Im Landkreis Sigmaringen gibt es 57 Tagesmütter und drei Tagesväter. Die Kindertagespflegepersonen (KTPP), wie sie auch genannt werden, sind zwischen 24 und 68 Jahre alt. Sie betreuen 223 Tageskinder, überwiegend bis zum Alter von drei Jahren. Meistens bei sich zu Hause in einem familiären Rahmen, seltener in anderen geeigneten Räumen.
Anerkanntes Berufsbild
Was vielen nicht bewusst ist: Es handelt sich dabei um eine gesetzlich anerkannte Betreuungsform und Kindertagespflege ist ein fester Bestandteil in der öffentlich geförderten Kindertagesbetreuung. Für die Qualifizierung, Beratung und Vermittlung von KTPP ist die Koordinierungsstelle für Kindertagespflege des Frauen-Begegnungszentrum e.V. (FBZ) in Sigmaringen zuständig. Carina Alber und Simone Sessler von der Fachstelle für Kindertagespflege des Landratsamtes Sigmaringen überprüfen am Anfang, ob die Bewerber geeignet sind. Das betrifft sowohl deren Persönlichkeit, als auch die Wohn- und Lebensumstände. „Vielen ist nicht bewusst, was Tagesmütter leisten“, weist Heike Lehner, die Fachberaterin der Koordinierungsstelle, auf die anspruchsvollen Qualifizierungskurse und Fortbildungen hin. „Neben der eigentlichen Betreuung ist im Alltag einiges an Vor- und Nachbereitung notwendig, an Dokumentation und Elterngesprächen.“
Kinder begleiten ist erfüllend
Jessica Möller aus Sauldorf betreut aktuell sieben Kinder, der Jüngste ist 13 Monate. „Wir dürfen fünf Kinder in einer Gruppe gleichzeitig betreuen“, erklärt sie. „Wenn ich wollte, könnte ich auch nur zwei Kinder betreuen, oder vormittags fünf und nachmittags drei – das alles kann ich selbständig entscheiden.“ Ab September hat die 34-Jährige wieder freie Plätze, weil die Ü3 Kinder in den regulären Kindergarten wechseln. Bevor sie sich zur Tagesmutter ausbilden ließ, war sie im Vertrieb tätig. „Ich hatte Wochen mit bis zu 60 Arbeitsstunden und war in ganz Deutschland unterwegs, doch Kinder zu begleiten, macht für mich mehr Sinn und ist erfüllender. Finanziell lohnt es sich auch.“ Was sie anfangs unterschätzt habe, waren die Anschaffungskosten für Spielgeräte, einen Gartenzaun und einen Mehrfachkinderwagen, um die Kleinen von A nach B zu bringen. „Nach Möglichkeit bin ich mit den Kindern ab 9 Uhr draußen. Wir drehen jeden Tag eine Dorfrunde, die Kinder lieben es, Hasen und Pferde zu streicheln.“
Am Bedarf orientiert
Sie geht voll in ihrer Tätigkeit auf, ebenso wie Jennifer Kolinsky aus Rohrdorf. Die 44-Jährige hat in Südtirol in einer Kita gearbeitet und berufsbegleitend im Jahr 2008 ihre Qualifizierung zur Tagesmutter absolviert. „Damals hatte ich noch keine eigenen Kinder, aber einen großen Kinderwunsch. Inzwischen habe ich vier eigene Kinder zwischen drei und zwölf Jahren und will für sie da sein. Als selbständige Tagesmutter lässt sich Familie und Beruf sehr gut vereinbaren. Für mich ist der Beruf super.“ Der erste Schützling wird bereits um 6.45 Uhr zu ihr gebracht. Die Abholzeiten sind um 12.15 Uhr, 14 Uhr, 15 Uhr und 18 Uhr – eben ganz am Bedarf der Eltern orientiert. Sie selbst genießt die Anpassungsmöglichkeit an wechselnde Umstände. „Ist das Wetter schön und ich habe nachmittags nur ein Kind zu betreuen, kann ich spontan einen Freibadbesuch einplanen.“

Familiennah und individuell
Neben den beiden Tagesmüttern in Rohrdorf und Sauldorf gibt es im Raum Meßkirch eine weitere Tagesmutter in der Stadt Meßkirch sowie je eine in Roth, Bichtlingen und Göggingen. Eltern schätzen das flexible Angebot der Kindertagespflege und die familiennahe, individuelle Betreuung in kleinen Gruppen mit einer festen Bezugsperson. „Wir sind keine Konkurrenz zu den Kindergärten, aber wir sehen uns als gleichrangig an und sind Kindergärten auch gesetzlich gleichgestellt“, so Möller.
Kurs im Oktober
Der nächste Qualifizierungskurs für Kindertagespflegepersonen startet am 22. Oktober. Der erste Kursteil bis Mitte Dezember umfasst 50 Unterrichtseinheiten. Der Präsenzunterricht ist mittwochs und donnerstags von 8.30 bis 12.30 Uhr. Für Frühjahr 2026 ist der zweite Kursteil mit 250 Unterrichtseinheiten geplant. Weitere Infos erteilt die Fachstelle für Kindertagespflege im Landratsamt, Telefon 07571 1024258.
Mit welchen Kosten zu rechnen ist
Mit welchen Kosten müssen Eltern rechnen, wenn sie ihr Kind einer Kindertagespflegeperson anvertrauen?
Sebastian Korinth: Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Kosten für die Kindertagespflege variieren je nach Betreuungsumfang, Alter des Kindes und dem Nettogehalt einer Haushaltsgemeinschaft. Grundsätzlich bemisst sich das Gehalt an der Anzahl der betreuten Kinder und an den geleisteten Stunden.
Wie fördert die Wirtschaftliche Jugendhilfe des Landratsamtes die Betreuung in der Kindertagespflege (KTP)?
Korinth: Kindertagespflegepersonen sind selbstständig tätig und erhalten von der Wirtschaftlichen Jugendhilfe des Landkreises Sigmaringen 7,50 Euro pro Stunde. Darüber hinaus erstattet der Landkreis die Hälfte der Sozialversicherungsabgaben und gegebenenfalls nachgewiesene Aufwendungen für eine angemessene Unfallversicherung. Nähere Informationen dazu gibt es bei der Fachstelle für Kindertagespflege und bei der Wirtschaftlichen Jugendhilfe des Landkreises. Die Wirtschaftliche Jugendhilfe zahlt die Geldleistung direkt an die Kindertagespflegepersonen aus.
Entfällt diese Förderung, wenn die Kinder Ü3 sind?
Korinth: Ab dem dritten Geburtstag endet der Rechtsanspruch auf Kindertagespflege und per Gesetz ist die Betreuung in einer Kindertageseinrichtung vorgesehen. Eine KTP-Betreuung über den dritten Geburtstag hinaus ist lediglich zu den Randzeiten des Kindergartens oder der Schule möglich, wenn alle anderen Betreuungsmöglichkeiten wie verlängerte Öffnungszeiten oder Vormittagsbetreuung ausgeschöpft sind. Nehmen die Eltern diese Betreuung in der Kindertagespflege in Anspruch, müssen sie die vollen Kosten tragen. Der Kindergarten hat also Vorrang, die Tagespflege dient grundsätzlich nicht als Ersatz.
Sebastian Korinth ist Pressesprecher des Landratsamts Sigmaringen