Gabrielle Rasenberger

Das Coronavirus legt das öffentlichen Leben lahm. Auch die Glaubensgemeinschaften sind davon betroffen. Wir haben nachgefragt, wie sie damit umgehen. Kirche ist ja nicht nur Gottesdienst, es ist Seelsorge auf anderen Ebenen, auch Krankensalbung, Beichte, Konfirmation, Kommunion, Taufen, Trauungen, Bestattungen und soziale Dienste. Wie regeln das die einzelnen Religionsgemeinschaften?

Dekan Berg, der Pfarrer der römisch-katholischen Gemeinde ist, gibt folgendes an: Die Kirchengemeinde in bietet ab Donnerstag, 19. März seelsorgerische Telefonate an. Anrufen kann man täglich in der Zeit von 15 Uhr bis 18 Uhr. Und zwar sowohl in Bad Säckingen, als auch in Murg Im sozialen Bereich wird geholfen: Für Angehörige der Risikogruppen, bietet die Seelsorgeeinheit einen Einkaufservice an. Zu erreichen ist dieser montags bis freitags von 10 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 16 Uhr telefonisch unter 07761/568 19 82.

Gottesdienste eingestellt

Um eine Ausbreitung durch Gottesdienste zu vermeiden, werden bis auf Weiteres alle Gottesdienste und Aktionen der Kirchengemeinde eingestellt. Angeboten werden Gottesdienste in Papierform, um diese zu Hause zu feiern. Diese werden immer am Freitag in der Kirche ausgelegt, die Ausnahme bilden die Ostergottesdienste, deren Papierformat auch zwei Tage vorher ausgelegt werden.

Kerzen für die Osternacht werden zusammen mit der Gottesdienstvorlage in der Kirche bereitgestellt. Berg wörtlich: „Wir orientieren uns an staatlichen Vorgaben und versuchen doch im möglichen Rahmen seelsorgend für die Menschen da zu sein... und da ist das Telefon gerade für ältere Menschen ein wichtiges Kommunikationsmittel!“ Auch die Beichte soll nach Möglichkeit telefonisch geschehen. Was die Spendung der Krankensalbung angeht, heißt es, das Sakrament der Krankensalbung ist gegebenenfalls nach Absprache mit dem Pflegpersonal, Arzt, Angehörigen möglich.

Vorlagen für Zu Hause

Pfarrer Armin Strenzl, der für die altkatholische Kirche Hochrhein-Wiesental zuständig ist, erklärte, dass die Mitglieder seiner Gemeinde per E-Mail eine Vorlage für „die gottesdienstliche Feier zu Hause“ zugesendet bekämen. Es werden keine Sakramente gespendet. Und da es von der Kommune neue Auflagen für die Beerdigung gibt (Stand 18. März) wird es nur noch Erdbestattungen geben, keine Urnenbestattungen. Die Kirchen sind alle geschlossen.

Pfarrer Winfried Oelschlegel von der evangelischen Gemeinde in Bad Säckingen ist betroffen: „Das Verbot der Gottesdienste trifft uns sehr hart. Wir hätten in kleiner Runde mit allen Vorsichtsmaßnahmen weiter gefeiert. Schlimm wird es an den kommenden Feiertagen. Aber wir müssen die Anordnungen natürlich respektieren.“ Abendmahlfeiern gebe es schon länger keine mehr, so Oelschlegel. Für Notfälle ist er als Pfarrer immer zu erreichen. Für „private Gebete“ wird die Kirche tagsüber geöffnet bleiben. Die Konfirmation wird auf den Herbst verschoben. Genauso können Taufen und Trauungen nicht stattfinden. Beerdigungen jedoch schon. „Geistliche Nahrung“ wird von der Landeskirche über die Medien zur Verfügung gestellt. Und demnächst erscheint der neue Pfarrbrief.

Wie gehen Muslime mit dem Coronavirus um? Was abgesagt werden kann, wird abgesagt, wie uns Mustafa Ercan telefonisch berichtete. Er ist im Vorstand der Ditib-Türkisch-Islamischen Gemeinde Bad Säckingen. Das Freitagsgebet findet nicht statt, alle sind angehalten, zu Hause zu bleiben. Zusätzlich wurde die Moschee zweimal desinfiziert. Oguz Islam, bis vor einem Jahr im Vorstand, berichtete: „Ich kann Ihnen nur sagen, dass auch bundesweit alle Moscheen für Gebete, sei es einzeln oder gemeinsame, geschlossen sind. Die Gesundheit geht vor. Alle Mitglieder sind gebeten worden, ihre Gebete daheim zu verrichten.“ Laut Mustafa Ercan dürfen sich aber in Bad Säckingen bis zu vier Personen aufhalten. Die Feiern der Hochzeiten und der Beschneidung werden verschoben. Wer hier in Deutschland beerdigt wird, hat die Regeln zu beachten, die alle anderen betreffen. Viele ältere Gläubige wollen jedoch in der Türkei beerdigt werden. Das gehe zurzeit nur eingeschränkt. Nur vom Frankfurter Flughafen aus könne derzeit noch ausgeflogen werden.