„Wegen dieser Mängelliste ist der Umbau des Strandbads eher missglückt.“ Zu diesem Fazit kommt Jürgen Legner in einem offenen Brief, den er an die Rathaus-Spitze und den Gemeinderat geschrieben hat. Auf drei Seiten führt der Mitgründer der Initiative Strandbad, die den Abriss der Ufermauer und Treppen verhindern wollte, seine Kritikpunkte auf. Was sagt die Stadtverwaltung zu den wesentlichen Punkten?

Die großen Steine am Seezugang des renaturierten Ufers sind tatsächlich ein Problem. War das so gedacht?

Nach Darstellung von Jürgen Legner wurde der Umbau des Strandbads mit einem künftig barrierefreien Zugang zum Wasser begründet. „Der jetzt ausgeführte renaturierte Seezugang ist die größte Barriere, die wir je hatten“, beklagt er. Große Steine mit einem Durchmesser von 15 bis 24 Zentimeter am Böschungsfuß seien nicht begehbar. „Es ist täglich zu beobachten, wie Badende auf allen Vieren ins oder aus dem Wasser kriechen.“ Laut den Plänen müsste über diese Steine eine Kiesschüttung aufgebracht sein, die aber fehle.

Gut drei Monate liegen zwischen diesen beiden Strandbad-Ansichten: Die Treppen sind verschwunden, jetzt fällt das Ufer beim Badesteg in ...
Gut drei Monate liegen zwischen diesen beiden Strandbad-Ansichten: Die Treppen sind verschwunden, jetzt fällt das Ufer beim Badesteg in Terrassen sanft Richtung Bodensee. Die großen Steine am Böschungsfuß sind allerdings hinderlich. Archiv | Bild: Andreas Ambrosius

Laut Rathaus sind die größeren Steine nötig, um den neu geschaffenen Böschungsfuß zu sichern. Durch den derzeit extrem niedrigen Wasserstand von 3,45 Meter müssen Badegäste darüber laufen, um ins tiefere Wasser zu kommen. Bei einem normalen Wasserspiegel, der üblicherweise bei etwa vier Meter steht, könne man dort schon schwimmen.

In anderen Strandbädern sei die Situation ähnlich. Dazu komme, dass durch den Wellenschlag die Uferzonen ständig verändert und Kiese und Steine verlagert werden. „Im Strandbad Friedrichshafen haben wir den großen Vorteil, dass es mit dem Badesteg mehrere Zugangsmöglichkeiten ins Wasser gibt und die Badegäste somit bei niedrigem Wasserstand nicht ausschließlich über den Uferbereich ins Wasser gelangen können.“

Der barrierefreie Weg übers Badgelände mit einer Splitschicht ist barfuß-unfreundlich. Bleibt das so?

Zumindest im Bereich vor dem Steg verspricht die Stadt „eine Nachbearbeitung für eine langfristige Lösung“. Hier hat sich Mulchmaterial aus grobem Splitt aus der Strauchpflanzung auf den Weg gelegt. Dadurch wurde das Begehen erschwert. Aus diesem Grund wurden als Provisorium Gummimatten verlegt.

Jürgen Legner (rechts) hatte mit Mitstreitern von der Initiative Strandbad Friedrichshafen versucht, den Umbau zu verhindern. Mit dem ...
Jürgen Legner (rechts) hatte mit Mitstreitern von der Initiative Strandbad Friedrichshafen versucht, den Umbau zu verhindern. Mit dem Ergebnis ist er nicht zufrieden. (Archiv) | Bild: Benjamin Schmidt

Warum müssen sich die Badegäste auf der Wiese unter provisorische Gartenduschen stellen?

Ursprünglich sollten die alten Duschen wiederverwendet werden, schreibt das Rathaus. Beim Ausbau stellte sich jedoch heraus, dass die nicht mit den neuen Duschtassen und Anschlüssen für die Wasserleitung kompatibel sind. Neue Duschen wurden zwar rechtzeitig bestellt, aber die Lieferung habe sich deutlich verzögert. Mittlerweile wurden sie geliefert und eingebaut.

Kommen die Holzdecks für die Bäume noch?

Sie kommen, so das Rathaus. Für den Einbau der Holzdecks sei die Bauzeit zu knapp gewesen. Die Sitzbänke werden nach der Badesaison eingebaut.

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Warum ist die Liftanlage für gehbehinderte Badegäste immer noch nicht installiert?

Diese Liftanlage konnte noch nicht bestellt werden, da sie noch nicht den deutschen TÜV hat, bestätigt das Rathaus Angaben von Jürgen Legner. Das liegt daran, dass sich die Stadt für eine in der Schweiz konstruierte Liftanlage entschieden hat, die im Frühjahr 2022 im Seebad Hörnli in Kreuzlingen in Betrieb genommen wurde und sich dort sehr gut bewährt habe. Die Verwaltung, die Planer des Strandbades und auch Freddy Pfleiderer als ehrenamtlicher Beauftragter für Belange von Menschen mit körperlichen Einschränkungen hätten die Anlage vor Ort getestet. „Ein vergleichbares Produkt gibt es auf dem europäischen Markt nicht“, so das Rathaus. Bis zum Beginn der Badesaison 2026 soll der barrierefreie Seezugang am Badesteg aber betriebsbereit sein.

Sind die Mängel in den Sanitäranlagen bekannt?

Jürgen Legner kritisiert, dass Toiletten und Warmduschen im Zuge des Umbaus nicht renoviert wurden. „Für die Erneuerung der alten Sanitäreinrichtungen war kein Geld mehr übrig“, moniert er. Bis auf die neuen Sanitäreinrichtungen für Menschen mit Handicap und für Familien war eine Sanierung der Sanitäranlange „nicht Bestandteil der Baumaßnahmen“, so die Stadt. Auftretende Mängel werden demnach bei Bedarf fortlaufend repariert.

Der Rasen hat durch die starke Hitze der letzten Wochen sehr gelitten. Auch wenn es jetzt zwei Tage regnet: Reicht das?

Die Stadt habe „viel Geld für eine Graswüste aus Rollrasen“ ausgegeben, beklagt Jürgen Legner. Der Zustand der früher gepflegten Liegewiese lasse zu wünschen übrig. Vergleichbare Zustände habe es bei lang anhaltender Trockenheit aber auch in den vergangenen Jahren gegeben, so das Rathaus. In anderen Bädern zeige sich das gleiche Bild. Aber: „Wir werden im Herbst nacharbeiten.“

Übrigens: Aus Sicht des Rathauses gebe es „viel Lob und Anerkennung durch die Gäste und die Bevölkerung“. Der beste Beweis dafür sei, dass das Strandbad Friedrichshafen im Juni knapp 42.000 Badegäste begrüßen durfte – so viele wie seit über 20 Jahren im Juni nicht mehr.