Der Personalmangel macht sich auch in der Evangelischen Kirche immer stärker bemerkbar. Auf die ausgeschriebene 100-Prozent-Pfarrstelle für die Gemeinde Murg-Rickenbach-Herrischried haben sich bisher noch keine Bewerber gemeldet. Dies teilte der ehemalige evangelische Stadtpfarrer von Bad Säckingen, Winfried Oelschlegel, am Sonntag in der Gemeindeversammlung mit.

Er übernahm in Murg und den Hotzenwaldgemeinden die Vakanzvertretung, nachdem Pfarrer Martin Rathgeber im November 2024 nach Zell im Wiesental gewechselt war. Mittelfristig ist eine Fusion der drei evangelischen Gemeinden Wehr, Bad Säckingen und Murg-Rickenbach-Herrischried zum Kooperationsraum-West geplant.

Zukunft liegt in Kooperationen

„Es ist eine landschaftlich schöne Gemeinde, aber die fast 1700 Mitglieder leben weit verstreut in der Diaspora, und es bleibt eine Herausforderung, den Kontakt zu und zwischen den Gemeindemitgliedern herzustellen und den Zusammenhalt zu stärken“, erklärte Pfarrer Oelschlegel. Wenn Wehrs Pfarrer Peter Hasenbrink in absehbarer Zeit in Ruhestand geht, dann wird Bad Säckingens Stadtpfarrer Hans-Georg Ulrichs der einzige hauptamtliche Pfarrer in den drei Gemeinden sein.

Zwar kann die Kirche dank aktiver Pensionäre und der Prädikanten immer noch ein umfangreiches Gottesdienstangebot aufrechterhalten, aber die Zukunft liegt in der stärkeren Kooperation von Gemeinden bis hin zur Fusion. „Nicht jede Gemeinde muss alle Leistungen anbieten“, erklärte der stellvertretende Kirchengemeinderatsvorsitzende Jörg Martin.

Neues Modell für die Gottesdienste

Frühestens ab 2026 sollen die drei Gemeinden Bad Säckingen, Wehr sowie Murg-Rickenbach-Herrischried fusionieren, über die optimale Rechtsform werde noch beraten.

Im Sommer wurde bereits ein neues Gottesdienstmodell getestet, das seit diesem Jahr gilt: In jeder der drei Gemeinden finden am ersten, zweiten und vierten Sonntag im Monat sowie an kirchlichen Feiertagen Gottesdienste statt – in der Gemeinde Murg-Rickenbach-Herrischried sogar zwei, sowohl in Murg als auch in Herrischried.

Noch gibt es keine Bewerber für die Pfarrstelle der evangelischen Gemeinde Murg-Rickenbach-Herrischried. Im Bild die Kirche von Murg.
Noch gibt es keine Bewerber für die Pfarrstelle der evangelischen Gemeinde Murg-Rickenbach-Herrischried. Im Bild die Kirche von Murg. | Bild: Michael Gottstein

Am dritten Sonntag im Monat gibt es hingegen insgesamt nur noch zwei Gottesdienste in den drei Gemeinden, ausgenommen sind die Feiertage. Die Gläubigen müssen sich daher über Ort und Zeitpunkt der Gottesdienste informieren. Künftig soll es drei statt zwei Gemeindebriefe im Jahr geben, außerdem ist eine gemeinsame Homepage in Arbeit, und es wird eine App entwickelt.

Wer möchte Kirchengemeinderat werden?

Pfarrer Winfried Oelschlegel appellierte in der Versammlung an die Gläubigen, sowohl aktiv als auch passiv an der Kirchenwahl am ersten Advent teilzunehmen. Briefwahlunterlagen werden nur noch auf Antrag ausgehändigt und nicht mehr automatisch zur Verfügung gestellt. Er bat alle Gottesdienstbesucher, geeignete Persönlichkeiten anzusprechen.

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Derzeit gebe es sieben Kirchengemeinderäte, acht sollten es mindestens sein, weitere ein bis zwei wären willkommen. „Es ist eine schöne Aufgabe, da man viele Mitgestaltungsmöglichkeiten hat, aber das Amt ist auch mit Verantwortung und etwas Arbeit verbunden.“ Sehr willkommen sind auch Menschen, die ihre Talente in die Gemeindearbeit einbringen möchten, zum Beispiel Lektoren oder Helfer für das Austeilen des Abendmahls.

Wie sieht es mit den Finanzen aus?

Jörg Martin berichtete, dass die Gemeinde finanziell solide aufgestellt sei. Der Kindergarten wird nun über das Diakonische Werk Hochrhein verwaltet, was den Gemeindehaushalt entlastet. Die Rücklagen seien aufgestockt worden und die Gebäude in gutem Zustand.

Das Pfarrhaus in Murg ist saniert und wartet auf einen Nachfolger für Martin Rathgeber. In die Kirche von Herrischried wurde eine neue Heizung eingebaut, und in diesem Sommer sollen marode Balken an der Nordseite ersetzt und ein Wetterschutz angebracht werden, was insgesamt zwischen 16.000 bis 17.000 Euro kosten dürfte.

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