Beim Blick auf die explodierenden Heizkosten denkt derzeit wohl jeder Hausbesitzer über eine nachhaltige und vor allem günstige Energieform nach. Für die Bewohner des Wehrer Wohnviertels Klosterhof könnte es schon bald eine günstige Alternative für Gas und Öl geben. Denn hier – im nördlichen Teil der Werrachstraße – möchten die kommunalen Stadtwerke Wehr ein neues Nahwärmenetz errichten, das mit Holzhackschnitzel betrieben wird.

Nach den Nahwärmenetzen In den Höfen, im Seeboden und bei der Mediathek wäre es die vierte Heizzentrale, die vom Energiedienst für die vor zehn Jahre gegründeten Stadtwerke Wehr betrieben wird. Standen bei den bisherigen Nahwärmenetzen vor allem die öffentlichen Gebäude im Fokus, sollen nun vor allem Wohnhäuser profitieren.

Welches Wohngebiet soll Nahwärme bekommen?

Das Plangebiet, für das vom Energiedienst derzeit eine Machbarkeitsstudie entwickelt wird, reicht von der Kreuzung Werrachstraße/Todtmooser Straße im Norden bis zur Klingenstraße im Süden. „Hier gibt es eine gewisse Ballung an älterem Geschosswohnungsbau“, erklärt Bürgermeister Michael Thater. Sprich: Das Potenzial von möglichst vielen Anschlussnehmern ist besonders hoch, da hier in den nächsten Jahren die Sanierung von Heizungsanlagen ansteht. „Wir haben in dem Gebiet etwa 85 potenzielle Anschlussnehmer „, so Projektleiter Stefan Schlachter, der für den Energiedienst bereits die Eigentümer angeschrieben hat, um das Interesse abzufragen. Insgesamt wohnen in dem Gebiet etwa 400 Wehrer Bürger, schätzt Thater. Zusätzlich gebe es schon konkrete Planungen eines privaten Bauherrn für ein größeres Mehrfamilienhaus. Mit Frei- und Hallenbad, den Stadiongebäuden und dem Kindergarten Klostermatt sollen aber auch drei städtische Gebäude angeschlossen werden. Insgesamt rechnet Schlachter mit einem Jahresenergiebedarf von bis zu 2,2 Millionen Kilowattstunden.

Riesiges Interesse der Anwohner

Schon jetzt ist das Interesse der Eigentümer überaus positiv – und das, obwohl die Rückmeldefrist noch bis 30. September läuft. „Von den 39 Rückläufern haben 37 ihr Interesse an einem Nahwärmeanschluss signalisiert“, erklärt Schlachter. Auch von außerhalb des Plangebiets gebe es immer wieder Anfragen. Angesichts der explodierenden Preise der fossilen Energieträger keine Überraschung.

Was kostet die Nahwärme?

Derzeit verlangen die Stadtwerke Wehr für einen durchschnittlichen Jahresbedarf von 18.000 Kilowattstunden pro Kilowattstunde 9,4 Cent. Im Vergleich dazu kostet Gas aktuell 23,2 Cent und Heizöl 18,39 Cent. Dass Nahwärme günstiger ist als die fossilen Energieträger, war allerdings nicht immer so. Dennoch habe sich die Stadt seinerzeit bewusst für Hackschnitzel als Energieträger entschieden, so Thater. Diese könnte die Stadt im Notfall sogar selbst herstellen.

Sind weitere Nahwärmenetze denkbar?

Eine Erweiterung der Nahwärmenetze ist ausdrücklich mittelfristig das Ziel der Stadtwerke, sogar ein Zusammenschluss des Nahwärmenetzes mit den anderen drei Netzen ist wünschenswert. Dies wird auch schon beim Platzbedarf der künftigen Heizzentrale berücksichtigt. Der Netzausbau solle allerdings schrittweise geschehen, so Thater.

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