Frank Linke

Bad Säckingen – Mit dem Bestseller „Trompeter von Säckingen“ hat Joseph Victor von Scheffel die Stadt berühmt gemacht. Im Trompeterschloss bekommt der Dichter demnächst gebührend Raum und Gewicht. Am 20. Juli werden die „Scheffel-Räume“ offiziell und feierlich eröffnet. Gestaltung und inhaltliche Konzeption stellten Professor Hansgeorg Schmidt-Bergmann und Mitarbeiterein Sarah von Keudell vom Museum für Literatur am Oberrhein in Karlsruhe am Dienstag dem Kulturausschuss des Gemeinderats vor.

In den beiden Räume im Erdgeschoss von Schloss Schönau, wo für das Hochrheinmuseum einst alte Uhren tickten, werden künftig Biografie und Trompeter-Werk des Dichters mit Unterstützung von erfahrenen Innenarchitekten und Gestaltern zeitgemäß ins rechte Licht gerückt. „Wir wollen keine Vitrinenausstellung und keine Gedenkstätte“, umschrieb Schmidt-Bergmann die Zielsetzung der Präsentation, die sich auf den „Trompeter von Säckingen“ fokussiert. Im Mittelpunkt steht dabei grob gesagt die Person Josef Victor von Scheffel, die Entstehungsgeschichte des Versepos' und dessen Inhalt sowie seine Bedeutung für seine Zeit und den Ort. Der Besucher wird ganz im Sinne einer populären Gestaltung auch keine langen Texte auf Tafeln lesen müssen, man setzt stattdessen aufs Visuelle, auf Bilder und Projektionen.

Motiviert, die Liebesgeschichte, die beinahe die ganze Welt bewegte, zu schreiben, wurde Scheffel im Angesicht des Grabsteins seiner späteren Protagonisten, des „Trompeters“ Franz Werner Kirchhofer und von Maria Ursula von Schönau, der sich heute am Münster findet. Eine große bildliche Darstellung des Grabsteins wird sich deshalb auch im Raum eins im Schloss finden. Zu sehen sein werden außerdem unter anderem alle Illustrationen aus dem berühmten Prachtband des Trompeters von Säckingen von Anton von Werner, seinerseits ebenfalls ein bekannter Künstler. Beinahe alle Exponate steuert die Literarische Gesellschaft in Karlsruhe bei. Dazu gehören im Weiteren unter anderem Postkarten, die den Trompeter ebenfalls um die Welt trugen, Werk und Dichter berühmt und letztlich reich machten.

Wie populär der Trompeter von Säckingen zu seiner Zeit und auch danach war, zeigt nicht nur die Auflage des Buchs von rund 400000 Stück. Das Thema fand auch den Weg in die Werbung und in beliebte Comics wie Lucky Luke und Lurchi. „Wir werden vieles zeigen, was bislang unbekannt ist“, versprach Schmidt-Bergmann.

Kathrin Schwarz (SPD) regte in der Ausschussitzung an, auch im Rahmen der Vergabe des Scheffel-Preises für die Scheffel-Räume in Bad Säckingen zu werben. Dies wurde von Schmidt Bergmann und Bürgermeister Alexander Guhl auf offene Ohren. Auch die Zusammenarbeit mit Schulen wird laut Schmidt Bergmann gewünscht. Für Leben in und um die Scheffel-Räume sollen weiter Veranstaltungen sorgen, erfuhr Franz Stortz (Grüne) auf Nachfrage. Zudem sollen Schilder in der Stadt den Weg zu den Orten Scheffels weisen. Eingebunden werden in das Thema soll, wie könnte es anders sein, auch das Trompetenmuseum.

Zudem wird es ein Begleitbuch zur Ausstellung geben. Apropos Buch: An einem solchen entzündeten sich bekanntlich die Unstimmigkeiten mit dem Förderverein Scheffel-Literatur-Gedenkstätte um Karl Braun und der Litererischen Gesellschaft. Der Verein wollte ebenfalls ein Buch herausbringen, die Literarische Gesellschaft wollte dafür aber das Material – nach eigenem Bekunden auch wegen der eigen Pläne – nicht herausgeben. Das Thema wollte man am Dienstag nicht allzu hoch hängen. Eine Handreichung gab es trotzdem: „Das ist nicht gut gelaufen“, äußerte Schmidt-Bergmann sein Bedauern. Man sei jederzeit zu Gesprächen bereit. Auch Bürgermeister Alexander Guhl hofft auf Versöhnung und darauf, den Verein für die Zukunft in das Projekt einbinden zu können.

Kosten und Kritisches

  • Finanzierung: Die Kosten für die Scheffel-Räume im Hochrhein-Museum belaufen sich auf rund 100 000 Euro. Davon trägt die Stadt 50000 Euro und der Landkreis 25000 Euro. Der Rest kommt von der Deutschen Schillergesellschaft in Marbach.
  • Umbau: An der Substanz der Räume im Hochrheinmuseum wird im Rahmen der Neugestaltung der Räume für Scheffel nicht gerührt. Auch die Stuckdecken bleiben erhalten.
  • Kritik: Clemens Pfeiffer (CDU) monierte am Dienstag die Abwesenheit eines Vertreters der Tourismus GmbH. Das Thema gehe schließlich auch diese nicht unwesentlich an. Hansgeorg Schmidt-Bergmann kritisierte den für Menschen mit Behinderung ungeeigneten Zugang zum Schloss. Hier müsse die Stadt dringend Abhilfe schaffen.
  • Eröffnung: Die Eröffnung der neugestalteten Scheffel-Räume im Hochrhein-Museum findet am 20. Juli in entsprechendem Rahmen statt.
Frank Linke