Alina Kemp ist eine beeindruckende junge Frau. Sie verfolgt ihre Ziele und hat sich mit dem Verlust von 45 Kilogramm ein neues Leben aufgebaut. Es war eine Fernsehshow, die ihren Ehrgeiz geweckt hatte und dabei ist es völlig unerheblich, ob Alina Kemp zum Schluss auf dem Siegertreppchen stand oder nicht, denn sie selbst hat am meisten gewonnen: Die Chance auf ein gesundes Leben.
Doch bei aller Euphorie und Begeisterung macht die Geschichte der jungen Frau auch zutiefst betroffen. Sie schildert Äußerungen von anderen – Mitschülern, Passanten, zufällig den Weg kreuzenden Menschen – die die damals Jugendliche verständlicherweise als äußerst verletzend empfand. Und die, das steht völlig außer Frage, sich weder gehören, noch zu tolerieren sind. Dass sogar Lehrkräfte mit verbalen Fehltritten vertreten gewesen sein sollen, ist besonders schockierend.
Mobbing tut weh
Und damit wirkt die Geschichte von Alina Kemp plötzlich auch auf einer ganz anderen Ebene: Sie macht sichtbar, wie manche Äußerungen – und seien es nur beiläufige Sprüche oder vermeintliche Späße – bei den Betroffenen tatsächlich ankommen und Menschen seelisch schwer verletzen können.
Empathie heißt die Fähigkeit, sich in die Empfindungen eines anderen Menschen hineinversetzen zu können. In unserer Zeit macht es gelegentlich den Eindruck, als sei diese Fertigkeit etwas in den Hintergrund getreten, bei manchen Entgleisungen in sozialen Netzwerken sogar vollends verloren. Das ist schade.
Doch was lässt sich tun, damit Menschen, die wie Alina Kemp nicht dem geltenden Idealbild entsprechen, nicht verletzt werden? Ein guter Anfang wäre es, wenn wir alle im Alltag unser Verhalten etwas mehr hinterfragen und achtsamer werden. Dazu gehört es, die vermeintlich witzige Bemerkung auf Kosten anderer am besten gleich wieder zu vergessen.