Dem Zauber Indiens erlegen sind am späten Mittwochnachmittag Lehrkräfte und Gäste der Rudolf-Eberle-Schule während der Abschiedsveranstaltung für die indischen Austauschschüler der Jamnabai Narsee School in Mumbai.
Seit fünf Jahren pflegt die Rudolf-Eberle-Schule eine Partnerschaft mit der indischen Schule, über 80 Schüler der Bad Säckinger Schule nahmen bereits an dem Austausch teil. Die Rudolf-Eberle-Schule (RES) ist derzeit die einzige Schule in Bad Säckingen, die einen Schüleraustausch mit Indien anbietet.

- Der letzte Abend vor der Abreise der Austauschschüler wird an der Rudolf-Eberle-Schule von den deutschen und indischen Schülern gestaltet. Für die Abschiedsveranstaltung hatten sich die indischen Schüler eine besondere Überraschung einfallen lassen: Nach ihren Vorträgen unter anderem über Land, Historie, Kultur überzeugten sie mit einem mitreißenden Tanz im Stile der Bollywood-Filme. Und ehe sie wussten, wie ihnen geschah, wurden auch die 17 deutschen Schüler Teil des indischen Spektakels. Schulleiterin Erika Breiling zeigte sich beeindruckt: "Der Austausch entwickelt sich zu etwas wirklich Schönem. Ich hoffe, dass Freundschaften entstanden sind und weiter bestehen werden."
- Die Anfänge: Zurückzuführen ist der Schüleraustausch mit Indien auf Dagmar Wolff, Lehrerin an der Rudolf-Eberle-Schule. Ihr Sohn besuchte damals das Scheffelgymnasium in Bad Säckingen, nahm am dortigen Schüleraustausch mit einer Schule in Mumbai, die wie die Jamnabai Narsee School zur gleichen Stiftung gehört, teil. Dagmar Wolff, selbst Gastmutter, kontaktierte die Schule, versuchte gleichzeitig den damaligen Schulleiter der Rudolf-Eberle-Schule, Hans-Peter Hess, von ihrer Idee eines Schüleraustausches mit Indien zu überzeugen. Mit Erfolg. Rund 15 Schüler vom Wirtschaftsgymnasium, BK Fremdsprachen 1 und vom Sozialwissenschaftlichen Gymnasium besuchen seither pro Jahr die indische Partnerschule, gemeinsam mit Dagmar Wolff und ihrer Kollegin Andrea Menne.
- Das Interesse der indischen Schüler für Deutschland ist noch größer, es gebe „dreimal so viele Bewerbungen“, erzählt Andrea Menne. Erika Breiling ist sich sicher: "Die Schüler nehmen so viel mit, auch deren Eltern." Auch die Gasteltern tragen ihren Teil zum Gelingen des Projektes bei: Sie unterstützen die Schule, lassen sich auf eine fremde Kultur ein, gewinnen daraus wie ihre Kinder fürs Leben. Das schönste Kompliment für die deutschen Schüler und ihre Eltern von den jungen Indern am Abschiedsabend: "Wir haben eine zweite Familie hier gefunden, eine zweite Mutter und einen zweiten Vater."
- Organisation: Nach dem Austausch ist vor dem Austausch – für Andrea Menne, Dagmar Wolf und Marco Wasmer bedeutet die Planung für den Schüleraustausch jede Menge Organisation und Zeitaufwand. Im Juni beginnen sie mit der Planung für den nächsten Austausch, Schüler können sich im kommenden Schuljahr bis zum 30. September anmelden. Denn: Die Flüge müssen rechtzeitig gebucht werden, Visen beantragt, zig Formulare ausgefüllt werden. Und die Schüler benötigen gültige Pässe.
- Die Kosten: Mit rund 1000 Euro müssen Eltern für eine solche Reise ihres Kindes rechnen, rund 650 bis 800 Euro sind reine Flugkosten, der Rest ist für Ausflüge und Taschengeld. Weitere 200 Euro fallen beim Gegenbesuch der indischen Schüler an für gemeinsame Ausflüge, Eintrittsgelder, anteilige Kosten für Busse. Um Kosten zu sparen, versucht die Schule, für Ausflüge Eltern für Fahrgemeinschaften zu gewinnen, um Buskosten zu reduzieren. Auch die Lehrer unterstützen mit ihren Privatwagen. Finanzielle Unterstützung gibt es von der Schule: Die Rudolf-Eberle-Schule zahlt einen festen Betrag pro Schüler, der Freundeskreis der Rudolf-Eberle-Schule unterstützt finanziell. Dagmar Wolf beantragt jeweils Zuschüsse und Fördermittel, die rund ein Drittel der Unkosten decken.
- Reisezeit/Gastfamilien: Die deutschen Schüler reisen über Fasnacht, sodass nur vier Schultage gebraucht werden, die indischen Schüler in den Pfingstferien. Im Vorfeld finden in den Schulen, bei der Rudolf-Eberle-Schule und in Indien, Interviews statt. Interessierte Schüler werden unter anderem nach ihren Interessen, Vorlieben und Hobbys gefragt. Nach diesen Informationen versuchen die Partnerschulen passende Schüler zu finden. An der Rudolf-Eberle-Schule starten die Interviews im Oktober.
- Die Vorbereitungen: Ein Vorbereitungswochenende im November ist laut Rudolf-Eberle-Schule ein Muss. Die Schüler kommen aus verschiedenen Klassen, müssen harmonieren. Pflichtlektüre ist ein Buch über Indien. Es finden mehrere Infoveranstaltungen statt, auch für die Eltern. Die Erfahrung der Schule zeigt immer wieder, dass „das Essen das Sekundärproblem“ ist, so Andrea Menne. „Die bringen einen halben Koffer Essen mit, weil sie Angst haben zu verhungern.“ Auch haben die Inder ein anderes Zeitverständnis. Nach dem Besuch der Inder erfolgt ein Abschlussgespräch zwischen Schule und Gastfamilien, um diesen zu reflektieren, aus Problemen Erfahrungswerte für den nächsten Austausch zu gewinnen.
Ändert sich die Sichtweise auf eine andere Kultur nach einem Schüleraustausch?
Sina Schwarz (18): "Ich denke, wenn ich essen gehe, darüber nach, ob ich wirklich so viel bestellen soll und wenn, dann lasse ich es mir wenigstens einpacken zum Mitnehmen, wenn etwas übrig bleibt."
Vanessa Bartsch (17): "Der Besuch in Indien hat mir gezeigt, wie gut es uns geht. Ich versuche, eingeschränkter zu leben, was Klamotten und Essen kaufen betrifft. Ich versuche, mir die Unterschiede, wie wir und sie leben, bewusster zu machen."
Saakshi Tikku und Akanksha Mahajan (Lehrerinnen an der Jamnabai Narsee School, Mumbai): "Wir sind dankbar für das Austauschprogramm der beiden Schulen. Auch wir haben eine Menge gelernt."