Bei dichtem Nebel enterten die Narren aus den drei Teilorten das als Titanic hinter Fischernetzen getarnte Rathaus-Schiff. Mit viel Getöse und unter dem Läuten der Schellen dreier Narrenpolizisten kaperten die Zünfte das Schiff und stiegen nach langen Jahren endlich wieder die Treppe hoch in den Ratssaal. Nach dessen Renovierung war der Raum dem närrischen Volk eine Zeit lang nicht zugänglich gewesen, doch diesmal lag ein Alibi-Streifen Schutzboden im Saal.
Narren enttarnen den Piratenkapitän
Dem als Piratenkapitän verkleideten Bürgermeister Dominik Männle nutzte auch die Augenklappe nichts: Die drei Zunftmeister Thomas Schinn, Johannes Sulger und Andreas Großhardt entdeckten ihn zwischen seinen Matrosen, entmachteten den Rathauschef und übernahmen bis Aschermittwoch das Steuer. Bevor Männle den gebackenen, essbaren Schlüssel übergab, musste er sich jedoch einige gereimte Schelte anhören.
Schelte aus Mühlhofen übers Narrenbaum-Loch
In Mühlhofen gab es mal wieder Probleme mit einem Loch. Doch diesmal monierte Narrenpräsident Schinn nicht das Bauloch in der Mitte des Ortes, sondern das neue Narrenbaum-Loch: „Um des Loch zu öffne, mund sich acht Leut ihr Kreuz vurenke, di Platte det druff sind Tonnen schwer, da muss dringend an neu Plan daher“, beschwerte er sich. Außerdem äußerte er ebenfalls in Reimform zur Kommunikation zur Feier des Gemeindezusammenschlusses. „Ihr hond schlichtweg wichtige Leut vergesse“, klagte Schinn.
Sanfte Kritik aus Oberuhldingen
Sanftere Kritik übte der Narrenpräsident der Narrengesellschaft Oberuhldingen. Großhardt spöttelte nur über den 30 Jahre alten klebrigen Schutzboden in der Lichtenberghalle: „Wenn du in de Bar stoosch, blass und blässer, du nicht umfalle kaasch, des isch klar, der Boden hebt dich wunderbar.“
Auch Unteruhldingen zeigt sich milde
Unteruhldingens Präsident des Narrenvereins Puper, Johannes Sulger, war ebenfalls sehr milde: „Unseren Schultes Dominik muss i aber au mol lobe, die Narre und alle anderen Vereine kennet sich so richtig austobe.“
Dank Getränke-Spende sitzen Narren nicht auf dem Trockenen
Bevor Männle die Segel streichen und das Steuer räumen wollte, hatte auch er noch den ein oder anderen Vers auf den Lippen. So dankte er dem Narrenverein Hasle-Maale aus Stetten für die Getränkespende zum Zunftmeisterempfang und stellte diese auf den Tisch, denn die „Rathauskass isch seitm NGO-Jubiläum ganz leer.“ Auch dass seit dem Jubiläum zum Gemeindezusammenschluss nicht mehr nur eine Zunft der Ortsteile im Wechsel das Rathaus stürmt, gefällt ihm: „Au dies Jahr befreie mich wieder alle drei Narrenvereine mitnand“, sagte er und freute sich über das tolle Miteinander.
Der Schultes bangt um seinen Schlüssel
Schließlich ergab sich der Schultes der Meute: „Ich gib euch jetz de Schlüssel, ich hoff der isch bei euch sicher“, bangte er, „denn nooch de Fasnet hätt i en gern wieder.“ Unter Begleitung des Fanfarenzugs machte sich die närrische Gesellschaft auf den Weg, um Schüler und Kindergartenkinder zu befreien.