Da staunten die Bauarbeiter nicht schlecht: Bei den Bauarbeiten an den Rohrleitungen auf dem Münsterplatz in Bad Säckingen haben die dort tätigen Arbeiter Fragmente eines menschlichen Schädels gefunden. Die Kriminalpolizei hat die Knochenteile im Anschluss geborgen, aber auch die Archäologie des Landesamtes für Denkmalpflege in Freiburg ist über den Fund informiert worden.
„Das ist der übliche Vorgang“, erklärt die Stadthistorikerin Adelheid Enderle. Denn es ist nicht das erste Mal, dass es bei Bauarbeiten rund um das Münster Skelettfunde gegeben hat. Vor der Eröffnung des Alten Friedhofs in der Au 1815 sind die Verstorbenen zunächst rund um das Münster und dann später an der Münsternordseite beerdigt worden. „Man weiß nicht sehr viel über diesen alten Friedhof, wo bereits im 15. Jahrhundert Verstorbene beerdigt worden sind“, erklärt Adelheid Enderle. Unter anderem wurden Werner Kirchhofer und seine Frau Ursula von Schönau dort beerdigt, deren Grabplatte heute an der Nordseite des Münsters angebracht ist.

Bereits in den 1980er Jahren, als die Fernwärmeleitungen rund um das Münster verlegt worden sind, sind während der Bauarbeiten Skelettteile aufgefunden worden. „Weil bekannt ist, dass hier ein Friedhof war, rechnet man immer mit Funden dieser Art, wenn rund um den Münsterplatz Bauarbeiten geplant sind“, erklärt die Stadthistorikerin. Das war auch der Grund, weshalb sich die Stadtverwaltung zunächst mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Verbindung gesetzt und die Staatsanwaltschaft nicht gleich die Ermittlungen aufgenommen hat, weil man von keinem Verbrechen jüngeren Datums ausgegangen ist.
Der Schädelfund von 2019
Bei dem Schädelfund vor rund zwei Jahren am Bergsee sind die Behörden ähnlich vorgegangen. Spaziergänger hatten 2019 am ersten Weihnachtsfeiertag am Waldparkplatz beim Bergsee ebenfalls einen Schädel gefunden. Es handelte sich um einen weiblichen Schädel, weshalb die Staatsanwaltschaft zu dieser Zeit schnell eine Verbindung zu dem Fund eines Frauentorsos in Waldshut und zu einer vermissten Frau aus dem schweizerischen Kleindöttingen hergestellt hat.
Doch keiner der Funde führte zum Erfolg, weshalb die Staatsanwaltschaft zunächst Vermisstenfälle europaweit untersucht hat. Nachdem auch diese Fahndung nicht zum Erfolg geführt hat, wurde eine genaue Altersbestimmung des Schädels in der Archäologie Landesamts für Denkmalpflege in Auftrag gegeben. Mittels einer C-14-Kohlenstoffdatierung, auch Radiokarbonmethode, ist der Schädel gründlich untersucht worden, was damals drei Monate gedauert hat. Die Untersuchung damals ergab, dass der Schädel aus der Zeit von Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts stammen dürfte. Die Todesursache konnte nicht geklärt werden.

So viel Zeit wurde in die jüngsten Knochenfunde vom vergangenen Montag nicht investiert. „Das Landesdenkmalamt hat die Knochenteile gar nicht angefordert, und das ist ein Zeichen dafür, das wohl schnell klar war, dass es sich um alte Knochen handelt“, erklärt Adelheid Enderle weiter. Aktuell ist sie damit beschäftigt, die Knochenteile zu dokumentieren. Und während sie die Dokumente in ihrem eigenen Archiv unterbringt, erhält auch das Stadtarchiv eine Kopie davon. Die gefundenen Knochenteile werden danach nicht etwa einfach entsorgt: „Die Schädelknochen finden eine neue letzte Ruhestätte auf dem Ehrengräberfeld auf dem Au-Friedhof“, erläutert Enderle.