Über das Berufsbild des selbständigen Berufsbetreuers informiert der Landkreis Waldshut am Donnerstag, 10. Juli, ab 18 Uhr in Bad Säckingen. Die Veranstaltung findet im dortigen Jobcenter in der Hauensteinstraße 14 statt.

Welche Aufgaben haben Betreuer?

Bereits seit vielen Jahren verfügt der Landkreis Waldshut über einen Pool von gegenwärtig etwa 30 selbstständigen Berufsbetreuern – deren Aufgabe ist die Unterstützung von Menschen, die aufgrund einer Erkrankung oder hohen Alters nicht mehr in der Lage sind, ihre rechtlichen Angelegenheiten eigenständig zu regeln.

Ein Berufsbetreuer soll auch die Pflege hilfsbedürftiger Menschen im häuslichen Umfeld sicherstellen. Auf unserem Bild durch eine ...
Ein Berufsbetreuer soll auch die Pflege hilfsbedürftiger Menschen im häuslichen Umfeld sicherstellen. Auf unserem Bild durch eine Mitarbeiterin der Sozialstation der Caritas Hochrhein. | Bild: Alexander Jaser

„Es geht hierbei vor allem um eine rechtliche Vertretung für hilfsbedürftige Menschen im Umgang mit Behörden oder Pflegeeinrichtungen. Aber auch im Kontakt mit Ärzten oder bei Vermögensangelegenheiten“, erklärt Birgit Goede-Pokrzywa, die als Abteilungsleiterin im Landratsamt Waldshut für die Betreuungsbehörde zuständig ist.

Stefanie Hauser, Richterin am Amtsgericht Bad Säckingen und dort für die Anordnung, Verlängerung oder Aufhebung einer rechtlichen Betreuung zuständig, ergänzt: „Eine solche Betreuung ist keine Entmündigung. Der Betroffene behält seine Rechte und der Betreuer muss sich an seinen Wünschen orientieren.“ Eine wichtige Aufgabe des Betreuers sei es hierbei, „sicherzustellen, dass eine Person trotz einer Erkrankung oder hohen Alters möglichst lange Zuhause leben kann.“

Einen Hintergrund bilde hier auch die Tatsache, dass es zu wenige Angebote für Plätze in einem Pflegeheim oder in Einrichtungen für psychisch kranke Menschen gebe. „Eine rechtliche Betreuung anzuordnen, ist daher keine einfache Aufgabe für mich. Die schönsten Fälle sind die, bei denen ich eine Betreuung wieder aufheben kann“, fügt sie hinzu.

Was gibt es zu beachten, wenn eine Betreuung ansteht?

Mit Sorge weist Hauser darauf hin, dass nach ihrem Empfinden die Zahl der Angehörigen abnehme, die bereit sei, einen Angehörigen zu versorgen. Überdies werde es auch heute noch oft versäumt, vor dem Eintritt einer Pflegebedürftigkeit eine Vorsorgevollmacht auszufüllen. „Eine solche Vollmacht kann jeder beim Notar oder mit Vordrucken erstellen, um zum Beispiel den Ehepartner als vertretungsberechtigte Person zu benennen“, erklärt Hauser und weist ergänzend darauf hin: „Alleine durch eine Heirat besteht kein Vertretungsrecht, auch nicht für Kinder über 18 Jahren. Wenn eine solche Vollmacht fehlt, muss vom Gericht ein Betreuer eingesetzt werden.“ Überdies steige die Zahl der Menschen ohne Kinder oder Angehörigen immer weiter an.

Über eine rechtliche Betreuung wird auch durch das Amtsgericht Bad Säckingen entschieden. Hier ein Blick in den großen Saal des Gerichts.
Über eine rechtliche Betreuung wird auch durch das Amtsgericht Bad Säckingen entschieden. Hier ein Blick in den großen Saal des Gerichts. | Bild: Alexander Jaser

Wer hilft Betroffenen bei Fragen?

Unterstützt wird Hauser bei der Anordnung einer rechtlichen Betreuung durch das Landratsamt. Werde eine solche beantragt, erfolge eine Überprüfung der Lebensumstände des Betroffenen durch die Betreuungsbehörde. Wenn darüber hinaus ein entsprechendes ärztliches Attest vorliege, werde ihr durch das Landratsamt aus dem vorhandenen Pool ein rechtlicher Betreuer vorgeschlagen – „wenn es keinen Angehörigen gibt, der diese Aufgabe ehrenamtlich übernimmt“, erläutert die Richterin am Amtsgericht.

Gibt es genügend Betreuer?

Birgit Goede-Pokrzywa weist darauf hin, dass der Pool an rechtlichen Betreuern im Landkreis Waldshut auch altersbedingt abnehme und es kaum Ehrenamtliche gebe, „die diese Aufgabe in ihrer Freizeit unentgeltlich übernehmen.“ Zugleich nähme jedoch die Zahl der Betreuungsbedürftigen in allen Altersgruppen immer weiter zu. Einen Hintergrund bildet hier nach Auskunft Hausers, dass die Menschen heute immer älter würden. „Aber auch die psychischen Erkrankungen bei jungen Menschen, zum Beispiel durch Drogenmissbrauch, nehmen nach meiner Wahrnehmung deutlich zu“, ergänzt sie.

Wie kann man Betreuer werden?

Für Goede-Pokrzywa ist wichtig, dass der Landkreis Waldshut mit großem Erfolg 2023 ein Förderprogramm zur Finanzierung der Ausbildung zum rechtlichen Betreuer eingerichtet habe. Je nach Vorbildung könne diese Ausbildung in Sachkundemodulen wie Sozialrecht, Personensorge oder Vermögenssorge bis zu vier Monaten dauern. „Auf der Informationsveranstaltung werden wir daher nicht nur über das Aufgabenfeld eines rechtlichen Betreuers informieren, sondern auch über diese Ausbildung und das Förderprogramm“, führt sie aus. „Wer sich dann für dieses Berufsbild interessiert, hat die Möglichkeit, mit uns individuell im Landratsamt darüber zu sprechen und wir machen uns dann ein Bild von den Interessenten und ihrem persönlichen Hintergrund.“

Welche Erfahrungen machen Betreuer?

Claudia Mei, seit November 2024 als rechtliche Betreuerin für 37 Personen im Landkreis Waldshut zuständig, bereut ihre Entscheidung für diesen Weg in eine selbstständige Tätigkeit nicht: „Wenn sie Freude am Umgang mit Menschen haben und ihnen Büroarbeit liegt, ist dieser Beruf für sie genau richtig“, erklärt sie und fügt hinzu: „Man ist draußen bei den Menschen und im eigenen Büro tätig und erfährt auch die Anerkennung der Angehörigen, wenn sie sagen: Gott sei Dank haben wir sie.“

Landrat Martin Kistler sieht in der Aufgabe der rechtlichen Betreuung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Landrat Martin Kistler sieht in der Aufgabe der rechtlichen Betreuung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. | Bild: Alexander Jaser

Auch Landrat Martin Kistler, einst langjähriger Vorsitzender des für ehrenamtliche Betreuer zuständigen Sozialdienstes katholischer Männer (SKM), unterstreicht die außerordentlich hohe Bedeutung des Engagements der rechtlichen Betreuer: „Dieses Thema beschäftigt mich schon seit vielen Jahren. Mit der Alterung der Gesellschaft steigt der Bedarf für die Unterstützung von Menschen. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht alleine durch das Ehrenamt geleistet werden kann. Deshalb werbe ich für die Aufgabe des Berufsbetreuers und rufe alle Interessierten dazu auf, an der Informationsveranstaltung des Landratsamtes in Bad Säckingen teilzunehmen.“

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