Seit über 30 Jahren sammeln die Vereine von Bad Säckingen in der Kernstadt und in den Ortsteilen das Altpapier in der Bevölkerung ein. Ein gutes und zuverlässiges Zubrot bisher für die Vereinskasse. Doch seit Einführung der blauen Tonne 2008 durch das Landratsamts Waldshut, läuft es nicht mehr rund.
Personeller Aufwand zu hoch
Jetzt drohen die ersten Bad Säckinger Vereine damit, die Straßensammlung ganz einzustellen. Der Grund: der personelle Aufwand verglichen mit dem Ertrag stimmen nicht mehr. Denn das Landratsamt nimmt seit diesem Jahr nur noch die reine Papierware ab. Der Grund ist eine Vereinbarung, bei der nur noch das reine Papier, das so genannte Deinking-Papier eingesammelt werden darf. Das heißt, um das Papier in noch reineres Recyclingpapier zu verwandeln, darf das Altpapier nicht durch Kartonagen verunreinigt sein.
Vereine nehmen Kartons nicht mehr mit
Aus diesem Grund lehnen es die Vereine jetzt ab, bei den Straßensammlungen unter dem Jahr in Bad Säckingen, auch die Kartons mitzunehmen. Mit Ausnahme der Basketballabteilung des TV Bad Säckingen. „Wir sehen uns als Dienstleister und deshalb nehmen wir auch die Kartons mit“, erklärt der langjährige Vorsitzende der Basketballer, Felix Kromer. Die Mitglieder des Vereins machen sich nach der Sammlung selbst daran, das Papier von den Kartons zu trennen und diese auch getrennt zu entsorgen.
„Das Papier kommt in den Container und für die Kartons hat uns das Landratsamt Blaue Tonnen zur Verfügung gestellt“, so Kromer weiter. Und damit beginnt auch das Problem. Denn während der Container mit dem Papier über das Landratsamt entsorgt wird und der Verein sein Geld pro Tonne erhält, werden die Kartons in der Blauen Tonne getrennt vom Entsorger mitgenommen und nicht abgerechnet. Das heißt: „Obwohl wir auch die Kartons sammeln, erhalten wir dafür kein Geld“, so der Vorsitzende.
Appell an den Gemeinderat
In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates hat Kromer die Anfrage gestellt, ob nicht die Stadt Bad Säckingen einen Obulus aus der Stadtkasse als Ersatz für das durch die Kartons fehlende Geld an die Vereine zu zahlen. Kromer dachte an einen Betrag von 50 bis 100 Euro pro Sammlung. „Auf die Stadt würden bei acht Sammlungen pro Jahr rund 400 bis 800 Euro an Mehrkosten entfallen“, erklärt Felix Kromer. Gleichzeitig machte der Vorsitzende die Räte darauf aufmerksam, wie wichtig die Straßensammlung des Altpapiers durch die Vereine ist. „Nicht jeder hat Platz für eine Blaue Tonne“, sagt er.
Angebot für ältere Menschen wichtig
Viele ältere Menschen sind auch nicht mehr mobil genug, um sich selbst auf den Weg zu einem örtlichen Recyclinghof zu machen. „Gerade die älteren Menschen schätzen es, dass die Vereinsmitglieder auch nach Hause kommen und das Altpapier direkt aus dem Keller holen“, erklärt Kromer weiter. Aber auch darin, dass Papier und die Kartons nicht mehr zu trennen oder von vorneweg abzulehnen, darin sieht Kromer auch keine Lösung. „Die Bevölkerung schätzt unseren Service und dieser sollte so beibehalten werden“, so der Vorsitzende weiter. Aber auch für dem Landratsamt würden Nachteile entstehen. „Denn dann würde kein reines Papier mehr dort ankommen.
Nachfrage nach Blauer Tonne groß
„Seit der Einführung der Blauen Tonne ist das Geschäft mit dem Altpapier schwieriger geworden“, erklärt Elmar Weissenberger, Leiter der Abfallwirtschaft im Landratsamt Waldshut. „Auf die Zukunft gesehen wird es ohnehin schwieriger für die Vereine, genügend Altpapier zu sammeln“, sagt er. Denn seit der Einführung der Blauen Tonne werden pro Jahr rund 2000 Tonnen aus der Bevölkerung bestellt. „Dass es immer mehr Altpapier über die Blauen Tonnen entsorgt werden, bekommen auch die Recyclinghöfe zu spüren“, so Weissenberger weiter.
Altpapier
Die Blaue Tonne:
Die Blaue Tonne ist am 1. August 2008 in Landkreis eingeführt worden und bietet die Möglichkeit, bereits zu Hause das Altpapier und die Kartons in der Tonne zu entsorgen. In regelmäßigen Abständen wird die Blaue Tonne, wie der Mülleimer auch, durch die Abfallentsorgung geleert.
Die Vereine:
Seit über 30 Jahren wird von den Vereinen, in einem Rhythmus von sechs bis acht Wochen, das Altpapier eingesammelt, das zuvor von der Bevölkerung auf die Straße gestellt worden ist. Für diesen Dienst sind die Vereine dann mit einem Betrag pro Tonne vergütet worden.
Das Problem:
Nach der Einführung der Blauen Tonne 2008 fürchteten die Vereine um eine Einnahmequelle für die Vereinskasse. Aus diesem Grund trafen das Landratsamt und die Vereine die Vereinbarung, dass die Vereine weiterhin in ihrem Rhythmus das Altpapier einsammeln können. Pauschal sollen die Vereine dann unabhängig vom eigentlichen Marktpreis, mit jeweils 50 Euro pro Tonne, vergütet werden. Allerdings darf das Altpapier nicht mit Kartons vermischt sein. Aus diesem Grund haben die Vereine es abgelehnt, Kartons bei den Straßensammlungen mitzunehmen. Vereine, die die Kartons trotzdem mitnehmen, mussten das Papier und die Kartons selbst trennen und die Kartons selbst entsorgen. Für diesen Dienst werden sie allerdings nicht entlohnt, weshalb sich die Arbeit für die Vereine finanziell nicht mehr lohnt und sie deshalb im kommenden Jahr nicht mehr weitermachen möchten.