Spielfilme beziehungsweise Gottesdienst vom eigenen Fahrzeug aus? Das war am Maifeiertag und Wochenende gleich mehrmals auf dem Parkplatz zum See möglich. Während am Freitag und Samstag zwei Filme auf einer zwölf mal sechs Meter großen Leinwand vor dem Welterbesaal gezeigt wurden, konnten die Gäste am Sonntagabend einen ökumenischen Gottesdienst dort verfolgen.

Becht: „Völlig komplikationsfrei“

„Es war auf jeden Fall super und völlig komplikationsfrei“, resümierte Matthias Becht, Macher der Kleinkunstbühne Alte Fabrik in Mühlhofen, der gemeinsam mit seinem Kollegen Martin Möcking vom Gasthaus Sternen in Zeiten von Corona die Idee zum Autokino hatte.

Die Leinwand wird aufgebaut Video: Jäckle, Reiner

Das Interesse zur Premiere, als das südkoreanische Drama „Parasite“ lief, das als erstes nicht-englischsprachiges Werk den Oscar 2020 als bester Film erhielt, war riesengroß. Schon eine Dreiviertelstunde vor Beginn des Films fuhren rund 65 Fahrzeuge in einer großen Schleife über den Parkplatz zum See ein.

Viel Vorfreude vor Beginn des Films am Freitagabend: Christina Mogg (links) und Uli Vomhof aus Uhldingen-Mühlhofen.
Viel Vorfreude vor Beginn des Films am Freitagabend: Christina Mogg (links) und Uli Vomhof aus Uhldingen-Mühlhofen. | Bild: Kleinstück, Holger

„Heute hätten wirklich noch ein paar Fahrzeuge mehr Platz gehabt“, urteilte Martin Möcking. „Aber es steckt schon ein gewisses Risiko dahinter, weil wir ja nicht genau wissen, wie es laufen wird“, ergänzte Stefan Burgermeister von „B.Light Veranstaltungen“, der für die Technik des Abends zuständig war. „Es war schon ein hoher technischer Aufwand“, fügte er an.

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Die Tickets, die die Autokinogäste online im Vorverkauf erworben hatten, wurden bei der Einfahrt gescannt. Gleichzeitig erhielten die Gäste einen desinfizierten Event-Funk-Kopfhörer, über den sie den Ton zum Film empfingen. Denn das Verfolgen des Streifens über das eigene Autoradio war – wie sonst üblich im Autokino – nicht möglich: Im Vorfeld hatte die Vergabe der entsprechenden Frequenz Schwierigkeiten bereitet.

So sieht Autokino vom eigenen Fahrzeug aus – die Sicht auf die zwölf mal sechs Meter große Leinwand war nicht gestört. Das Foto ...
So sieht Autokino vom eigenen Fahrzeug aus – die Sicht auf die zwölf mal sechs Meter große Leinwand war nicht gestört. Das Foto täuscht ein wenig, denn der Standpunkt der Kamera war hier dem Erdboden näher als die Augen des Fotografierenden. | Bild: Kleinstück, Holger

Infolge von Corona und der damit verbundenen besonderen Verhaltensregeln im öffentlichen Raum wurde streng auf die Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen geachtet: So war beispielsweise das Verlassen des Fahrzeugs nur zum Aufsuchen der sanitären Einrichtungen gestattet.

65 Fahrzeuge zur Premiere

Während es zur Premiere am Freitag 65 Fahrzeuge waren, kamen einen Tag später zur Aufführung der französischen Komödie „Monsieur Claude 2“ bereits 80 Autos vor den Welterbesaal.

Der Parkplatz füllt sich Video: Jäckle, Reiner

„Der Parkplatz war sozusagen voll“, erläuterte Becht, der sich darüber freute, dass Petrus ein Einsehen hatte: Das war insbesondere zur Premiere auffällig, denn der Regen hörte erst kurz vor Filmbeginn auf.

Hier ein Eindruck vom zweiten Kinoabend auf dem Parkplatz am Welterbesaal. Erneut hatten viele Besucher den Weg dorthin gefunden.
Hier ein Eindruck vom zweiten Kinoabend auf dem Parkplatz am Welterbesaal. Erneut hatten viele Besucher den Weg dorthin gefunden. | Bild: Jäckle, Reiner

Am Sonntagabend schließlich luden die römisch-katholische Kirchengemeinde und die evangelische Laetare-Gemeinde zu einem Gottesdienst im Stil des Autokinos ein. Die Besucher feierten vom Auto aus, mit geschlossenen Scheiben, über Kopfhörer den Gottesdienst mit. „Eine spannende, bisher vor Ort noch nie dagewesene Form des Gottesdienstes„, wie es auf der Internetseite der Laetare-Gemeinde hieß.

Am Wochenende geht es weiter

Wie lange es Autokino vor dem Welterbesaal geben wird, ist noch unklar, ist dies doch abhängig von den zu erwartenden Lockerungen bezüglich den Corona-Bestimmungen. Am nächsten Wochenende geht es erst mal weiter. Kartenvorverkauf im Internet: www.fabrik-muehlhofen.de/autokino/

„Reibungslos und komplikationsfrei“: Alte-Fabrik-Betreiber zieht Bilanz

Matthias Becht, Betreiber der Alten Fabrik, spricht über das Autokino, das am Wochenende auf dem Parkplatz zum See in Unteruhldingen seine Premiere erlebte:

Herr Becht, wie verlief denn das erste Wochenende des Autokinos?

Auf jeden Fall super und völlig komplikationsfrei. Die Leute waren alle sehr zivilisiert, sowohl während der Einfahrt als auch während des Filmes. Alles ist reibungslos vonstatten gegangen. Zudem haben wir ein wahnsinnig gutes Feedback bekommen.

Gab es irgendwelche Besonderheiten beim Einlass? Und wann erschienen eigentlich die ersten Autokino-Gäste?

Das Scannen der Karten verlief schneller als wir gedacht hatten. Zur Premiere am Freitag waren wir schon eine Viertelstunde vor Filmbeginn damit fertig. Die ersten Autos insbesondere am Samstag waren schon gegen 19 Uhr da, eigentlich viel zu früh. Wir werden wohl den Einlass bei den nächsten Vorstellungen deshalb zeitlich nach hinten verschieben können.

Geht es in den nächsten Wochen weiter mit dem Autokino?

Ja, auf jeden Fall, der Vorverkauf für die nächsten Filme läuft schon. Es müsste meiner Meinung gut weiterlaufen die nächsten Wochenenden. Wie es im Juni aber aussehen wird, kann man jetzt noch nicht sagen. Was und wie wird gelockert bezüglich Corona? Ist der Parkplatz noch frei? Was wird dann dann noch möglich sein?