Werner Probst

Die Anklage gegen Bürgermeister Alexander Guhl anlässlich des Neujahrsempfangs der Bad Säckinger Narrenzunft war fast schon atemberaubend, doch das Urteil nach all den schweren Vergehen so milde, dass selbst der Schuldspruch dem Stadtoberhaupt ein herzhaftes Lachen entlockte. So wird Alexander Guhl lediglich am Zweiten Faißen während fünf Stunden mit dem Säckelmeister auf Sammeltour gehen müssen und bei der Fasnachtsverbrennung dem Oberhüller das Buch tragen müssen.

Proppenvoll war der Gallusturm am gestrigen Sonntag, die Gäste in voller Erwartungshaltung, ehe dann die Narrenzunft mit dem schwäbischen Deliquenten Alexander Guhl eintraf. Narrenpolizist Rüdiger Hoschke hatte stets ein wachsames Auge auf den zuvor im Rathaus abgesetzten und nunmehr verhafteten Bürgermeister Alexander Guhl, ehe dann die Anklageschrift verlesen wurde.

Unnachgiebig: Der Narrenpolizist und Ankläger Rolf Jehle (rechts) sorgten für die Amtsenthebung des Bürgermeisters
Unnachgiebig: Der Narrenpolizist und Ankläger Rolf Jehle (rechts) sorgten für die Amtsenthebung des Bürgermeisters | Bild: Werner Probst

Zunftmeister Rolf Meyer oblag es, die zahlreichen Gäste zu begrüßen und gleichzeitig sich bei allen Vereinen und Behörden für die tolle Zusammenarbeit bei der letztjährigen Fasnacht zu bedanken. Gerade für die gemeinnützigen Vereine und deren ehrenamtlich tätigen Mitglieder sei es immer wichtig, Freunde, Gönner und verlässliche Partner an seiner Seite zu haben.

In seiner weiteren Rede ging er aber auf die Frau des Bürgermeisters ein, in der Hoffnung, dass sie auch künftig noch Einfluss auf ihren Mann habe. „Aber ihr zwei lasst Euch ja immer was Neues einfallen um die Bürger von Bad Säckingen zu verwirren und zu manipulieren“, sagte Zunftmeister Rolf Meyer. So habe die Zunft erfahren, dass sie jetzt als Hypnotiseurin tätig sei, aber bei ihrem Mann dürfe sie ihr Können nicht ausprobieren, und schon kam Andreas Durchblick zum Bürgermeister, um ihn in Hypnose zu versetzen. Mit seinem Pendel wuchtete er vor den Augen des abgesetzten Rathauschefs, doch es gelang ihm nicht, die gewünschten Antworten von Alexander Guhl zu erhalten.

Chefankläger Oliver Jehle verlas die Anklageschrift gegen den abgesetzten Bürgermeister Alexander Guhl die Anklageschrift. Dass beim letztjährigen Neujahrshock des Bad Säckinger FC 08 der Bürgermeister auch dabei war, aber am Abend beim Konzert der Stadtmusik wegen Krankheit fehlte. Die Anschaffung eines Notstromaggregates für das Rathaus habe zwölf Jahre gedauert, ehe es für 40.000 Euro beschafft wurde, aber wahrscheinlich sei man voller Hoffnung gewesen, dass im Rathaus einmal die Lichter ausgehen könnten, was den Tatbestand von Verdunklungsgefahr erfülle.

Verkleidet: Der Joggele vom Maisenhardt, der Römer und das Sichenmännle präsentierten sich.
Verkleidet: Der Joggele vom Maisenhardt, der Römer und das Sichenmännle präsentierten sich. | Bild: Werner Probst

Weitere Anklagepunkte waren eine fahrlässige Personalpolik, der Poller auf dem Spitalplatz und schließlich der kluge Schachzug, die Vereidigung des neugewählten Bürgermeisters drei Tage vor seiner Absetzung zu terminieren. Redegewannt nahm Guhl zu den Anschuldigungen Stellung. So machte er beispielsweise klar, dass sein Aufenthalt auf der Insel Rügen eine Werbekampagne gewesen sei, denn er habe ein Trikot mit dem Bad Säckinger Wappen getragen.

Nach der Vorstellung der neuen Fasnachtsplakette wurde Christian Hausin mit dem Narrenkäpple 2020 ausgezeichnet, ehe Schriftführerin Karin Thoma den Fasnachtsaufruf verlas und Grußworte von der Landtagsabgeordneten Hartmann-Müller, von Dekan Peter Berg und René Leuenberger vom schweizerischen Laufenburg und Vertreter des VHSN erfolgten. Er überreichte der Säckinger Zunft neben Kulinarischem aber auch eine Maske für das Museum und erhielt im Gegenzug eine Urkunde für freien Eintritt zu den Narrenspiegeln.

Erfreut: Beim Neujahrsempfang der Bad Säckinger Narren konnte Zunftmeister Rolf Meyer (rechts) von René Leuenberger (links) eine Maske ...
Erfreut: Beim Neujahrsempfang der Bad Säckinger Narren konnte Zunftmeister Rolf Meyer (rechts) von René Leuenberger (links) eine Maske für die Ausstellung in Empfang nehmen. | Bild: Werner Probst