Flusskraftwerke zur Stromgewinnung sind altbekannt und verbreitet, doch weit weniger im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit steht die Möglichkeit, die Wärme des Rheins – selbst an kalten Tagen – zur Speisung eines Nahwärmenetzes zu nutzen. Martin Lohrmann vom Arbeitskreis Energie, der aus der Bürgerwerkstatt zur „Global nachhaltigen Kommune“ entstanden ist, hat ein solches Projekt entwickelt.

Energieexperte Martin Lohrmann.
Energieexperte Martin Lohrmann. | Bild: Michael Gottstein

„In Bad Säckingen ist meistens von Solarenergie, Erdwärme und auch von Biomasse die Rede, wenn es um erneuerbare Energien geht“, erklärte Lohrmann am Freitagabend im Pfarrsaal St. Martin. Viele Kommunen haben Hackschnitzelanlagen gebaut, doch auch diese basieren auf der Verbrennung von Kohlenstoff respektive Kohlenstoffverbindungen und könnten im günstigsten Fall klimaneutral sein.

Prinzip des umgekehrten Kühlschranks

Die von Lohrmann vorgeschlagene Wasser-Wärmepumpe funktioniert gewissermaßen wie ein umgekehrter Kühlschrank und besteht aus drei Kreisläufen: Dem Nahwärmenetz, dem Fluss als Energiequelle und einem dazwischengeschalteten Kreislauf mit einem komprimierten flüssigen Kältemittel, das unter normalem Druck bereits bei sehr geringen Temperaturen verdampft. Dabei dehnt es sich aus und entzieht der Umgebung – also dem Rheinwasser – Wärme.

Umgekehrt gilt: Wenn das gasförmige Kühlmittel wieder unter Druck gesetzt und verflüssigt wird, gibt es Wärme ab, die man in ein Nahwärmenetz einspeisen kann. Der Kreislauf beginnt von danach von Neuem. Obwohl der Kompressor Strom benötige, bleibe unter dem Strich ein Nettogewinn an Wärmeenergie für das Netz übrig, so Lohrmann. Die damit verbundene Abkühlung des Rheinwassers schade dem Fluss nicht.

Konzept in Vorbereitung

Nach Angaben des Kraftwerks fließen pro Sekunde 800 Kubikmeter Wasser den Rhein hinunter. „Mit weniger als drei Kubikmetern Wasser pro Sekunde, die um drei Grad abgekühlt werden, könnte man 50.000 Megawattstunden Energie im Jahr gewinnen, und damit wäre der gesamte Gebäudebestand der Stadt in der Tallage bezüglich Warmwasser und Heizung mit Wärme aus dem Rhein selbst am kältesten Tag des Jahres versorgt“, ist Lohrmann sicher.

Den besten Standort für ein Nahwärmenetz sieht er in Obersäckingen, in der Nähe des Staubereichs beim Kraftwerk. Lohrmann stellt in den nächsten Tagen das Lastenheft mit allen notwendigen Untersuchungen fertig. Der Gemeinderat müsste dann beschließen, ein Quartierskonzept zu erstellen, das von der KfW mit 75 Prozent gefördert würde.

Ähnliche Projekte bereits erfolgreich

Dass das Vorhaben keineswegs eine exotische Idee ist, zeigt das Beispiel Mannheims, wo eine 20-Megawatt-Flusswasser-Wärmepumpe gebaut wird. Die Stadtwerke Lemgo nahmen 2021 eine Ein-Megawatt-Flusswasser-Wärmepumpe in Betrieb. Am Vierwaldstättersee wird die Nutzung der Seewasserwärme ausgebaut, und der Kanton Aargau verfolgt an der Limmat ein ähnliches Projekt, wie es Lohrmann für Bad Säckingen vorschlägt.

Das könnte Sie auch interessieren