Frank Linke

Das Feierabendbier am Kneipentresen und das abendliche Essen im Restaurant: Gestrichen. In Kneipen bleibt seit Dienstag, 17. März, der Zapfhahn trocken und im Restaurant ist bald um 18 Uhr Schluss. Die Wirte plagt die Sorge, manchen gar die Existenzangst – bei allem Verständnis für die von der Politik vorgeschriebenen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus.

Unklar, wie es weitergeht

Angelo De Rosa vom Bistro „Rhybrugg“ räumt den Gastraum auf, packt offene Colaflaschen, Milchtüten und Obst, das sonst die Cocktails ziert, für den Heimtransport ein – und schimpft. Er kritisiert vor allem das aus seiner Sicht bis dato zu zögerliche Handeln der Regierung. Die hätte schon vor Wochen beherzter handeln und alles geordnet lenken sollen. Andere Länder hätten es doch vorgemacht. Das aktuelle „Chaos“, die „Hauruckaktion“, müssten Gastronomie und andere Kleinbetriebe nun ausbaden.

Angelo De Rosa vom „Rhybrugg“
Angelo De Rosa vom „Rhybrugg“ | Bild: Linke, Frank

Angelo de Rosa muss die Gedanken erstmal ordnen. Die Nacht zuvor habe er schlecht geschlafen, niemand wisse schließlich genau, wie das alles weitergehe. Sicher sei nur: „Es trifft die Kleinbetriebe hart.“ Er habe zwar ein „Polster“, das halte aber natürlich nicht ewig. Trotz geschlossenem Lokal bleibt erstmal viel Arbeit: Hilfe für seine Mitarbeiter und für sich selbst beantragen, soweit es welche gibt. Wie es dann weitergeht, weiß Angelo De Rosa noch nicht. Nur soviel: Der Staat müsse jetzt verstärkt helfen.

Weniger Einnahmen

„Es ist beängstigend“, sagt Denise Born vom benachbarten „Kaffeeladen“, der auch Speisen anbietet. Am großen Tisch, an dem sonst zehn Leute sitzen, sind es jetzt nur noch fünf. Zudem muss bei den Tischen ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden. Da schrumpft die Zahl der Stühle. Das und der frühe Geschäftsschluss um 18 Uhr macht sich natürlich in der Kasse bemerkbar.

Denise Born vom „Kaffeeladen“
Denise Born vom „Kaffeeladen“ | Bild: Linke, Frank

Der Staat müsse der Gastronomie jetzt in ausreichendem Maße helfen, fordert auch Denise Born. Eine Finanzspritze als Kredit, der später wieder zurückzuzahlen ist, sei allerdings auch nicht sehr hilfreich. Auch der im Raum stehende Zuschuss in Höhe von acht Prozent vom Jahresumsatz sei „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“.

Für ihre Mitarbeiter hat sie Kurzarbeit beantragt. Entlassen möchte sie sie nicht. Sie arbeiten gut und sollen da sein, wenn das Geschäft wieder anläuft – welches schon seit etwa zwei Wochen reduziert läuft: „Es kommen fast nur noch Stammgäste.“ Für unzureichend hält sie den Informationsfluss von öffentlicher Seite. Jeder Betroffenen müsste etwas Schriftliches an die Hand bekommen, was zu tun ist und welche Hilfen genau und wo zu erhalten sind. „Keine Ahnung wie das weiter geht“, meint Denise Born. Dann scheint wieder Optimismus durch: „Ich hoffe, dass das nicht solange anhält. Dann schaffen wir das.“

Personalstand halten

„Das Geschäft über die Krise bringen und den Personalstand halten“, das hat auch bei Matthias Thyssen vom „Walfisch“ jetzt Priorität. Seit ein paar Wochen schon sei es schon ruhig im Lokal. „Ganz ruhig“ sei es, seit die alte Rheinbrücke zu sei und die Schweizer Gäste vom Besuch abhalte.

Matthias Thyssen vom „Walfisch“
Matthias Thyssen vom „Walfisch“ | Bild: Linke, Frank

Große Einschnitte verzeichnet Thyssen im Hotelbereich. Keiner reist mehr, Firmen stornieren die Zimmer. Hoffnung setzt Thyssen auf die kommende Freiluftsaison. „Wir müssen versuchen, den Schaden einzugrenzen, Wirtschaftlichkeit zu erreichen, den Schaden einzugrenzen und die Krise mit Hilfe des Staates zu meistern“, so sein Fazit zur Lage. Ob das gelinge, wisse er nicht. Das werde sich zeigen.

Schlaflose Nächte

Andreas Guhl hat sich mit dem „Warteck„ im August vergangenen Jahres „einen Traum erfüllt“. Der gerät jetzt gehörig ins Wanken. Die Freude auf gute Geschäfte während der kommenden Freiluftsaison, auch in Verbindung mit Fußball, hat sich in Existenzangst verwandelt. Gerade als noch junger Betrieb verfügt das Warteck noch nicht über ausreichend Rücklagen um solch eine Krise lange durchstehen zu können. Als reine Schankwirtschaft muss das Lokal ganz schließen.

Andreas Guhl vom „Warteck“
Andreas Guhl vom „Warteck“ | Bild: Linke, Frank

Auch Guhl würde sich deshalb vom Staat mehr Unterstützung wünschen, etwa die Übernahme der Fixosten, zumindest teilweise. Da müsse eben woanders eingespart werden: „Der Staat muss reagieren und den Kleinunternehmen helfen.“ Ohne Hilfe, so fürchtet Guhl, droht dem Warteck nach sechs Wochen das endgültige Aus. Sofortkredite, die zur Verfügung stehen, seien zwar gut gemeint aber nicht der richtige Weg, und für Guhl nur der letzte. „Wir haben viele Herzblut in das Warteck gesteckt, es läuft gut und die Gäste sind zufrieden. Wir wollen, dass das Warteck weiterlebt“, fährt Guhl fort. Der Wunsch, sein „Baby“ zu schützen, bereitet dem Wirt schlaflose Nächte. Wie das gehen soll, darauf hat er dennoch bis jetzt keine Antwort gefunden.

Kurzarbeit angemeldet

„Den Schaden kann man in Zahlen noch nicht ausdrücken“, sagt Andrea Scalabrin vom „Eden“ und verweist auf die schon seit einigen Wochen in großer Zahl ausbleibenden Gäste, auch aus der Schweiz. Für ihre Mitarbeiter hat Andrea Scalabrin Kurzarbeit angemeldet.

Andrea Scalabrin vom „Eden“
Andrea Scalabrin vom „Eden“ | Bild: Linke, Frank

Neben den Sofortkrediten schlägt sie als Unterstützung für die notleidende Gastronomie unter anderem die schon lange geforderte Reduzierung der Mehrwertsteuer auf grundsätzlich sieben Prozent vor. Derzeit gelte auf den Verzehr im Restaurant noch der Satz von 19 Prozent. „Ich hoffe, dass wir zu den Starken gehören und die Krise überleben. Und das wir bald wieder zum normalen Leben zurückkehren können“, so der Wunsch der Wirtin. „Und dass die Leute mit der Krise wieder etwas mehr zusammenfinden.“

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