Es ist Wahlkampf. Nicht irgendwo in Berlin. Oder Brüssel. Oder London. Es ist Wahlkampf in Bad Säckingen. Im Gemeinderat. Am Montagabend. Um was ging es? Die SPD hatte den Vorschlag für eine städtische Wohnbau GmbH eingebracht. Ablehnung war zu erwarten, aber die Idee erregte ungewöhnlich harsche Reaktionen der anderen Fraktionen. Warum? Eben: Es ist Wahlkampf. CDU, Freie Wähler und Grüne empfanden den SPD-Vorstoß als plumpes Wahlkampfmanöver. Kann man so empfinden. Auch austeilen, wie es Maier (CDU) und Thelen (Freie Wähler) gemacht haben, das kann man mal. Keine Frage: In der Politik darf es auch mal deftiger zur Sache gehen. Wer schnell beleidigt ist, sollte hier nicht mitmachen. Die Kunst dabei ist, die Sache, um die es geht, bei aller Auseinandersetzung nicht aus den Augen zu verlieren.
Doch genau das ist passiert. Dass die SPD-Idee eine Mehrheit finden würde, hat niemand ernstlich erwartet. Aber dass auch der vom Bürgermeister eingebrachte Kompromiss ebenso unterging, zeugt von etwas ganz anderem: Mit dieser sturen, kategorischen Haltung wurde ein Thema vom Tisch gewischt, das in Bad Säckingen die Aufmerksamkeit der Kommunalpolitik verdient – aber es musste weg, nur um es der SPD so richtig zu zeigen. Auch das ist Wahlkampf. Warum kommt mir jetzt bloß der Spruch vom Esel und dem Langohr in den Sinn? Egal, gottlob war es die letzte Sitzung vor der Kommunalwahl. Vielleicht kann sich der Gemeinderat diesem Thema hinterher in Ruhe nochmals widmen.