Manfred Dinort

Albbruck – Die Abbrucharbeiten an den Werkshallen der ehemaligen Papierfabrik Albbruck (PFA) haben begonnen. Seit ein paar Tagen ist hier, direkt an der B 34, der größte Abrisskran Bayerns im Einsatz. Um die Staubentwicklung in Grenzen zu halten, wird die Baustelle ständig feucht gehalten.

Ein Blick zurück: Am 31. Januar 2012 schloss die Papierfabrik für immer ihre Pforten. Noch im gleichen Jahr übernahm die niederbayrische Karl-Gruppe die stillgelegten Anlagen vom finnischen UPM-Konzern. Das erworbene PFA-Areal umfasste, inklusive Klärwerk und Arbeitersiedlung, insgesamt 68 Hektar. Das eigentliche Fabrikgelände, das sich jenseits der Bahnlinie fortsetzt, umfasst zehn bis zwölf Hektar. Darüber hinaus übernahm die Karl-Gruppe aber auch die Umweltrisiken und Altlastenproblematiken, verursacht durch die jahrzehntelange industrielle Nutzung des Areals, erst als Eisenwerk, dann als Papierfabrik.

In einem ersten Schritt wurde die ehemalige Deponie an der Albtalstraße rekultiviert und einer sinnvollen Nachfolgenutzung zugeführt: Hier ist eine Grünlandschaft mit Naherholungscharakter entstanden. Auch das ehemalige PFA-Tennisareal an der Schulstraße wurde umgenutzt und einer Wohnbebauung zugeführt, eine bittere Entscheidung für den Tennisclub. Dazu kamen Verpflichtungen anderer Art: Der von der UPM Anfang 2012 geschlossene Sozialplan für die ehemaligen Mitarbeiter und die Betriebsrentner der Papierfabrik musste weitergeführt und, Hand in Hand mit der eigens gegründeten Transfergesellschaft, umgesetzt werden.

Erst ab 2015 begann schrittweise der Rückbau des zentralen Werksareals. Die noch vorhandenen Maschinen wurden vermarktet und die Entkernung der Gebäude in Angriff genommen, ein Prozess, der sich bis 2017 hinzog. Erst in den letzten Tagen wurde mit dem eigentlichen Abriss der ausgedehnten und verschachtelten Werkshallen begonnen. Lediglich der ehemalige Reitstall, ein denkmalgeschütztes Gebäude im oberen Bereich, soll erhalten bleiben.

Danach soll das Areal einer neuen Nutzung zugeführt werden. Nach einer vorläufigen Planung, die im Auftrag der Gemeinde und in Absprache mit der Karl-Gruppe 2015 von einem Stuttgarter Planungsbüro erstellt wurde, soll der größte Teil des Areals künftig für Wohnbebauung mit 125 Wohneinheiten genutzt werden. Der Platz vor Reithalle könnte zum Mittelpunkt des Neubaugebietes werden. Nur ein kleiner Teil der Fläche, dort wo früher der Holzlagerplatz war, könnte weiterhin als Gewerbegebiet genutzt werden.

Ein besonderes Kapitel stellte die fabrikeigene Kläranlage dar, die gleichzeitig auch von den Gemeinden des 1973 gegründeten Abwasserzweckverbandes „Vorderes Albtal“ genutzt wird. Jahrelang liefen die Verhandlungen um die Übernahme, scheiterten aber immer wieder an den hohen Forderungen der Karl-Gruppe. Auch ein Schlichtungsverfahren brachte nicht den gewünschten Erfolg. Erst vor wenigen Wochen bahnte sich eine Einigung an. „Wir haben lange und intensiv miteinander gestritten“, resümierte Bürgermeister Stefan Kaiser in der jüngsten Sitzung des Zweckverbandes. Jetzt endlich sei die Karl-Gruppe von ihren ursprünglichen Forderungen abgerückt. „Ich hoffe, dass der Vertrag bis zu den Sommerferien unter Dach und Fach ist und wir spätestens zum 1. Oktober die Anlagen übernehmen können“, so Kaiser.