Die Realschule Überlingen hat einen neuen Rektor und der ist, vor allem innerhalb der Realschule, kein Unbekannter: Sascha Ziegelbauer hatte seit dem Ausscheiden der langjährigen Rektorin Karin Broszat im August letzten Jahres die Schulleitung kommissarisch inne und war davor schon viele Jahre, seit 2017, Konrektor. Zuvor arbeitete er als Lehrer an der Schule.

Er kennt die Realschule also wie seine Westentasche und er vermittelt im Gespräch den Eindruck, dass er ziemlich an seiner Schule hängt, an den Schülern und am Kollegium. Deshalb war für ihn auch in dem Moment, in dem er die kommissarische Leitung übernahm, klar, dass er seinen Hut für die Schulleitung in den Ring werfen möchte. Er unterzog sich dem üblichen Bewerbungsverfahren und erhielt Ende April die Nachricht, dass sich das Regierungspräsidium Tübingen für ihn entschieden hat. „Ich bekam einen Anruf – und durfte schon am nächsten Tag nach Tübingen fahren, um meine Ernennungsurkunde abzuholen“, erzählt er. „Da war die Erleichterung schon sehr groß. Ich wäre doch sehr traurig gewesen, wenn es nicht geklappt hätte.“

Ein Wertemodell

Nach seinen Visionen für die Realschule gefragt, sprudelt es nur so aus dem Pädagogen heraus, die Augen leuchten, er gestikuliert und es wird sehr sicht- und spürbar, wie sehr Sascha Ziegelbauer für seine Schule brennt. Eine zukunftsfähige und starke Schule möchte er haben, in der die Schüler auf die Welt vorbereitet werden und in der sie gleichzeitig einen Schutzraum finden. „Eine Schule, in der sie Kind sein dürfen in dieser Welt, die so unsicher ist“, sagt er. Die Schüler sollen wissen: „Hier bin ich was wert, hier kann ich mich zeigen, hier werde ich wahrgenommen. Hier habe ich einen Rückzugsort, ein Wertemodell, an dem ich mich orientieren kann und muss.“

Sascha Ziegelbauer in seinem Rektorat. Von hier aus steuert er die Schule, die er haben will: Einen sicheren Ort, an dem die Schüler ...
Sascha Ziegelbauer in seinem Rektorat. Von hier aus steuert er die Schule, die er haben will: Einen sicheren Ort, an dem die Schüler sich entfalten können. | Bild: Eva-Maria Bast

An der Realschule Überlingen gebe es schon lange ein Motto, das er in Zukunft aber noch deutlicher betonen wolle: „Ich werde gesehen, ich werde gehört, ich werde gebraucht.“ Ihm sei das „Wahrnehmen des Individuums im Gesamtgefüge“ wichtig. Die Wertschätzung für jeden Einzelnen. Das wird an der Realschule Überlingen unter anderem bei den Vollversammlungen gelebt, die es am Ende einer jeden Epoche gibt und bei der Schüler gewürdigt werden, die sich auf sozialer Ebene hervorgetan haben. „Die Kinder sollen merken: Ich bin nicht nur Teil der Klasse, sondern Teil der ganzen Schule und die Gemeinschaft ist auch für mich da.“ Wenn ein Schüler vor 600 anderen nach vorne geholt und gewürdigt werde, dann sei das „ein richtig klasse Erlebnis, das einem für immer bleibt“.

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Ziegelbauer hat einen hohen Anspruch an sich, sein Kollegium und das Schulsystem. „Die Gesellschaft ändert sich, die Anforderungen sind immer anders und immer neu.“ Da müsse eine Schule flexibel und anpassungsfähig sein. „Eine gute Schule ist für mich ein Ort, an dem Kinder gut auf das Leben vorbereitet werden – und kein Platz, an dem Kinder einem Ideal entsprechen müssen. Es sind die Lehrer und die Pädagogik, die sich weiterentwickeln müssen.“

2015 kam Sascha Ziegelbauer an die Realschule Überlingen, 2017 übernahm er das Amt des Konrektors.
2015 kam Sascha Ziegelbauer an die Realschule Überlingen, 2017 übernahm er das Amt des Konrektors. | Bild: Eva-Maria Bast

Die Schüler aufs Leben vorbereiten: Ein wichtiger Baustein hierfür ist für Ziegelbauer die Kooperation mit den berufsbildenden Schulen oder Ausbildungsstätten wie der Polizei zur Berufsorientierung. „Wir müssen uns als Schule öffnen und die Lebenswelt reinholen“, sagt er. „Und mit dem OB hatte ich kürzlich einen Termin, in dem ich signalisierte, dass wir uns in der Stadt engagieren und einbringen wollen – auch und gerade hinsichtlich Demokratiebildung.“