mittlerweile sind über 600 000 Euro investiert worden, insbesondere für Arbeiten, um den durch die Anlage verursachten Lärm zu beseitigen.
BEG-Mitglieder bangten um Investitionen
Löhle sagte, dass die Stimmung bei den Mitgliedern der BEG zwischenzeitlich gekippt sei, da man aufgrund von Lärmbeschränkungen die Anlage meistens von 20 Uhr abends bis 8 Uhr morgens und am Wochenende habe abstellen müssen, sodass die Anlage nicht so viel Strom habe produzieren können wie erhofft. Zwischenzeitlich habe man durch den Einbau eines neuen Zahnradsatzes eine deutliche Verbesserung der Lärmsituation erhofft, da eines der Zahnräder beschädigt gewesen sei.

Doch danach sei der von der Turbine verursachte Lärm noch viel größer gewesen. Zudem habe ein Nachbar des Stauwehrs an der Hallendorfer Straße geklagt, dass insbesondere nachts die Grenzwerte überschritten würden. Die BEG-Mitglieder hätten befürchtet, nur noch rote Zahlen zu schreiben und auch um ihr investiertes Geld gebangt.
Anlage im November abgenommen
Löhle: „Wir haben oft an dem Punkt gestanden, ob wir die Anlage für immer abschalten müssen." Glücklicherweise habe man dann im Vorjahr den Lärm sowohl am Stauwehr als auch im Turbinenhaus deutlich reduzieren können, das Landratsamt habe im November die Anlage abgenommen.
150 000 Euro hat die BEG übrigens auch in drei Fotovoltaikanlagen investiert: In Oberuhldingen auf der Alten Schule (Vorjahr: 53 884 Kilowattstunden) und dem Kindergarten Max und Moritz (26 388) und im Vorjahr in eine auf dem Dach der Tourist-Information in Unteruhldingen (37 552).
Auch in Fotovoltaik wird investiert
Löhle: „Wir haben gedacht, dass wir den Strom dort direkt an die Elektrotankstellen liefern können, was aber leider insbesondere aufgrund technischer und finanzieller Probleme nicht funktioniert.“ Auch auf dem Dach der Behindertenwerkstätte der Stiftung Liebenau hätte man gern eine Anlage installiert, „doch die hätte sich nicht rentiert. Es rechnet sich nur bei Eigenverbrauch“, erläuterte Löhle.

Aufgrund der Probleme der Vorjahre habe man derzeit kein weiteres Zukunftsprojekt. Das Einzige, was jetzt noch interessant sein könnte, wäre der Bau eines Solarparks, so Löhle. Er zeigte sich optimistisch: „Wir haben nie aufgegeben. Nach vier schwierigen Jahren stehen wir jetzt endlich da, wo wir bereits zu Beginn stehen wollten.“ Das heißt: 400 000 Kilowattstunden elektrische Energie umweltfreundlich zu erzeugen, wodurch der Umwelt 275 Tonnen Kohlendioxid beziehungsweise 970 Gramm Atommüll pro Jahr erspart bleiben.
Das Wasserkraftwerk
Das Wasserkraftwerk war 1957 in Betrieb genommen und im Jahr 2000 durch ein Hochwasser zerstört worden. Neu aufgebaut und saniert wurde das Kraftwerk von September bis Dezember 2013 unter der Regie der Energie Baden-Württemberg (EnBW). Die EnBW war in Vorleistung getreten und hatte die Anlage auf ihre Kosten saniert. Dachwehr, Generator, Steuertechnik, Rechenanlage und Leerlaufschütz mussten komplett erneuert werden. Außerdem wurde eine Fischaufstiegstreppe für rund 60|000 Euro gebaut; sie war Voraussetzung für die Baugenehmigung. Die Treppe überwindet auf einer Länge von 76 Metern eine Höhendifferenz von rund drei Metern. Das ermöglicht Fischen und Kleinstlebewesen, die Wehranlage zu umgehen, um auch flussaufwärts zu laichen oder nach Nahrung zu suchen. Eine Francis-Turbine von Voith mit einer installierten Leistung von 107 Kilowatt sorgt seit dem 18. Dezember 2013 wieder für Stromerzeugung. Pro Jahr sollen es rund 400|000 Kilowattstunden sein. Das reicht rechnerisch für rund 120 Durchschnittshaushalte. Die Reaktivierung des Wasserkraftwerks hat 565|000 Euro gekostet. Es wird von der Bürger-Energiegenossenschaft Uhldingen-Mühlhofen betrieben, die am 19. Februar 2013 gegründet worden ist. Der Pachtvertrag mit dem Besitzer läuft auf 20 Jahre mit der Option der Verlängerung.
Informationen im Internet:
http://www.buergerenergie-um.de
"Die Anlage kann jetzt rund um die Uhr betrieben werden"
Harald Löhle (67) ist seit 2013 Vorstandssprecher der Bürger-Energiegenossenschaft Uhldingen-Mühlhofen (BEG), die seit Februar 2014 die Wasserkraftanlage Spek betreibt.
Mit welchen Schwierigkeiten hatten denn die BEG in den vergangenen Jahren zu kämpfen?
Die größte Schwierigkeit war die Lärmproblematik, die nach der Inbetriebnahme der Anlage aufkam. Zum einen am Dachwehr, zum anderen war die Turbine zu laut und das Gebäude vibrierte komplett, sodass es für die Gäste im Sternen wirklich unzumutbar war, zu übernachten. Daraus ergab sich, dass wir über die ganzen Jahre die Anlage größtenteils von abends acht bis morgens um acht Uhr abstellen mussten. Nachdem ein professionelles Lärmgutachten von der EnBW in Auftrag gegeben wurde, war dann das Problem, dass wir keine Firma fanden, die zusagen konnte, die Grenzwerte nach der Sanierung beim Lärm einzuhalten. Deshalb war auch ungewiss, ob die EnBW die Anlage auf ihre Kosten saniert oder im schlimmsten Fall eventuell auch stilllegt. Mit diesem Gutachten haben wir übrigens unter anderem eine vom Landratsamt geforderte Lärmschutzwand in der Hallendorfer Straße widerlegt.
Wie ging es dann weiter?
Die EnBW entschloss sich, Geld in zwei Schritten zur Verfügung zu stellen. Zuerst erfolgte die Lärmsanierung am Dachwehr, dann die am Turbinenhaus. Beides wurde erfolgreich vom Landratsamt abgenommen. Jetzt haben wir die Versicherung, dass die Grenzwerte eingehalten werden. Sicherlich gibt es den einen oder anderen Tag, dass sie überschritten werden, aber im Großen und Ganzen haben wir jetzt eine ganz klare Grundlage zum Betrieb dieser Wasserkraftanlage. Wir mussten aber einen hohen Preis dafür bezahlen, indem wir der EnBW gegenüber die Klausel rausnehmen mussten, dass, wenn die Anlage nicht wirtschaftlich betrieben werden kann, wir sie zeitlich unbeschränkt zurückgeben dürfen. Diese Klausel ist mit der Endabnahme durch das Landratsamt gekippt worden. Letztlich hat das alles vier Jahre gedauert. Jetzt sind wir auf dem Stand, wo man sagen kann, dass die Anlage zur Zufriedenheit aller funktioniert und sie rund um die Uhr betrieben werden kann.
Und wie liefen die Arbeiten bei der 78 Meter langen Fischaufstiegstreppe?
Hier mussten wir viele Bedingungen einhalten. Das größte Problem war, dass das fließende Wasser ja auch Lärm verursacht, der im Grenzbereich liegt. Auf der einen Seite mussten wir vom Landratsamt die Treppe bauen, auf der anderen Seite machte sie so viel Lärm, dass wir sie eventuell nicht mehr betreiben durften. Das war grenzwertig. Allerdings stand das Landratsamt uneingeschränkt hinter uns, dass der Lärm der Treppe nicht ausschlaggebend sein wird, die Anlage stillzulegen.
Hat eigentlich das derzeitige Niedrigwasser Auswirkungen auf den Betrieb der Anlage?
Ja. Es macht insofern was aus, dass vorletzte Woche die Anlage zum ersten Mal seit ihrer Inbetriebnahme wegen Wassermangel abgeschaltet hat. Denn wir müssen an die Fischaufgangstreppe 600 Liter Wasser pro Sekunde abliefern, damit die ökologische Durchgängigkeit in der Seefelder Aach gewährleistet ist. Wenn die Anlage nicht läuft, haben wir übrigens die Problematik, dass das Wasser über das Stauwehr läuft und leicht plätschert. Aber es dürfen an 60 Tagen im Jahr die Grenzwerte überschritten werden.