Auf das trockene Brot zum Wasser musste Bürgermeister Alexander Guhl während seiner Anklage im Rahmen des Neujahrsempfangs der Bad Säckinger Narrenzunft im Gallusturm am Sonntag verzichten. Doch hatte er genug an dem harten Brot zu kauen, das ihm Zeremonienmeister Oliver Jehle und Nebenkläger Dekan Peter Berg verabreichten.
Kater Hiddigeigei bekommt Gesellschaft
Die Anklage sah es als erwiesen an, dass der Bürgermeister das Ehrenamt mit seinem Wirken für die Stadt und dem damit verbundenen positiven Effekt für die Selbige vernachlässigt und teilweise mit Füßen getreten habe. Auch der Tatbestand des Versuchs, im Ehrenamt zu manipulieren, sah die Anklage als erwiesen an. Das Urteil: „Der Angeklagte Guhl wird dazu verdonnert, am Fasnachtsmontagumzug als Kater und seine Frau Kerstin als Kätzle mitzulaufen“, verkündete Zunftmeister Rolf Meyer.
Viele illustre närrische Gäste
Bevor die Verfehlungen auf den Bürgermeister hagelten, begrüßte der Zunftmeister zahlreiche Gäste. Unter ihnen befreundete Cliquen wie den Landschaftsvertreter Hochrhein der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), Albert Ebner, sowie Gäste aus der Politik und die kirchlichen Obrigkeiten in Person von Dekan Peter Berg und dem neuen evangelischen Pfarrer, Hans-Georg Ulrichs.

Der Dekan wurde von der Narrenzunft mit einer Urkunde für seine 25-jährige Pflege des Brauchtums in Form der Narrenmesse am Fasnachtssonntag im Münster ausgezeichnet. In Abwesenheit wurde auch der im vergangenen Jahr in den Ruhestand verabschiedete Leiter des Bad Säckinger Polizeireviers, Albert Zeh, geehrt. Die Ehrennadel in Bronze der VSAN erhielten in diesem Jahr Elke Noller und Thomas Lüber. Die Auszeichnung übernahm Landschaftsvertreter Albert Ebner persönlich.
„Man hatte ja die Hoffnung, dass die Krisen auf dieser Welt aufhören, aber leider hat sich die Situation nach Corona, Ampel-Regierung und diverser Kriege noch verschärft“, so Rolf Meyer. „Eigentlich sollte man meinen, dass die Menschheit aus den Fehlern der vergangenen Jahrzehnte gelernt hat um den friedvollen Umgang miteinander aufrecht zu erhalten und zu stärken“, leitete der Zunftmeister die Verlesung der Anklage ein. „Deshalb möchte ich euch gerne an dieser Stelle noch einmal die Wichtigkeit des Ehrenamtes und der Vereinsarbeit unserer Gesellschaft ans Herz legen.“ Leider hätten dies nach Meinung des Zunftmeisters noch nicht alle begriffen und so müssten sich die Vereine mit horrenden Kosten auseinandersetzen.
„Da sitzt er also wieder unser Buggi-Delinquent und tut wie immer so, als könnte er kein Wässerchen trüben. Aber dass er es faustdick hinter den Ohren hat, wird einem bei den nachfolgenden Anklagepunkten schnell klar“, mit diesem Worten eröffnete Zeremonienmeister Oliver Jehle die Anklage. So sei zwar endlich ein Dach am Hintereingang des Kursaals montiert, allerdings neben dem Eingang und unter die Hinterhofbeleuchtung, womit die Vereine immer noch im Regen und im Dunkeln stünden.
Besonders bitter aufgestoßen ist den Narren der Umgang der Stadt mit dem Ehrenamt. So geschehen bei der Hauptversammlung der Hochrheinzünfte im vergangenen Jahr. „Ein närrisch dekorierter und gut gefüllter Kursaal, in dem extra für dieses Event noch einmal das letztjährige Bühnenbild vom Narrenspiegel aufgebaut wurde, haben das schöne Bild abgerundet“, so der Zeremonienmeister. Der Bürgermeister habe sich selbst beeindruckt von der Veranstaltung gezeigt. „Aber, lieber Angeklagter Guhl – das Ehrenamt wird in Bad Säckingen immer teurer und so bald nicht mehr bezahlbar! Für eine Veranstaltung an einem Samstagnachmittag einen vierstelligen Betrag als Miete zu kassieren und sich im Anschluss auch noch mit dem Erfolg brüsten – das geht mal gar nicht!“
Es sollen wieder die Konfettis fliegen
Außerdem fordert die Zunft, das Konfettiverbot aufzuheben . „Viele befreundete Zünfte kommen deshalb nicht mehr zu unserem Fasnachtsmändigsumzug.“ Und auch die Kosten für die Vereine beim Brückenfest oder Weihnachtsmarkt sind ein Dorn im Auge. „Wenn das so weiter läuft – und des deutet sich die letzten Jahre leider schon so an – isch au des Fescht bald für d‘Chatz!“