Mit Blick auf die drohende Erdgasknappheit im kommenden Winter prüft die Wehrer Stadtverwaltung derzeit, mit welchen Maßnahmen die Kommune Energie einsparen kann.

Schon jetzt deuten sich schlechte Nachrichten für die Nutzer des Wehrer Hallenbads an: Ein Verzicht auf die Hallenbadsaison würde den kommunalen Gasverbrauch nämlich um einen Schlag um 40 Prozent senken, so Bürgermeister Michael Thater im Gemeinderat. Eine Entscheidung darüber ist freilich noch nicht gefallen. Die soll der Gemeinderat im Herbst treffen.

Größter Gasverbraucher der Stadt

„Das Hallenbad ist mit Abstand der größte Gasverbraucher der Stadt“, machte Bürgermeister Thater deutlich, dass er hier das größte Potential für die Stadt sieht, um die von Ministerpräsident Winfrid Kretschmann angekündigten 20 Prozent Einsparungen beim Gasverbrauch zu erreichen. Sage und schreibe 800.000 Kilowattstunden Erdgas verbrauche das Hallenbad in einer Saison, so Thater.

Zum Vergleich: Ein Zwei-Personen-Haushalt benötigt im ganzen Jahr etwa 10.000 Kilowattstunden. Mit dem durchschnittlichen Saisonverbrauch könnten rechnerisch also 80 Haushalte ein ganzes Jahr heizen. Wenn das Erdgas knapp werde, werde die Stadt sicher keine 800.000 Kilowattstunden Gas im Hallenbad verbrennen. „Da müssen wir uns von Anfang an ehrlich machen“, so Thater.

Auch wenn derzeit noch nicht absehbar ist, wie sich die Gasversorgung in den nächsten Monaten entwickelt, betont Thater, dass am Energiesparen aus politischen Gründen kein Weg vorbeiführt: „Ich habe schon im Februar gesagt, dass der Krieg Putins gegen die Ukraine ein Krieg gegen die gesamte westliche Welt ist. Es ist ein Wirtschaftskrieg, das ist jetzt deutlich erkennbar.“

Hier müsse man sich zur Wehr setzen und gemeinsam und solidarisch Maßnahmen beschließen.

Stadt setzt auf Nahwärme mit Hackschnitzeln

„Wir sind relativ gut gewappnet“, sagte Thater mit Blick auf die Bemühungen der Stadt einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Mit den städtischen Nahwärmenetzen setzt die Stadt seit einigen Jahren verstärkt auf Holzhackschnitzel als Energieträger.

„Wir haben uns deutlich von den fossilen Energieträgern entfernt und werden das weiter tun“, so Thater. „Andere haben vor einigen Jahren Hackschnitzel-Zentralen durch Gaskraftwerke ersetzt“, so Thater mit Blick auf die Stadtwerke Bad Säckingen.

Allerdings: Beim Hallenbad setzte die Stadt selbst auf Erdgas: Erst 2016 investierte die Stadt fast 200.000 Euro in ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk, mit dem das Bad bis heute versorgt wird.

Erst 2016 wurde das gasbetriebene Blockheizkraftwerk im Wehrer Hallenbad in Betrieb genommen. Das Archivbild zeigt Bürgermeister Michael ...
Erst 2016 wurde das gasbetriebene Blockheizkraftwerk im Wehrer Hallenbad in Betrieb genommen. Das Archivbild zeigt Bürgermeister Michael Thater, den damaligen Stadtbaumeister Helmut Wunderle und Erich Götz, Geschäftsführer der Stadtwerke Wehr, sowie Michael Junghardt von der Energiedienst AG Rheinfelden.

Aktuell prüfe die Stadt, ein weiteres Nahwärmenetz im Bereich der oberen Werrachstraße zu installieren, wo durch den dortigen Geschosswohnungsbau Potential vieler privater Anschlussnehmer bestehe.

Von dort könne dann auch eine Leitung zum Hallenbad geführt werden, so Thater auf Nachfrage von Stadtrat Mathias Scheer, welche Möglichkeiten für das Hallenbad bestehen, Erdgas als Energieträger zu ersetzen.

Auch beim Strom will die Stadt einsparen – möglichst 25 Prozent seines bisherigen Verbrauchs. Potential sieht Thater bei der Straßenbeleuchtung, der Stadthalle, aber auch bei der Beleuchtung öffentlicher Gebäude. Diese werde spätestens im Herbst deutlich reduziert.

Jeder einzelne sei angehalten, seinen Energieverbrauch zu senken. „Wir gehen als Stadt mit gutem Beispiel voran.“

Das könnte Sie auch interessieren