Susanne Kanele

Dass er als aktiver Musiker jemals vor einem Orchester stehen würde und nicht mittendrin, hätte er damals auch nicht gedacht. Heute ist Johannes Brenke nach 30 Jahren der dienstälteste Dirigent und Musikdirektor in der über 200-jährigen Geschichte der Stadtmusik Bad Säckingen.

In einer Fachzeitschrift hat der damals 28-Jährige gelesen, dass die Stadt Bad Säckingen auf der Suche nach einem Dirigenten sei. "In Musikerkreisen muss man flexibel sein", erklärt Brenke. Da sei es auch kein Problem, sich bis nach Bad Säckingen zu bewerben. "Es war für mich eine neue, eine andere Herausforderung", erinnert er sich heute. Denn das Studium in klassischer Musik in Detmold lag noch nicht sehr lange zurück. "Hin und wieder hatte ich schon dirigiert", sagt Johannes Brenke. Aber eigentlich sah er seinen Platz im Orchester, weshalb er seine Bewerbung ohne große Ambitionen in die Trompeterstadt verschickte.

Umso überraschter war er dann, als er eine Einladung zu einem Gespräch nach Bad Säckingen und später zu einem Probedirigat in seinem Briefkasten vorgefunden hatte. 45 Minuten hatte er damals Zeit, die Kommission und das Orchester mit einem Pflicht- und einem Wahlstück von seiner Person zu überzeugen. "Und es hat funktioniert", freut sich Brenke auch heute noch.

Das er als klassischer Musiker bei der Stadtmusik genau richtig ist, wusste Brenke bereits, als er sich für sein Probedirigat vorbereitet hatte. Denn sein Vorgänger Heinz-Georg Linke hat damals schon als Musiker mit klassischer Ausbildung, diese Form der Musik im Orchester etabliert und war mit den gesellschaftlich hoch angesehenen Gloria-Konzerten erfolgreich. "Trotz meiner klassischen Musik bin ich offen für alle Musikrichtungen", so Brenke weiter. Damals wie auch heute nimmt die Stadtmusik Bad Säckingen regelmäßig an Wertungsspielen teil und die Liste der Erfolge kann sich wirklich sehen lassen. Wurde damals noch über jeden Erfolg bei den Wertungsspielen berichtet, ist es inzwischen ruhiger geworden: "Inzwischen ist es selbstverständlicher geworden, obwohl wir nach wie vor noch viel unterwegs sind", erklärt Johannes Brenke.

Inzwischen haben sich aus dem Kreis der Mitglieder der Stadtmusik Ensembles mit verschiedenen Musikrichtungen gebildet, die sich engagiert und erfolgreich auch außerhalb des Orchesters präsentieren. Eine Entwicklung, die der Musikdirektor begrüßt, zumal es auch seinem Orchester zu Gute kommt, dass die Mitglieder so aktiv Musik machen.

Obwohl Johannes Brenke die Musik liebt, spielt sie bei ihm zu Hause nicht die Hauptrolle. "Grundsätzlich liebe ich die Stille, weshalb das Radio zu Hause und im Auto ausgeschaltet bleibt", erklärt er. "Im Konsum bin ich privat eher zurückhaltend, weil ich froh bin, wenn ich mal nichts auf den Ohren habe". Trotzdem besucht er natürlich auch als Privatmann gerne Konzerte, was bei ihm allerdings immer ein Spagat abverlangt. "Natürlich kann ich einen Konzertbesuch genießen, wenn auch nicht mehr so unvoreingenommen", muss er schmunzeln. Und natürlich wollen die anderen Besucher vor allem von ihm wissen, wie er denn das Konzert gefunden habe. "Inzwischen habe ich meinen Weg gefunden, diese Frage zu beantworten", verrät er.

Neben seiner Arbeit als Dirigent bei der Stadtmusik, unterrichtet er auch den Nachwuchs der Bläserklassen in der Jugendmusikschule. "Die Jugendmusikschule ist ein Kind der Stadtmusik und nicht nur deshalb arbeiten diese beiden Institutionen eng zusammen", so Brenke weiter. Seit elf Jahren ist Brenke außerdem noch Direktor des Trompetenmuseums. Ein weiteres Steckenpferd von ihm: "Ich interessiere mich auch sehr für die wissenschaftliche Seite der Musik".