Friedrichshafen-Kluftern In diesem Jahr feiert das Unternehmen Zerlaut – Badmanufaktur, Wärme, Spenglerei das 100-jährige Bestehen. Gegründet von Kupferschmiedmeister und Flaschner Adolf Zerlaut, führt heute sein Enkel Thomas Zerlaut den Betrieb in der dritten Generation. Als zweiter Geschäftsführer steht ihm Thomas Bucher für den Bereich Bäder zur Seite.
Firmengründer Adolf Zerlaut kam im Jahr 1896 in Kluftern als Bauernsohn zur Welt und arbeitete ab 1915 in Kiel im Schiffsbau. 1924 kam er zurück in seine Heimat, da er ein Grundstück geerbt hatte. Adolf Zerlaut arbeitete bei den großen Friedrichshafener Betrieben und machte parallel den Schritt in die Selbstständigkeit, was ein penibel geführtes Einnahmen- und Ausgabenbuch belegt.
Adolf Zerlauts Arbeiten umfassten eine breite Palette: Lötreparaturen, Vertrieb von Haushaltsgeräten vom Gurkenhobel über Nachttöpfe, Leibwärmer und landwirtschaftlichem Zubehör bis hin zur Reparatur von Autokühlern, das Anbringen von Dachrinnen sowie den Einbau von Schüttsteinen, Badöfen und Rohrleitungen. Ein wichtiger Auftrag war 1926 die Sanierung des Kirchturmdachs in Kluftern.
Als Mitglied der Feuerwehr und Gründungsmitglied des Gesangvereins Kluftern nahm der lebenslustige Adolf Zerlaut rege am Dorfleben teil. Für damalige Verhältnisse recht spät heiratete er 1933 mit 36 Jahren. Zwei Jahre später kam sein Sohn Konrad auf die Welt. Im selben Jahr erfolgte vermutlich bereits der Werkstattbau an der Abzweigung Markdorfer Straße und Bahnhofstraße.
Während der Nazizeit entwickelte und verkaufte Adolf Zerlaut Handspritzen für Obstbäume, die er in Serie herstellte. Hierzu ließ er geschäftstüchtig Werbeblätter drucken. Bis 1949 dauerte es, ehe mit der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung auch für die Kupferschmiede Zerlaut ein regelrechter Boom einsetzte. Die Haushalte rüsteten auf mit Klosetts, Heißwasserspeichern und Öfen, die Bauernhöfe mit Tränkebecken und Melkküchen. Für all das benötigte man Rohre, Dichtungen, Flansche, Schellen, Ventile und Wasserhähne.
Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1953 übernahm der 18-jährige Konrad Zerlaut vier Wochen nach dem Abschluss seiner Gesellenprüfung als Kupferschmied den Betrieb. Seine Mutter Sofie führte die Firma offiziell, da Konrad noch nicht volljährig war und noch keinen Meisterabschluss hatte. Mit dem Bauboom der Nachkriegszeit wurde der Bereich Sanitär immer wichtiger. Sowohl Adolf als auch Konrad Zerlaut waren von der Wasserversorgungsgruppe Kluftern, Immenstaad, Riedheim als Wassermeister für Kluftern, Efrizweiler, Lipbach und Riedheim berufen und damit zuständig für die gesamte Infrastruktur der Wasserversorgung.
Auch wenn die Sanitärarbeiten immer mehr zum Hauptstandbein der Firma Zerlaut wurden, so lagen Konrad Zerlaut Kupferarbeiten doch besonders am Herzen. In Kluftern zieren heute noch mit Rauten und Mustern verzierte Baubleche die Häuser und so manche Eule oder anderes Kupfergetier hat sich an Dachrinnen und Fassaden niedergelassen.
Im Jahr 2000 übergab Konrad Zerlaut den Betrieb an seinen damals 29-jährigen Sohn Thomas, Meister im Gas- und Wasserinstallateurhandwerk sowie im Klempnerhandwerk. Im Jahr 2003 kam der Bereich Heizungsbau hinzu, mit einer klaren Ausrichtung auf regenerative Systeme. Dieser entwickelte sich in kurzer Zeit zum Hauptstandbein. Im Jahr 2007 konnte Zerlaut das neue Werkstatt-, Büro- und Ausstellungsgebäude im Gewerbegebiet beim Bahnhof beziehen. Damals sei die Mitarbeitergewinnung ein großes Thema gewesen, erinnert sich Thomas Zerlaut. „Inzwischen haben wir mit 23 Mitarbeitern, darunter viele langjährige, und einem Azubi eine stabile Lage.“ Spezialisiert ist die Firma Zerlaut heute auf die Schwerpunkte Heizungsbau und Komplettbad sowie auf den Umbau in beiden Bereichen. Stolz ist Thomas Zerlaut auf die Digitalisierung des Lagers und die Modulbauweise von Heizsystemen vor Ort in der Werkstatt. Der Einbau von Wärmepumpen wird im Vergleich zu Gas- und Ölheizungen immer wichtiger. „Unsere regelmäßigen Informationsabende zu diesem Thema sind gut besucht“, berichtet Zerlaut.
Die vierte Generation der Firma Zerlaut steht mit Sohn Jakob, der aktuell eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker macht, bereits in den Startlöchern. „Ich glaube, er hat das Heizungsgen, aber er kann beruflich selbstverständlich machen, was er möchte“, betont Thomas Zerlaut.