Neue Wege will die Gemeinde Albbruck gehen, um die Bewirtschaftung der Waldflächen auf kommunaler und privater Ebene effektiver zu gestalten und der Ausbreitung des Borkenkäfers entgegen zu wirken. Daher stimmte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung der Neugründung einer „Waldgemeinschaft Albbruck“ zu. Rede and Antwort standen Forstamtsleiter Markus Rothmund und Revierförster Wolfgang Walz.
- Problematik: „Es gibt auf unserer Gemarkung zu viele kleinparzellige Waldgrundstücke, die oft gar nicht mehr bewirtschaftet werden und Klimaereignisssen, Sturm und Borkenkäfer, überlassen bleiben“, erklärte Bürgermeister Stefan Kaiser. „Da sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass wir so nicht weitermachen können.“ Eine Waldflurbereinigung im bisherigen Stil käme nicht in Frage, das würde zu lange dauern, „und so viel Zeit haben wir nicht“. Im Forstbereich Albbruck gibt es 3855 Parzellen mit einer durchschnittlichen Größe von 0,3 Hektar, darunter auch viele, die deutlich kleiner sind. „Wegen der Zersplitterung der Waldflächen wird die Bewirtschaftung für die Privatwaldbesitzer zunehmend uninteressant“, so beschrieb Markus Rothmund, Leiter des Forstbezirks West, die aktuelle Situation. In der Folge werde die Bewirtschaftung oft ganz eingestellt. „Auf der Hälfte der Grundstücke hat in den letzten zehn Jahren keine Bewirtschaftung mehr stattgefunden“, stellte Rothmund fest. „Diesen Waldbesitzern können wir jetzt in Form einer Waldgemeinschaft ein Rundum-Sorglos-Paket anbieten“.
- Waldgemeinschaft: Ziel ist, die Kleinstflächen zusammenzuführen, um sie, zum Vorteil der Waldbesitzer, einer flurstücksübergreifenden Waldbewirtschaftung zuzuführen und eine gemeinschaftliche Vermarktung der Holzernte zu ermöglichen. Als Mindestgröße nannte Rothmund eine zusammenhängende Fläche von fünfzig Hektar, wobei die alten Grundstücksgrenzen wegfallen würden.
- Anteile: Die Waldbesitzer bringen ihre Flächen in die Gemeinschaft ein und erhalten dafür Anteile. Diese Anteile werden im Grundbuch geführt und können verkauft oder vererbt werden. Die jährlichen Gewinne werden, entsprechend der Zahl der Anteile, an die Mitglieder ausgezahlt. Der Wert für einen Anteil könnte auf 200 Euro festgesetzt werden. Bringt beispielsweise ein Waldbesitzer ein Flurstück im Wert von 3648 Euro ein, dann entspräche das 18 Anteilen im Gegenwert von 3600 Euro.
- Bewirtschaftung: Die Bewirtschaftung kann durch die Mitglieder selbst erfolgen oder an die Forstverwaltung abgegeben werden, „ein Serviceangebot für alle Privaten, die kein Interesse an der Waldarbeit haben.“ Die Mitglieder sind jedenfalls nicht verpflichtet, ihre Arbeitskraft in die Gemeinschaft einzubringen. Weitere Details können in den beiden geplanten Info-Veranstaltungen, die demnächst stattfinden sollen, geklärt und ausgehandelt werden. Grundsätzliches Ziel sei zwar die Aufnahme möglichst vieler Waldflurstücke, damit sei aber kein Anspruch auf Aufnahme von verstreuten Flurstücken verbunden, die nicht arrondiert werden können.
- Waldbewertung: Von Bedeutung ist die Waldbewertung, die auf der Basis einer Standortskartierung ermittelt wird. Die Schätzung des Bestandwertes erfolgt durch einen Forstsachverständigen. Die Kosten der Waldbewertung gehen zu Lasten der Waldbesitzer, gerechnet werde mit maximal 200 Euro je Hektar. Erst nach der Wertermittlung muss der Waldbesitzer endgültig entscheiden, ob er sich der Gemeinschaft anschließen will oder nicht, oder ob er nur einen Teil seiner Flächen einbringen will. In Frage käme auch ein freiwilliger Waldtausch, wie er auf der Gemarkung Schachen erfolgreich praktiziert wurde.
- Übergangszeit: Die Interessen der künftigen Waldgemeinschaft sollen, bis zur Wahl eines endgültigen Vorstandes, von einem Übergangsrat wahrgenommen werden. MArkus Rothmund schlug vor, den Bürgermeister, zwei Gemeinderäte, den Revierleiter und den Leiter des Forstbezirks mit dieser Aufgabe zu betrauen. Geplant sind zwei Infoveranstaltungen für die Waldbesitzer, die Gemeinschaft könnte zum 1. Januar 2020 an den Start gehen.
Der Albbrucker Wald
Auf der Gemarkung Albbruck gibt es 1469 Hektar Waldflächen. Davon sind 1228 Hektar Privatwald, 178 Hektar Gemeindewald, 58 Hektar Staatswald und fünf Hektar sind im Besitz der Kirche. Im Forstbereich Albbruck gibt es insgesamt 3855 Waldparzellen mit einer durchschnittlichen Größe von 0,3 Hektar. (tao)