Old habits die hard, heißt ein englisches Sprichwort. Was so viel heißt wie, dass es sehr schwer ist, alte Gewohnheiten abzulegen.

Das merke ich bereits nach einer Woche plastikfreiem Leben. Das Shampoo, mit dem ich bisher ganz zufrieden war – im Plastikbehälter. Mein Lieblingsmüsli – in Plastik verpackt. Die Gummibärchen – in der Plastiktüte.

Das neue Shampoo begeistert

Aber: das feste Shampoo macht mir die Haare mindestens genauso schön wie mein altes und duftet schön. Auch das Duschgel – ein Träumchen!

Bei den Lebensmitteln habe ich die Woche gemischte Erfahrungen gemacht: Brav bin ich diese Woche auch mit Tupperdose und Brotbeutel einkaufen gegangen – und bin bei den Gummibärchen dann doch schwach geworden.

Auch der Käse für die spontanen Käsespätzle, die sich die Kinder gewünscht haben, war im Supermarkt um die Ecke leider nicht plastikfrei zu bekommen.

Redakteurin Patricia Beyen versucht, einen Monat ohne Plastik zu leben.
Redakteurin Patricia Beyen versucht, einen Monat ohne Plastik zu leben. | Bild: Sandra Bonitz

Grillen ohne Plastik

Dafür war der Einkauf für die Geburtstagsgrillparty meines Sohnes am Wochenenden größtenteils von Erfolg gekrönt. An der Fleischtheke habe ich erst einmal meinen Korb voll Plastikschüsseln ausgepackt. Für den Verkäufer keine Neuheit mehr, erzählt dieser.

Den Grillmeister hat es auch gefreut: das Grillen aus der Tupperdose sei viel einfacher als mit herumfliegenden Plastikfolien, berichtet mein Mann.

Das Grillfleisch kommt in Tupperdosen statt in Plastikfolie. Denn Grillmeister freut es.
Das Grillfleisch kommt in Tupperdosen statt in Plastikfolie. Denn Grillmeister freut es. | Bild: Patricia Beyen

Erfolg und Versagen

Die Crème fraîche für die Flammkuchen, die sich mein Sohn spontan für den Kindergeburtstag wünscht, gibt es im Glas, für den Geburtstagskuchen gibt es Kuvertüre aus dem Unverpacktladen und selbst gemahlene Nüsse.

Ich scheitere jedoch am Flammkuchenteig – aus Zeitgründen entscheide ich mich für den fertigen. Nachhaltig sind zugegebenermaßen auch nicht unbedingt die Spiele der Kinder: beim Mumienwickeln gehen so einige Rollen Klopapier drauf.

Ist es so einfach?

Der selbst auferlegte Verzicht auf Plastik führt dazu, dass ich unseren Konsum generell hinterfrage: Was essen wir? Welchen Müll produzieren wir? Wo leben wir? Wie bewegen wir uns fort?

Der Verzicht auf Plastik ist nicht einfach: mein Mann meldet mir am Donnerstag, dass er schwach geworden ist.
Der Verzicht auf Plastik ist nicht einfach: mein Mann meldet mir am Donnerstag, dass er schwach geworden ist. | Bild: Patricia Beyen

Wenn ich das Auto brauche, um die schwerere, in Glas verpackte Milch zu transportieren, ist das dann noch so umweltfreundlich, wie wenn ich die leichtere Milch in Plastik mit dem Fahrrad einkaufe? Und was macht das mit meiner Zeit? Tatsächlich: die Male, in denen ich die Woche zu Plastik gegriffen habe, waren entweder alternativlos oder eine Zeitfrage.

Alle geben sich Mühe – auch weiterhin

Auch ist es viel schwerer, alten Gewohnheiten abzulegen, als gedacht. Zwar liebt mein kleiner Sohn die unverpackten Haferflocken. Der Große hingegen hat im Supermarkt darauf bestanden, gleich zwei Packungen seines Lieblingsmüslis in Plastikverpackung mitzunehmen. Und mein Mann hat sich zwar bereits erklärt, den Quark aus dem Glas zu probieren, musste dann aber zugeben, dass ihm der alte doch besser schmeckt.

Ich sehe mein plastikfreies Leben schon dahinschwinden. Noch gebe ich aber nicht auf. Vielleicht sollte ich aber auch strenger sein. Vor allem, was die Gummibärchen angeht.

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