Normalerweise stand Gengu an der Balkontüre, wenn morgens im Wohnzimmer das Licht anging. Es war ein Tag Anfang September, als Gengu fehlte. Manuela Schreiber aus Uhldingen-Mühlhofen berichtet, dass man das Tier später auf einem Gullydeckel fand. Die Katze sei apathisch, kalt und steif gewesen. Der Tierarzt in Markdorf konnte ihr keine Hoffnung machen, deshalb habe man Gengu eingeschläfert. „Das hat mir im Herzen weh getan.“

Der Fall Shiva
Ihre Nachbarin in dem Reihenhaus im Ortsteil Mühlhofen, Tanja Schmidt, berichtet Ähnliches. Ihre Shiva, eine Nacktkatze, habe an einem Tag Ende August am ganzen Leib gezittert, sie habe sichtbar an Krämpfen gelitten. Nach der Behandlung beim Tierarzt in Ahausen kam Shiva wieder auf die Beine. Es handelt sich um eine Freigängerkatze. „Nach drei Tagen kam sie prompt wieder mit ähnlichen Symptomen nach Hause.“ Sie ging erneut zum Tierarzt, auf Dauer könne sie sich das aber nicht leisten.
Der Fall Ari
Ihr Bericht machte in der Nachbarschaft die Runde. Nur 100 Meter Luftlinie entfernt wohnt Isabelle Dillar. Ihre Katze heißt Ari. Vor wenigen Wochen sei ihr aufgefallen, dass das Tier „komisch rumgetapst“ ist. „Sie hat nicht gemaunzt, war ganz weggetreten, da dachte ich schon, sie sei tot.“
Dillar berichtet, dass sie morgens um 4 Uhr noch in die Tiernotklinik nach Ravensburg fuhr, dort habe man ihr gesagt, dass sich das nach einer Vergiftung anhöre. Man habe den Magen ausgepumpt und Infusionen gesetzt. „Sie lag zwei Tage lang in der Klinik, hat es aber noch geschafft.“ Nun lasse sie Ari nachts nicht mehr raus, „aber das ist ja kein Leben für eine Katze“.

Was sagt der Tierarzt?
Tierarzt Carsten Holtschmidt aus Ahausen, der Shiva behandelte, betont, dass es verschiedenste Ursachen geben könne, die zu krampfartigen Anfällen führen. Die Annahme, es handle sich um eine Vergiftung, sei reine Spekulation. Man benötige ein toxikologisches Gutachten, um einen klares Bild zu erhalten. „Es könnte auch eine Epilepsie oder sonst etwas sein.“
Beim Stichwort Vergiftung müsse man ganz unterschiedliche Dinge betrachten, so Holtschmidt. Rattengift löse eine Blutgerinnungsstörung aus. Schneckenkorn führe zu neurologischen Störungen. Pilzgifte führten zu einem Leberschaden. Und wenn eine Katze die versehentlich ausgelaufene Kühlerflüssigkeit eines Autos aufschleckt, führe dies zu einem Nierenversagen.
Flugblätter kursieren im Dorf
Gibt es Hinweise darauf, dass weitere Katzen in Mühlhofen geschädigt wurden? Auf Nachfrage teilten sowohl die Polizei und die Gemeindeverwaltung von Uhldingen-Mühlhofen mit, dass ihnen darüber nichts bekannt sei. In Mühlhofen kursierten Flugblätter, auf denen von einer anonymen Person behauptet wurde, dass im Ort „Giftköder“ ausgelegt worden seien, mit denen angeblich jemand Hunde schädigen wolle. Die drei genannten Katzenhalterinnen haben mit diesen Flutblättern nichts zu tun, sie wollen sich auch nicht an Spekulationen beteiligen, fragen sich aber schon, wo die Häufung herkommen könnte.
Nachfrage bei der Polizei
Oliver Weißflog, Sprecher beim Polizeipräsidium Ravensburg, betont in einer E-Mail an unsere Redaktion: „Nur in den seltensten Fällen kann mutwillig vergiftete, beziehungsweise anderweitig präparierte Nahrung festgestellt werden. In aller Regel dürften eher Lebensmittel, die unachtsam entsorgt oder anderweitig – oft unabsichtlich – ausgebracht und im Laufe der Zeit ungenießbar wurden und dann trotzdem von den Vierbeinern gefressen wurden, als Grund für Krankheitserscheinungen bei Haustieren verantwortlich sein.“
Im Rathaus keine Meldungen über Rattenbefall bekannt
Von einem Rattenbefall in der Gemeinde hat Bürgermeister Dominik Männle keine Kenntnis. Falls es doch einmal ein Rattenproblem gebe, werde man es vonseiten der Gemeinde über die Kanalisation versuchen anzugehen. In so einem Fall deponiere man das Rattengift im Kanal, und zwar so, dass keine Katze es erreichen kann.